Football:Zweite Liga, zweiter Versuch

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München Rangers hoffen, aus ihren Fehlern gelernt zu haben

Von Christoph Leischwitz, München

Wenn Michael Arzberger sagt: "Wir haben Ohrfeigen bekommen", dann fragt man sich zunächst, ob die München Rangers masochistisch veranlagt sind. Denn jetzt wollen sie es schließlich gleich noch einmal versuchen gegen die starken Mannschaften aus Kirchdorf, aus Ingolstadt oder Wiesbaden. Dabei war die Premieren-Saison in der zweiten Football-Bundesliga im vergangenen Jahr gelinde gesagt schlecht und schmerzhaft verlaufen.

An diesem Sonntag starten die Rangers mit einem Heimspiel in die neue Spielzeit (15 Uhr Dantestadion), trotz allem - und es könnte erst einmal so weitergehen, wie es im vergangenen Jahr aufgehört hat: Eine einzige Partie von insgesamt 14 hatten die Rangers damals gewonnen. Kirchdorf, der Gegner am Sonntag, ist früher gestartet und hat bereits zwei Spiele gewonnen. "Wir sind Abstiegskandidat", das weiß auch der neue Cheftrainer Val Gunn. Warum also das Ganze?

Sie wollen doch erst einmal schauen, sagt Arzberger, wie viel sie aus den eigenen Fehlern gelernt haben. Zum einen sei es damals falsch gewesen, nur einen einzigen US-Amerikaner ins Team zu holen. Und mit dem damaligen Trainer Skip Albano habe man "voll daneben gegriffen", gibt Arzberger zu - dieser sei es nämlich nicht gewohnt gewesen, zu verlieren. Danach habe man sich "im Einvernehmen getrennt", allerdings sei es danach nicht mehr möglich gewesen, noch viel zu kitten. Nach dem sportlichen Abstieg fragte der Verband an, ob die Rangers nicht trotzdem in der zweiten Liga bleiben wollten - Darmstadt und Holzgerlingen wollten und konnten nämlich nicht. Sehr lange hätten sie sich dann im Verein mit dieser Frage beschäftigt, zumal sich andeutete, dass mehrere Stammspieler zum Stadtrivalen Munich Cowboys wechseln würden - bis zum Februar war deren Zahl auf elf Spieler angewachsen.

Der 47-jährige Val Gunn sei vielleicht "der beste Trainer, den die Rangers je hatten", freut sich Arzberger jetzt. Gunn versucht, die Spielzüge einfach zu halten, damit gerade zu Saisonbeginn Fehler minimiert werden können. Außerdem haben die Rangers jetzt nicht nur einen US-Spieler im Team, sondern dank einer wahren Verpflichtungs-Glückssträhne gleich derer sechs. Zunächst kamen in Quarterback Gabriel Fleming und Runningback Ryan Bass zwei erfahrene Offensivspieler, die allein schon im Zusammenspiel den Angriff beleben dürften. Fleming ist ein flexibler, athletischer Spielmacher, der sowohl gut werfen als auch den Ball selbst tragen kann. Bass ist als Passempfänger einsetzbar, zudem könnte er laut Trainer Gunn "zu einem der besten Runningbacks in Europa werden, wenn er gesund bleibt".

Über Facebook meldete sich dann Nathan Keith Kinney bei den Rangers, ein Abwehrspieler, der gerade um die Welt reist - und laut Arzberger gerne noch bis Herbst in München bleiben möchte, um dann aufs Oktoberfest gehen zu können. Der Abwehrspieler ist zwar aktuell verletzt und könnte gegen Kirchdorf noch fehlen. Doch mit seiner Hilfe kam in Erin Lucas gleich noch ein weiterer Amerikaner nach München, der laut Arzberger sogar seinen Flug selber zahlte. Harken Anthony Maguire und David Burnell sind zudem zwei Spieler, die bereits in Deutschland lebten. Insgesamt sei der Kader damit klar verstärkt worden, ohne dass man dafür viel Geld habe zahlen müssen. Das Erfahrungsgefälle im Team sei groß, sagt Gunn, "die erfahrenen Spieler müssen die Neuen unter ihre Fittiche nehmen". Er freue sich darauf, von den Gegnern unterschätzt zu werden. Der Vorsitzende Arzberger verspricht: "Wenn wir diesmal wieder Siebter oder Achter werden, wird uns so schnell niemand mehr in der zweiten Bundesliga sehen." Das klingt tatsächlich so, als hätten sie mehr vor, als nur die andere Wange hinzuhalten.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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