Frauen-Fußball:Dem Rahmen angemessen

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Die Bayern-Frauen setzen sich gegen Wolfsburg durch: Sara Däbritz (rechts) leitet das 2:0 ein. (Foto: imago/Lackovic)

Dem FC Bayern gelingt gegen Meister Wolfsburg der entscheidende Schritt Richtung Champions-League-Qualifikation. Auch die internationalen Auftritte würden die FCB-Frauen gerne im neuen Campus austragen.

Von Nico Horn, München

Die Einstimmung auf dieses Spitzenspiel der Frauenbundesliga war klangvoll. Drei junge Musiker mischten sich unter die gut 2100 Zuschauer, die an diesem Sonntagnachmittag den allerersten Auftritt der Frauenfußballabteilung auf dem neuen FC-Bayern-Campus sehen wollten; es ging ja auch gegen den designierten Meister VfL Wolfsburg. Zwei Instrumentalisten spielten also Gitarre, einer trommelte, und gemeinsam mit den Fans stimmten sie die FC-Bayern-Vereinshymne an: "FC Bayern, deutscher Meister, du wirst niemals untergehen", heißt es in einer Zeile. Doch genau da liegt das Problem: Die Meisterschale wird in diesem Jahr zum zweiten Mal in Serie nach Niedersachsen und nicht nach München gehen - das war bereits vor Anpfiff klar.

Bedeutungslos war der 2:1(2:0)-Sieg der Bayern dennoch nicht. Er war nötig, um Platz zwei und damit die Qualifikation für die Champions League zu sichern. Weiterhin drei Punkte liegt der FCB vor dem SC Freiburg, der parallel in Jena gewann (4:0). Da auch das Torverhältnis klar für das Team von Coach Thomas Wörle spricht, kann aber schon vor dem Saisonabschluss in Frankfurt für die europäische Eliteliga geplant werden. Ein Unentschieden würde auch die letzten rechnerischen Gedankenspiele verbieten. "Für uns gibt es keinen Grund, nächste Woche nicht auf Sieg zu spielen", sagte Wörle dennoch.

Man werde nichts herschenken, hatte Wolfsburg versichert. Nach der Pause hielt der Meister Wort

Wolfsburgs Torfrau Almuth Schult hatte vor dem Spiel beim Dauerrivalen versichert, man werde sicher nichts herschenken. Klar war das längst nicht, schließlich mussten die Niedersachsen während der Woche die bittere 1:4-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Lyon verdauen. Ein erstes Anzeichen, dass Wolfsburg nach einer anstrengenden Saison nicht mehr 100 Prozent würde aufbieten können, lieferte Nationalstürmerin Alexandra Popp. Am späten Samstagabend analysierte sie als Expertin das Königsklassen-Endspiel der Männer. Sie saß dann auch erst mal gemeinsam mit Top-Torschützin Pernille Hader sowie den eigentlich zum Stammpersonal gehörenden Anna Blässe und Lena Goeßling auf der Bank.

Angesichts dessen wenig überraschend, dominierte Bayern vor den Augen von Nationaltrainer Horst Hrubesch von Beginn an. In der zweiten Minute prüfte Melanie Leupolz Schult zum ersten Mal, die anschließende Ecke hätte Abwehrspielerin Kristin Demann beinahe mit einem Volleyschuss ins Tor befördert. Das 1:0 durch Dominika Skorvankova (18. Minute), die vor einer Woche ihr drittes Pokalfinale nacheinander verloren hatte, war hochverdient. Sie setzte sich auf der rechten Seite durch und fand mit einem Gewaltschuss den Weg ins Tor. Drei Minuten später traf das personalisierte Pokal-Trauma den Pfosten, ehe Fridolina Rolfö nach einem Doppelpass mit Sara Däbritz auf 2:0 erhöhte (35.). Über noch mehr Gegentreffer im ersten Durchgang hätte sich beim designierten Meister niemand beschweren dürfen - sie blieben jedoch aus.

Schult bekräftigte hinterher, dass man sich keiner Wettbewerbsverzerrung schuldig gemacht habe: "Wir haben es den Kritikern gezeigt." An der Richtigkeit dieser Aussage ließ der zweite Durchgang, in dem zunächst Popp und später auch Goeßling eingewechselt wurden, keinen Zweifel. Schnell gelang den Wolfsburgerinnen der Anschlusstreffer. Bayerns Torhüterin Manuela Zinsberger war aus dem Tor, nicht aber an den Ball gekommen, so dass Zsanett Jakabfi nur noch einschieben musste (48.). Der VfL versuchte augenscheinlich noch mehr Druck auf Zinsbergers Tor zu entfalten, es gelang ihm aber erst in der Schlussphase wieder so richtig. Und hätte Minde in der Nachspielzeit freistehend vor Münchens österreichischer Torfrau die Nerven behalten, wäre der zweite Platz der Bayern vor dem letzten Spieltag wirklich noch in Gefahr. So aber rettete sich Deutschlands zweitbestes Frauenteam, das selbst noch einige Konterchancen hatte, über die Zeit.

Nach Abpfiff war Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch beeindruckt vom Stadion und dem gesamten Campus - sein Gegenüber Thomas Wörle pflichtete ihm bei. "Wir würden hier gerne öfter spielen", sagte er unmissverständlich in Richtung aller, die darüber zu entscheiden haben. Denn lieber als im zu großen und deshalb für die Frauen oft tristen Grünwalder Stadion würden er und seine Spielerinnen nächstes Jahr in dem kleineren Stadion auf dem Nachwuchsgelände spielen - ziemlich sicher auch in der Champions League.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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