Basketball:Chili con Neumann

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Basketball-Zweitligist BC Hellenen gelingt zweiter Saisonsieg

Von Andreas Liebmann, München

Chili zählt bekanntlich zu den Nachtschattengewächsen. Der Name entspringt der Sprache der Azteken, dem Nahuatl. Chili ist meist höllisch scharf, gelegentlich auch 1,83 Meter lang und wirft aus so ziemlich jeder Distanz - selbst von weit hinter der Dreierlinie. Letzteres gilt natürlich nur für Alexandra Lee Chili, einer US-amerikanischen Basketballerin in Diensten des Erstligisten Rhein-Main-Baskets. "Sie ist der Traum eines Trainers", schwärmt Christian Maier, Coach des Frauen-Zweitligisten BC Hellenen; weil sie nicht nur von außen treffe, sondern auch zum Korb ziehe, sei sie ein unberechenbares "Komplettpaket". Am vergangenen Sonntag wirkte Chili in München mit, als eine von zwei Erstligaspielerinnen, die die zweite Mannschaft der Rhein-Main-Baskets unterstützten. Und doch war Maier danach nicht nur von der 24-Jährigen angetan, sondern vor allem von seinem eigenen Team. Denn der BC Hellenen gewann sein Heimspiel. Es war erst der zweite Saisonsieg für den Aufsteiger, das 65:58 kam also überraschend.

Zumindest für den Rest der Liga. Für Maier eher weniger. "Ich habe klipp und klar gesagt, das ist eines der Spiele, die wir gewinnen wollen", erzählte er später, "da gibt es keine Entschuldigungen. Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn wir verloren hätten." So aber sei er "happy", das verabredete System habe funktioniert, in der Offensive habe sein Team einen guten Rhythmus gefunden, hinten sicher verteidigt und die Rebounds dominiert. Sogar vier Fastbreaks seien gelungen, mehr als in allen Partien zuvor. Nun haben die Hellenen vorerst den letzten Tabellenplatz verlassen, das ist gut fürs Selbstvertrauen, vielleicht aber auch viel mehr als das. Denn nur der Letzte steigt sicher ab. Ob auch der Vorletzte eine Liga nach unten muss, hängt von vielerlei Faktoren ab. "Deshalb war das ein wichtiger Schritt Richtung Klassenerhalt", sagt Maier. Auf den nächsten Schritt hoffe er kommendes Wochenende in Weiterstadt, und dann steht das Münchner Derby gegen die inzwischen enteilte TS Jahn München bevor. Von Untergangsstimmung sind die bislang häufig überforderten Hellenen jedenfalls weit entfernt.

Gegen die Rhein-Main-Baskets II zeigte sich das Team allerdings auch psychisch stabiler. 0:8 lag es zu Beginn zurück, Maier spürte viel Nervosität vor dem heimischen Publikum, er nahm eine Auszeit. Dann lief es plötzlich. Das erste Viertel endete 22:16, das zweite 13:9, um bis zu zwölf Punkte zogen die Münchnerinnen davon. So gut, dass Maier in der Pause schon fürchtete, "dass sie das jetzt zu locker nehmen". Doch das passierte schon deshalb nicht, weil die Gäste stärker wurden, vielleicht jetzt erst die Müdigkeit nach der langen Anreise richtig abgeschüttelt hatten - und im Schlussabschnitt plötzlich sogar knapp führten. Doch erneut ließen sich die Außenseiter nicht beirren, sie behielten auch an der Freiwurflinie die Nerven und holten sich den Erfolg. Sogar den direkten Vergleich mit dem Tabellenneunten haben sie somit gewonnen, sollte das mal wichtig werden.

Maier hob danach Tanja Lehnert hervor, eine der schnellsten Centerinnen der Liga, die 15 Punkte erzielt und gute Akzente gesetzt hatte. Und natürlich Ann-Kathrin Neumann und Katharina Dathe. Beide hatten sich redlich an Chili abgearbeitet und deren Wurfquote auf 34 Prozent gedrückt. Weshalb ihr 26 Punkte gelangen. Also: nur 26.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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