Frauen-Basketball:Schub in der Entwicklung

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Nach dem Überraschungserfolg im Derby glauben die Hellenen an den Klassenerhalt

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Die Spielerinnen des BC Hellenen lagen sich in den Armen, ihre Fans feierten lautstark: 56:64 leuchtete auf der Anzeigetafel. Das bedeutete, dass die Gäste in diesem Stadtderby den Lokalrivalen Jahn München besiegt hatten. Für die Hellenen war es am achten Spieltag der zweiten Basketball-Bundesliga der erste Saisonsieg überhaupt, der Aufsteiger zog damit an Jahn München vorbei, das auf den vorletzten Platz abgerutscht ist.

Der Sieg der Gäste kam überraschend. "Jahn war eindeutig der Favorit", sagte Hellenen-Trainer Christian Maier, der erst seit drei Wochen im Amt ist. Der 26-Jährige räumte ein, dass der verletzungsbedingte Ausfall von Jahn-Topscorerin Magdalena von Geyr zu Beginn des zweiten Viertels den Spielausgang beeinflusst hatte. "Vielleicht haben die uns auch auf die leichte Schulter genommen", vermutete er. So oder so habe seine Mannschaft "super gekämpft und große Moral bewiesen".

Die Hellenen präsentierten sich an diesem Nachmittag - und das war die eigentliche Überraschung - als das spielerisch bessere Team. "Das Zusammenspiel hat wieder besser funktioniert", meinte Maier: "Die Offensive war ganz ordentlich, aber unsere Angriffe gehen mir noch zu langsam." Die Jahn-Spielerinnen waren schneller auf den Beinen, stürmten jedoch häufig kopflos nach vorne und vergaben ihre Chancen fahrlässig. "Wenn nur 25 Prozent unserer Würfe aus dem Feld ins Ziel treffen, kannst du in keiner Liga ein Spiel gewinnen", zog Jahn-Trainer Rüdiger Wichote ein nahezu vernichtendes Fazit. Tiefpunkt war die 27. Minute, als die Jahn-Spielerinnen einen 5:3-Überzahlkonter nicht mit einem Korberfolg abschließen konnten. Wichote nahm Auszeit um Auszeit, redete auf seine Spielerinnen ein, aber es nützte nichts. Die Hellenen, die zur Pause 34:26 vorne lagen, gewannen alle Spielviertel und schließlich das Match.

Jahn-Topscorerin Magdalena von Geyr (l.) muste verletzt raus, Sibylle Wessels (r.) verdiente sich ein Sonderlob von Hellenen-Trainer Christian Maier. (Foto: Johannes Simon)

"Wir wollten ihnen den Spielaufbau schwer machen und sie unter Druck setzen, aber nichts hat geklappt", sagte Jezabel Ohanian. "Immer haben bei uns ein, zwei Spielerinnen geschlafen." Die sonst so verlässliche 36-Jährige hatte selbst "einen rabenschwarzen Tag erwischt", wie Wichote beklagte: "Zwei Körbe bei 17 Versuchen aus dem Feld sind einfach schlecht." Aber auch bei Nicole Schmidt (3/14) und Mirela Damaschek (4/12) waren die Wurfquoten kaum besser. "Vielleicht war die Mannschaft durch den Ausfall von Maggie geschockt", vermutete Wichote. Der Trainer hofft, dass die Knieverletzung der 30-Jährigen nicht allzu schwer ist. Fällt von Geyr länger aus, wird Jahn München kaum von den Abstiegsplätzen wegkommen.

Hellenen-Trainer Maier zeigte sich nach dem Erfolg vom Klassenerhalt überzeugt: "Wir haben noch Luft nach oben", sagte er - und schloss sich selbst mit ein. "Ich entwickle mich wie meine Spielerinnen auch noch weiter." Maier lobte Eva Kriebel für ihr Aufbauspiel, Center Tanja Lehnert (16 Punkte) und Flügelspielerin Katharina Dathe (13). Ein Sonderlob bekam Sybille Wessels, die als ehemalige Jahn-Spielerin mit "besonderer Motivation" ins Spiel gegangen war, wie sie bekannte. Beim Jahn war die 26-Jährige nie Stammspielerin gewesen, bei den Hellenen ist sie es. Wessels stand fast die gesamten 40 Minuten auf dem Parkett, wollte ihre Rolle aber nicht überbewertet wissen: "Wir haben als Team gut funktioniert." Darauf wird es künftig noch mehr ankommen, denn Wessels kündigte ihr Karriereende an: "Das wird meine letzte Saison werden." Nach 21 Jahren Basketball wolle sie einen Schlussstrich ziehen, sagte die 1,85 Meter große Projektingenieurin. Es war der dicke Wermutstropfen im Freudenbecher der Hellenen.

© SZ vom 18.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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