Fußball 3. Liga:Der schlaue Vogel fängt den Wurm

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Daheim ist es kalt, Krähen verwüsten den Platz, die Vorbereitung dauert bereits sieben Wochen: Hachings Fußballer sind heiß auf die Reise nach Halle

Von Stefan Galler, Unterhaching

Offenbar wird es allerhöchste Zeit, dass es endlich wieder losgeht. "Ich hoffe sehr, dass wir spielen können", sagt Christian Ziege, "sonst kann ich einige meiner Spieler nächste Woche nach Haar bringen". Zur psychologischen Betreuung also. Der Trainer der SpVgg Unterhaching scheint einen gewissen Trainingskoller bei seinen Fußballern ausgemacht zu haben - weil die beiden ersten Partien des Jahres in Großaspach und zu Hause gegen Mainz II wegen schlechter Platzverhältnisse abgesagt werden mussten, dauert die Vorbereitung nun schon sieben Wochen. Abwehrspieler Benjamin Schwarz relativiert ein wenig: "Na ja, die Laune verliert man nicht", sagt der 27-Jährige, "aber selbstverständlich sind wir jetzt alle heiß auf den Wettkampf." Und der ist, wenn man dem Wetterbericht für Sachsen-Anhalt glauben darf, gesichert: Sonnenschein und acht bis zehn Grad über Null sind für Samstag prognostiziert, wenn Haching beim Halleschen FC gastiert.

Ziege hat seine Hausaufgaben offenbar gemacht: "Ich habe mir etwas zurechtgelegt und hoffe, es geht auf", sagt er. Details verrät der Fußball-Lehrer natürlich nicht. Heutzutage würden alle Nachrichten über das Internet verbreitet, da wäre es für die Verantwortlichen aus Halle ein Leichtes, an diese Informationen zu kommen. "Deshalb möchte ich es noch für mich behalten", sagt Ziege.

Nachdem Torwart Michael Zetterer (Werder Bremen), Mittelfeldspieler Florian Bichler (Rot-Weiß Erfurt), die kaum zum Zug gekommenen Ergänzungsspieler Jimmy Marton (1860 München II) und Marius Duhnke (Wacker Burghausen) sowie vor allem der gefährlichste Stürmer Andreas Voglsammer (1. FC Heidenheim) allesamt den Verein verlassen haben, sind die Karten im Kader neu gemischt. Auf der Torwartposition ist die Entscheidung gefallen: Stefan Marinovic, 23, geboren in Auckland, Neuseeland, und früher unter anderem für Wehen Wiesbaden, den FC Ismaning und TSV 1860 München II tätig, hat sich den Platz zwischen den Pfosten im Wettstreit mit Felix Ruml, 21, gesichert. "Natürlich ist es genauso wie bei einem Feldspieler: Wenn er Quark macht, muss man das überdenken", sagt Ziege. "Aber vorerst hat er volle Rückendeckung."

Bis auf die Langzeitverletzten Jonas Hummels und Sascha Bigalke (beide Reha nach Kreuzbandriss) sowie Josef Welzmüller (Sprunggelenk) sind wohl alle Spieler einsatzfähig, Ziege hat also durchaus Möglichkeiten, die ein oder andere Variante zu wählen. Einen oder mehrere Gewinner der langen Vorbereitungszeit will er jedenfalls nicht nennen: "Ich habe auch den Jungs schon gesagt, dass sie alle Gewinner sind. Und zwar, weil sie immer wieder mitziehen, auch bei Dingen, die keinen Spaß machen", sagt Ziege. "Trainer dieses Teams zu sein ist jedenfalls eine tolle Sache, weil man die Jungs nie anschieben muss."

Dabei war es in den letzten Wochen oft mühsam: Ein Trainingslager im Süden sparte sich der finanziell nicht auf Rosen gebettete Klub, die eigenen Plätze sind völlig zugeschneit. Zuletzt fuhren die Spieler ständig in Kleinbussen auf die Anlage des Landesligisten FC Deisenhofen, um dort auf Kunstrasen zu üben. Dabei wäre der eigene Hauptplatz im Sportpark sogar frei, seit vor rund zehn Tagen die Rasenheizung eingeschaltet wurde. Doch da ist diese leidige Krähenplage, über die man beinahe lachen könnte, würde es den Arbeitsalltag der Drittligaprofis nicht so empfindlich stören. Die Vögel finden wegen der ringsum geschlossenen Schneedecke nur schwer Nahrung - kaum war Hachings Spielfeld frei, rückten sie daher in Schwärmen an und zerfurchten mit ihren langen Schnäbeln den Rasen derart, dass das Mainz-Spiel von einer Platzkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abgesagt werden musste. In dieser Woche nahmen die Platzwarte der Gemeinde den Kampf auf, fünf Pappkameraden und sechs Eckfahnen wurden als Vogelscheuchen aufgestellt. "Die Viecher müssen intelligent sein, die schicken immer ein, zwei Späher, und wenn denen nichts passiert, kommt der Rest hinterher", stellt Hobby-Ornithologe Ziege fest. Neuerdings kämen die Vögel immer erst nach 16 Uhr, wenn die Platzwarte Feierabend haben. "Wir haben schon gewitzelt, dass wir die Stadionuhr verhängen, damit die nicht wissen, wie spät es ist", sagt Ziege.

Das Heimspiel gegen Mainz soll am Dienstag, 10. März, nachgeholt werden, die Partie bei der SG Sonnenhof Großaspach bereits am Dienstag, 24. Februar. "Es könnte ein Vorteil sein, diese beiden Spiele in der Hinterhand zu haben", sagt der SpVgg-Coach. "Einige, die hinter uns stehen, haben im neuen Jahr bereits gespielt und sind nicht an uns herangerückt."

© SZ vom 14.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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