FC Unterföhring:Eine Nummer zu klein

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„So reicht das auf dem Niveau hinten und vorne nicht“: Der FC Unterföhring stemmt sich vergeblich gegen die nächste Niederlage. (Foto: Claus Schunk)

Das 1:3 gegen Burghausen zeigt, dass Unterföhring den Anforderungen der Regionalliga noch nicht gewachsen ist.

Von Raphael Weiss, Kirchheim

Als 20 Minuten nach Spielende die Pressekonferenz beginnen sollte, war jeder Tisch im Wirtshaus zum Kelten, am Heimstettener Sportpark, voll besetzt. Doch damit es losgehen konnte, musste erst einmal der Fernseher leise gestellt werden, denn es war nicht die Presse- sondern die Bundesligakonferenz, die die Gäste ins Lokal gelockt hatte. "Schön, wenn es bei der PK mal voll ist", sagte Burghausens Trainer Patrick Mölzl sichtlich gut gelaunt. Bei Thomas Seethaler hörte sich das anders an: "Das war von vorne bis hinten nix", sagte der FCU-Coach, "am Montag werden andere Worte fallen, als immer diese netten. So reicht das auf dem Niveau hinten und vorne nicht."

Burghausens Fans haben mit dem Stadion zu kämpfen: Es ist zu klein für ihre Fahnen

Mit 1:3 Toren hatte der Aufsteiger gegen Burghausen verloren und ist damit auf Platz 18 in der Tabelle abgerutscht. Die Niederlage hätte noch sehr viel höher ausfallen können, in einem Spiel, das zeigte, dass die Regionalliga Bayern derzeit noch eine Nummer zu groß für Unterföhring ist. 350 Zuschauer waren bei schönstem Wetter in das Ausweichstadion des SV Heimstetten gekommen, die meisten von ihnen trugen Schwarz und Weiß - die Farben Burghausens. Die knapp 70 Ultras unter ihnen hatten vor allem mit der Spielstätte zu kämpfen. Ihre Fahnen waren schlicht zu groß für das Stadion. Immer wieder stießen sie ans Dach und hingen deshalb gefährlich nah an der Spielfeldbegrenzung.

Die Reise nach Kirchheim hatte sich für den Wacker-Anhang dennoch gelohnt, er sah einen guten Auftritt seiner Mannschaft. Von Beginn an fand die Unterföhringer Abwehr kein Mittel, um Burghausen in den Griff zu bekommen. Mit vier Offensivkräften - Martin Holek und Sascha Marinkovic im Zentrum und Manuel Omelanowsky und dem starken Tim Sulmer auf den Flügeln - zogen sie die Viererkette um Kapitän Andreas Brandstetter weit auseinander und schafften so immer wieder Räume für Eins-gegen-eins-Situationen und gefährliche Steilpässe in die Schnittstelle der Abwehr. Der FCU versuchte vor allen Dingen mit langen Bällen auf Philipp Schmidt Entlastung hinzubekommen - mit mäßigem Erfolg. Nur selten konnte sich der engagierte Neuling vom ASV Dachau im Duell gegen Innenverteidiger Christoph Buchner durchsetzen.

Allein in der ersten Halbzeit hatten die Burghauser genug Chancen, um das Spiel zu entscheiden. Die beste in der 25. Minute: Nach einer schönen Kombination des Offensiv-Quartetts traf zunächst Holek, nach Hereingabe von Omelanowsky, den Pfosten. Den Abpraller holte sich Marinkovic und zielte auf die selbe Stelle wie Sekunden zuvor sein Mitspieler. In der 17. Minute war Muhamed Subasic bereits mit einem Weitschuss an der Latte gescheitert.

Nach 40 Minuten stellte eine Ecke von Arthur Kubica den Spielverlauf komplett auf den Kopf. Die Hereingabe auf den kurzen Pfosten verwandelte Michael Kain zum 1:0 für Unterföhring. Doch die Führung hielt nur kurz. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kopierten die Burghauser Unterföhrings Treffer - mit Sulmer als Vorlagengeber und Holek als Vollstrecker.

Die Halbzeitpause bot den unterschiedlichen Fankulturen Gelegenheit zum Austausch bei Bratwurst und Bier: Ein Rentner mit Karo-Hemd und Unterföhring-Schal spricht mit einem oberkörperfreien Ultra mit Burghausen-Tattoo. "A Gaudi macht's ihr schon, aber des Getrommel nervt brutal." "Kann ich mir vorstellen, aber es gehört halt zum Ambiente." "Mei, ist trotzdem schön, dass ihr hier bei uns seid." Vorstadtklub trifft Traditionsverein.

In der zweiten Hälfte zeigten sich auch die Unterföhringer Spieler als gute Gastgeber. Immer wieder vertändelten sie den Ball leichtfertig im Spielaufbau, was die erfahrenen Burghauser natürlich bestraften. Nach einem Unterföhringer Ballverlust lief Marinkovic alleine auf FCU-Torwart Daniel Sturm zu, umspielte ihn und verwandelte ins leere Tor (52.). In der 78. Minute war es der eingewechselte Maick Antonio, der einen schwachen Pass von Masaaki Takahra nicht kontrollieren konnte und ihn in der Vorwärtsbewegung verlor. Wieder war Marinkovic der Nutznießer. 3:1 - die Entscheidung. "Das darf uns nicht passieren", sagte Seethaler und fügte an "Das Niveau ist deutlich, deutlich höher als in der Bayernliga, so etwas wird eiskalt ausgenutzt. Da tun wir uns noch ein bisschen schwer."

Nach der Niederlage findet sich Unterföhring auf den Abstiegsrängen wieder. "Das ist noch nicht der FCU, aber ihr könnt euch darauf verlassen, dass sich das ändert", sagte Präsident Faber, "jetzt müss' ma uns noch paar Tage gedulden, dann pack' ma Buchbach, die liegen uns."

Am nächsten Freitag soll es dann also endlich klappen, mit dem ersten Sieg in der Regionalliga Bayern für den FC Unterföhring.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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