FC Pipinsried:Fünf gegen Null-Fünf

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Rosa Wolke: Eine Gruppe Schweinfurter Fans tobt sich hier hinter Pipinsrieds Kapitän Thomas Berger aus, später machen sich die ungebetenen Zaungäste im Wortsinn vom Acker. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zum Ende der Hinrunde gelingt Pipinsried gegen Schweinfurt der erste Heimsieg. Womöglich verliert er aber Trainer Bender.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Nach dem 3:0 herrschte noch lange keine Erleichterung auf den Rängen, denn ein 3:0 in Pipinsried, das bedeutet erst einmal gar nichts. So riefen einige auch noch "Kämpfen, Pipi" oder "Konzentration!" aufs Spielfeld hinunter, die Rest-Nervosität war verständlich: Der FC hatte bis zum Samstag noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Und jetzt, ausgerechnet gegen den ungeschlagenen Tabellenzweiten, schien aber doch alles zu klappen. Nach dem 4:0 feierten dann sogar die größten Zweifler ("Soooo ein Taaaag..."), am Schluss hieß es sogar 5:0 gegen den FC Schweinfurt 05, auf der anschließenden Pressekonferenz im Vereinsheim wurde beim Verlesen jedes Tores noch einmal extra gejubelt. "Heute ist vieles gut für uns gelaufen", fasste Spielertrainer Fabian Hürzeler zusammen, überraschend sei der Erfolg für ihn nicht gekommen: Er sehe ja die offensive Qualität jede Woche im Training.

Und diese Offensive habe auf dem Feld zudem dafür gesorgt, dass die spielstarken Schweinfurter ihre Spielstärke nicht zur Entfaltung brachten. Zwar kamen auch die Franken zu Chancen, doch Pipinsried verzeichnete insgesamt ein klares Chancenplus. Vor der Pause stand es durch die Tore von Kasim Rabihic (aufgelegt von Amar Cekic, 42.) und durch Cekic (aufgelegt von Rabihic, 43.) fast noch zu niedrig 2:0. "Klar kommen dann die Gedanken hoch an Heimstetten", sagt Hürzeler - eine Woche zuvor hatte der FC dort eine 2:0-Führung noch verspielt.

Dass es diesmal anders kam, lag auch am umtriebigen Cekic. "Sieht man auf dem Platz, oder?", fragte der 25-Jährige, nachdem er erzählt hatte, dass Rabihic sein bester Freund sei - neben, aber eben auch auf dem Platz. Zusammen hatten sie schon in der Regionalliga West für Rot-Weiss Essen gespielt, gegen Schweinfurt konnte sich das Duo so richtig austoben. Auffällig ist, wie sie zusammen mit Marian Knecht auch in Unterzahl-Situationen immer wieder Gefahr entwickeln können. In der vergangenen Saison hatte sich Cekic für Memmingen entschieden, dort kam er aber kaum zum Zug, Pipinsried führte nun die beiden Techniker, die auch regelmäßig zusammen auf einem Kleinfeld kicken, wieder zusammen. Rabihic war dann auch am dritten Treffer beteiligt, den Cekic freistehend ins kurze Eck setzte (62.). Daraufhin zog er sich bei etwa fünf Grad Außentemperatur das Trikot aus, ließ sich feiern und Gelb zeigen. "Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Doppelpack erzielt", sagte er zur Begründung. Mit seiner eigenen Entwicklung sei er recht zufrieden, zumal ihm schon elf Torvorlagen gelangen, laut FC Pipinsried ist das Ligabestwert. "Er kann hier das eine oder andere machen, was er bei einem anderen Klub nicht machen kann", sagt Teammanager Roman Plesche über Cekic. Was er damit meint, ist klar: sich offensiv austoben. Auf diese Weise erspiele sich Cekic auch das nötige Selbstvertrauen. Ähnliches gilt auch für Marian Knecht, dem im Anschluss auch noch ein Doppelpack gelang (71., 73.).

Auffällig war aber auch, wer sich nach dem Spiel nicht feiern ließ. Während die Vereinshaus-Fans den Sieg beklatschten und begossen, lehnte ganz verborgen Trainer Manfred Bender hinter der Theke an der Wand. Der Ex-Profi coacht das Team seit Mitte September. Mitte der Woche gab er im Verein Bescheid, dass er vielleicht bald wieder weg ist: Bis Sonntagnachmittag war er einer von zwei Trainer-Kandidaten beim Drittligisten Fortuna Köln. "Ich sehe das ganz entspannt", sagte Bender am Samstag. Der zweite Kandidat ist Tomasz Kaczmarek, der zuletzt die Stuttgarter Kickers trainierte. Laut der Presse in Köln geht die Tendenz auch eher zu Kaczmarek. Sollte aber doch Bender den Vorzug erhalten, könnte er sofort anfangen - in Pipinsried handelt es sich nämlich lediglich um ein Handschlag-Engagement.

Nach dem Spiel hatte dann Schweinfurts Trainer Timo Wenzel eine unschöne Überraschung parat: Pipinsried habe völlig verdient gewonnen, Schweinfurt sei "untergegangen wie die Titanic", was ihm aber an dieser Stelle wichtig sei zu erwähnen: "Der Pipinsrieder Spieler Fadhel Morou ist von unseren Fans rassistisch beleidigt worden. Dafür entschuldige ich mich persönlich für den Verein. Wir distanzieren uns von diesen Leuten." Dafür bekam auch er einigen Applaus. Vom Verein hieß es später, dass wohl mindestens einer Person demnächst ein Stadionverbot zugestellt werde.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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