Frauen-Eishockey:"Manchmal muss ich schmunzeln"

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Richtig gefeiert wird später: Der ESC Planegg nach dem entscheidenden 2:0-Sieg in Bergkamen; rechts vorne Ronja Jenike. (Foto: Stephan Zorn, ESC Planegg/oh)

Ronja Jenike spielt beim deutschen Meister Planegg, ist Pressesprecherin des DEB und die Frau eines Nationaltorwarts.

Interview von Johannes Schnitzler

Der ESC Planegg-Würmtal hat am vergangenen Wochenende die deutsche Meisterschaft im Frauen-Eishockey gewonnen, durch zwei Auswärtssiege beim EC Bergkamen. Mit insgesamt sieben Titeln seit 2008 sind die "Pinguine" deutscher Rekordmeister. Die Vorlage zum wichtigen 1:0 beim entscheidenden 2:0-Sieg im ersten Duell gab Verteidigerin Ronja Jenike, 27, Nationalspielerin und deutsche "Mrs. Eishockey".

SZ: Frau Jenike, wo haben Sie den Titel eigentlich gefeiert? Bergkamen ist nicht gerade als Zentrum des Nachtlebens bekannt.

Ronja Jenike: Dann waren Sie noch nie in Bergkamen feiern. Dort gab es ein Kellerlokal, das nannte sich "Erlebnisgastronomie".

Und dort ...?

Und dort konnte man Gastronomie erleben ... Wir haben natürlich in der Kabine kurz angestoßen. Aber wir hatten ja am Sonntagmorgen um 10 Uhr noch das zweite Spiel gegen Bergkamen ( 3:2 für Planegg, Anm. d. Red.). Außerdem liegt unser Fokus schon auf der Pokal-Endrunde am kommenden Wochenende in Memmingen. Ich hoffe, dass wir danach dann noch richtig feiern können.

Memmingen hat Ihnen in der vergangenen Saison den Meistertitel und den Pokal abgejagt.

Ja, den wollen wir auf jeden Fall wiederhaben.

Aber dann geht es auf die Piste.

Kurz. Wir treffen uns am Mittwoch schon wieder mit der Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die WM in Plymouth/USA. Mitte April sind wir zurück, und dann können wir hoffentlich endlich so richtig feiern.

Obwohl: Ihnen steht dann schon das nächste Großereignis bevor. Sie spielen ja nicht nur Eishockey ...

Nein, ich bin tatsächlich nicht Vollprofi im Frauen-Eishockey.

... aber bei den Männern, sozusagen: Sie sind Pressesprecherin des Deutschen Eishockey-Bundes. Am 5. Mai beginnt in Köln und Paris die Weltmeisterschaft, das größte Sportereignis in diesem Jahr in Deutschland. Der DEB und sein Co-Gastgeber Frankreich planen mit mehr als 600 000 Zuschauern. Sophie Kratzer, Ihre Teamkollegin beim ESC und beim DEB, und Sie gehören zum Organisationsstab. Wie schaffen Sie diesen Spagat?

Das muss man separat sehen. Das eine ist mein Sport, da bin ich selbst Spielerin. Die Kulisse ist kleiner, wir haben wenig bis gar keine Presse. Alles ist sehr familiär. Bei den Männern ist das ein anderer Modus: Dort sind alle Profis, Eishockey ist ihr Beruf, gespielt wird vor Riesenkulissen. Bei uns ist alles Leidenschaft, Freude, Spaß. Dort hat jede Entscheidung ganz andere Konsequenzen. Manchmal muss ich ein bisschen schmunzeln: Es ist derselbe Sport, aber die ganze Aufmerksamkeit ist komplett anders. Manchmal würde ich mir wünschen, dass sich der eine oder andere Journalist, der die Männer begleitet, sich auch mal zu den Frauen verirrt.

Nun ist Eishockey nicht nur ihr Hauptberuf und Hobby, Sie sind auch noch mit einem Eishockeyprofi verheiratet: Andreas Jenike, Nationaltorwart von den Nürnberg Ice Tigers, der früher für die Tölzer Löwen gespielt hat. Am Dienstag haben die Ice Tigers in Augsburg 0:4 verloren, im Viertelfinale steht es 2:2 - wie weit kommt Ihr Mann in den Playoffs?

Ich glaube, Nürnberg hat das Potenzial für das Finale. Sie müssen es nur abrufen. Wenn sie das nicht tun, ist Augsburg ein ziemlich, ziemlich schwerer Gegner.

Sie kommen beide aus Hamburg, Ihr Mann arbeitet in Nürnberg, Sie in der DEB-Zentrale in München - wo ist eigentlich Ihr Lebensmittelpunkt?

Unser Zuhause ist Hamburg. Unser temporärer Lebensmittelpunkt ist Nürnberg.

Und Sie pendeln täglich?

Ja. Aber ich mache auch ein paar Home-Office-Tage.

Falls Nürnberg den Titel holt, wären Sie das erste Eishockey-Ehepaar, das zugleich deutscher Meister ist.

Stimmt, das könnte passieren. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich werde jetzt gleich mal zu Hause anrufen und meinem Mann sagen, dass er sich besonders anstrengen soll.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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