FC Unterföhring:Meilenweit weg

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Einsam und verlassen – und glücklich darüber: Völlig frei durfte Franz Hübl den Ball zum Tor des Tages in die Maschen köpfeln. Kein Unterföhringer Gegenspieler störte ihn. (Foto: Niels P. Joergensen)

Nach dem 0:1 in Dachau, der dritten Niederlage im vierten Spiel, steht der Regionalliga-Absteiger schon wieder am Tabellenende.

Von Christian Bernhard, Dachau

Dramatisch sei es nicht, so weit wollte Peter Faber nicht gehen. Aber "langsam wird's natürlich schon schlimm", sagte der Trainer des FC Unterföhring am Mittwochabend, als der Fehlstart des Regionalliga-Absteigers besiegelt war. Das 0:1 (0:1) beim TSV Dachau war die dritte Niederlage für den FCU im vierten Bayernliga-Spiel. "Mit einem Punkt bist du jetzt natürlich voll dabei", bilanzierte Faber. In der Tat: Unterföhring ist (bei einem Spiel weniger) punktgleich mit dem Tabellenletzten TuS Holzkirchen. Neben der bekannten Angriffsunwucht - der FCU bleibt mit zwei Treffern das harmloseste Team der Liga - offenbarten die Gäste in Dachau Probleme in der Defensive. Der TSV hätte bereits nach zwölf Minuten 2:0 führen können, wenn Fabian Lamottes Kopfball nach einer Ecke nicht an die Querlatte gegangen wäre (10.) und Christian Doll zwei Minuten später nicht unbedrängt aus 13 Metern am Tor vorbei geschossen hätte. "Die ersten dreißig Minuten haben wir total verschlafen", sagte Faber. "Wir waren meilenweit vom Mann weg. Alles, was wir vorher besprochen hatten, war wie weggeblasen."

Franz Hübl erzielte nach einer Ecke per Kopf das Tor des Tages (20.). Auch in diesem Fall hatte Faber keine Erklärung für die vielen Freiheiten, die Hübl im Strafraum genoss. "Obwohl wir genau das thematisiert hatten, steht er einsam und verlassen da hinten drin", sagte er. "Da sind wir selbst schuld." Unterföhrings einzige herausgespielte Torchance der ersten Hälfte vergab Leonard Mayer aus 15 Metern. Faber schüttelte immer wieder den Kopf und teilte seiner Mannschaft mehrmals lautstark mit, dass sie sich nicht so tief in die Abwehr drängen lassen solle. Er war aber nicht der einzige Unzufriedene. Dachau haderte trotz der Führung mit seinem zu komplizierten Angriffsspiel. "Wir hätten es vor der Pause viel besser ausspielen können", erklärte Lamotte.

Die Wende kam in der Pause. Faber stellte sich vor seine Mannschaft und stellte die Charakterfrage. "Wollt ihr euch so ergeben?", habe er seine Spieler gefragt. Die Antwort gaben sie auf dem Platz. Unterföhring war nun viel aggressiver und durch die Einwechslung von Nasrullah Mirza variabler im Offensivspiel. "Wir haben eine gute Reaktion gezeigt", meinte Faber. Belohnt wurde der Absteiger dafür allerdings nicht. Mayers Treffer (51.) wurde vom Schiedsrichter wegen eines angeblichen Fouls des Torschützen an Alexander Weiser aberkannt. Warum dieser Treffer nicht gegeben wurde, "das weiß keiner", haderte Faber. Die Szene blieb nicht die einzige umstrittene. In der 60. Minute stoppte Dachaus Merlin Höckendorff den schnellen Malcom Olwa-Luta mit einer Grätsche im Moment des Torabschlusses, nachdem er ihn zuvor laut Faber "klar behindert" hatte. Als sich Unterföhrings Trainer nach dem Abpfiff mit Schiedsrichter Steffen Grimmeißen unterhielt, habe dieser ihm gesagt, dass er auch hätte Elfmeter pfeifen können. "Davon können wir uns aber nichts kaufen", betonte Faber.

Von Dachau war in der zweiten Hälfte kaum noch etwas zu sehen. Lamottes "Mehr spielen"-Kommando verwehte in der Abenddämmerung. "Nach der Pause haben wir uns nichts mehr getraut", sagte der Spielertrainer. "Alle hatten Angst, dass noch was passiert, wir haben keinen Fußball mehr gespielt." Lamotte ärgerte sich, dass sein Team die wenigen Kontermöglichkeiten nicht konsequent nutzte. Mit dem zweiten Tor "wäre nichts mehr passiert, dann kannst du die zweite Hälfte auch komplett scheiße spielen", sagte er. Unterföhrings letzte Chance vereitelte Torhüter Maximilian Mayer, als er Olwa-Luta nach feinem Zuspiel von FC-Kapitän Andreas Faber mit beherztem Sprint stoppte (73.). Die Föhringer Chancenverwertung muss besser werden, am besten schon am Sonntag im Heimspiel gegen den TSV 1860 München II (14.30 Uhr). Der steckt mit vier Punkten ebenfalls im unteren Tabellendrittel fest. "Fakt ist, dass sie nicht auf dem Platz stehen, den sie wollen", sagte Faber. Er meinte die kleinen Löwen - es hätten aber genauso gut seine Spieler sein können.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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