FC Pipinsried:Wenig Zeit zu träumen

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„Keine Sekunde überlegt“: Torwart Roman Artes sagte spontan beim FC Pipinsried zu und bekam dann gleich einiges zu tun. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ersatz-Ersatz-Keeper Roman Artes rettet dem FC Pipinsried gegen Schwaben Augsburg einen Punkt.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

In der Kreisliga Ost Augsburg verlor der TSV Pöttmes am Sonntag das Spitzenspiel beim SSV Alsmoos-Petersdorf 1:2, der Tabellenzweite ließ damit wichtige Punkte auf den Ligaprimus BC Aichach liegen. So sieht der Alltag des Pöttmes-Trainers Roman Artes aus, der übrigens vor sieben Jahren als Torwart des BC seinen größten Erfolg feierte, den Aufstieg in die Landesliga. Doch vergangene Woche trug sich etwas gar nicht Alltägliches zu in seinem Fußballerleben, "ein Traum", sagt er. Völlig unerwartet bekam der 31-Jährige noch einmal die Möglichkeit, in der Bayernliga zu spielen, beim FC Pipinsried. "Ich habe keine Sekunde überlegt", sagte er am Samstag, während er sich nach dem Spiel die Tapes von den Fingern pulte. Als Torwart war er in den vergangenen Monaten teils wegen Verletzung, teils aus Zufall nicht zum Einsatz gekommen, sonst hätte der Transfer trotz Zusage des Pöttmes-Mäzens Rudi Eitelhuber gar nicht vonstatten gehen dürfen. Dem Bayernliga-Spitzenreiter fehlt seit drei Wochen Stammkeeper Johann Hipper, seit Dienstag auch Ersatzkeeper Sebastian Hollenzer - Bänderriss.

Der Mann aus der Kreisliga habe seine Sache gut gemacht. Das galt für seine Mitspieler weniger

Nun empfing der Erste den Tabellenletzten Schwaben Augsburg - was sollte da schon schiefgehen? Fast nichts, und zwar dank Arten. Denn der Not-Torwart hielt dem Spitzenreiter am Ende sogar noch einen Punkt fest beim überraschenden 1:1 (1:1). "Er hat seine Sache sehr gut gemacht", sagte Trainer Fabian Hürzeler später. Das konnte oder wollte er sonst über keinen der anderen Spieler sagen.

Lange sah es so aus, als ob der Favorit überhaupt keinen Torwart benötigen würde, oder höchstens, um Augsburger Fernschüsse aus der eigenen Hälfte aufzuhalten. In den ersten 20 Spielminuten führte Artes fünf Abschläge und einen Freistoß aus, sonst passierte vor ihm nichts. Als Paolo Cipolla in der sechsten Spielminute die dritte Pipinsrieder Großchance zum 1:0 verwertete, schien es ein ruhiger Traum zu werden für Artes. Aber der FC Pipinsried ist eben immer gut für eine und noch eine unvorhergesehene Wendung. Plötzlich flog eine scharfe Flanke in den Strafraum der Gastgeber, der regionalliga-erfahrene Angreifer Michael Geldhauser köpfelte, perfekt postiert, den Tabellenletzten zum Ausgleich. Artes traf keine Schuld (23.). Mit zunehmender Spieldauer kämpften sich die Augsburger immer mehr Mut an und kamen zu guten Chancen. Diese ließen sie teilweise tollpatschig liegen; einmal hatte Pipinsried aber auch großes Glück, wie später selbst Hürzeler anmerkte. In der 41. Minute hatte Dennis Hoffmann nach einem langen Ball das Laufduell mit Maximilian Löw verloren, dieser lief alleine auf Arten zu, kam aber zu Fall. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm. "Das hätte auch anders ausgehen können", sagte Hürzeler.

Er selbst stand diesmal wegen einer Zahn-OP nicht im Kader, obwohl die Ersatzbank wegen mehrerer Verletzter dünn besetzt war. Von denen, die auf dem Feld standen, war er spürbar genervt. Noch in der ersten Halbzeit habe man "vollkommen die Struktur verloren, da hat jeder wieder gemacht, was er wollte". Das "wieder" in diesem Satz ließ tief blicken, zumal der Spitzenreiter ja eigentlich unangefochten die Liga dominiert. In der zweiten Halbzeit erspielte sich der Favorit zwar ein Chancenplus, so traf der eingewechselte Pablo Pigl in der 83. Minute den Pfosten. Danach wurde Artes endgültig aus seinen Träumen gerissen. Er parierte einen Freistoß (86.) und dann in höchster Not in einer Eins-gegen-eins-Situation (87.), damit machte er einen krassen Fehler von Timon Kuko wett. Die Abwehr sah ohne den verletzten Christoph Rech nicht sehr sattelfest aus. So freute sich zumindest der andere Trainer: "Wenn wir so weitermachen, sind wir zuversichtlich, dass wir noch mehrere Punkte holen bis Weihnachten", sagte Halil Altintop. Der ehemalige Profi (Schalke, Frankfurt) hatte Ende September den Job übernommen, es ist seine erste Trainerstation.

"Keine Ahnung", sagte Arten dann noch auf die Frage, wie oft er noch gebraucht werde. Vermutlich noch zweimal, ehe Hipper wieder fit ist. Wenn es normal läuft, wird er also auch noch einen Bayernliga-Sieg verbuchen können. Womöglich ja schon im Derby am Samstag gegen 1865 Dachau.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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