FC Pipinsried:Die Kirche bleibt im Dorf

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Wieder da, und wie: Fast immer, wenn Pipinsried gefährlich wurde, hatte Kasim Rabihic seine Füße im Spiel. Dann traf er auch noch selbst. (Foto: Toni Heigl)

Der FC Pipinsried feiert mit dem 2:0 bei Schalding-Heining seinen ersten Saisonsieg und bleibt betont bescheiden.

Von Jonas Kraus, Pipinsried

Daran, dass er am Nachmittag ausgelassen mit Spielern und Fans den ersten Saisonsieg feiern könnte, hatte Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler am Samstagmorgen noch keinen Gedanken verschwendet. Er wusste nicht mal, wie er überhaupt spielen sollte. "Ich bin aufgestanden und hatte den schlimmsten Muskelkater meines Lebens", erzählte er lachend, "ich hab erst mal gegoogelt, wie der weggeht". Fündig wurde er zwar nicht, doch auch ohne ein Wundermittel aus dem Internet ließ er den Schmerz hinter sich und führte seine Elf als Dirigent und Torschütze zu einem ungefährdeten 2:0-Sieg bei Abstiegskonkurrent SV Schalding. Damit bestätigt der FCP den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen und schaffte den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze in der Regionalliga Bayern.

"Mir geht es immer besser": Spielertrainer Fabian Hürzeler kommt langsam in Bestform

"Mir geht es immer besser", freute sich der 25-jährige Hürzeler. Nachdem er die Vorbereitung zu großen Teilen verpasst hatte, war er in der neuen Spielzeit noch nicht recht auf Touren gekommen. Die fehlende Fitness führte dazu, dass er sich auch mal freiwillig auf die Ersatzbank setzte. Wenn er dann spielte, streute er ungewohnte Fehlpässe in sein sonst sehr präzises Spiel ein. Davon war in Schalding nichts mehr zu sehen. Gewohnt ruhig und mit sauberen Zuspielen kurbelte er ein Spiel an, über das er später sagte, dass es phasenweise "etwas Einschläferndes" hatte. Das lag aber mitnichten an der Leistung seines FCP, der gleich zu Beginn Druck machte und nach vier Minuten durch Kasim Rabihic, 25, die erste Chance verzeichnete. Doch der Rückkehrer, der laut eigener Aussage erst bei 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ist, scheiterte an SVS-Keeper Markus Schöller. "Ein bisschen was fehlte noch", fand er. Das änderte sich in der 15. Minute, ausgerechnet bei einem der wenigen Angriffe, bei dem Rabihic seine Füße nicht im Spiel hatte. Über rechts tankte sich Michael Denz durch, bediente im Strafraum Amar Cekic, der die Übersicht behielt und den freistehenden Hürzeler sah, der keine Mühe hatte, seinen ersten Saisontreffer zu erzielen. Während Schalding-Coach Stefan Köck reichlich bedient war und seiner Abwehr vorwarf, sich den Gegentreffer "nur begleitend angeschaut" zu haben, freute sich Hürzeler über die "völlig verdiente Führung".

Danach schlief das Spiel ein. Man merkte beiden Teams an, dass sie sich in der Rolle des Underdogs wohler fühlen als in der, das Spiel gestalten zu müssen. Während der FCP seinen Vorsprung geschickt verwaltete und den SV Schalding vor allem in der eigenen Hälfte sehr entschieden attackierte, agierte die Heimelf offensiv ideenlos. Das einzige weitere Highlight in Halbzeit eins kam kurz vor der Pause erneut von Rabihic, als er mit einem stark getretenen Freistoß den noch stärker parierenden Schöller testete.

Hürzeler war damit absolut zufrieden: "Selten haben wir so wenig zugelassen." Die neue defensive Stabilität lag auch am zweiten Rückkehrer Luis Grassow, der in der Abwehr sehr dynamisch agierte und viele Situationen bereinigte, bevor sie gefährlich werden konnten. Aber nur an den beiden Neuen liege der kleine Höhenflug - einem 1:1 gegen Illertissen folgte ein 5:0 im Pokal gegen Unterföhring - nicht, betont Hürzeler: "Die zwei haben eine enorme Qualität, aber die Mannschaft findet sich insgesamt immer besser." Er habe stets betont, dass dieser Prozess Zeit brauche, "wir mussten 14 Neuzugänge integrieren".

In der zweiten Halbzeit hatten die 858 Zuschauer kurz den Eindruck, die Partie könnte kippen. Die Heimelf war nun besser im Spiel und erarbeitete sich zahlreiche Standardsituationen. Doch diese führten die Niederbayern derart unpräzise aus, dass die Hürzeler-Elf, die sich nur noch auf das Nötigste beschränkte, selten ins Schwitzen kam. Das einzige Mal, dass den 35 mitgereisten FCP-Fans kurz der Atem stockte, war in der 83. Minute, als Schalding-Stürmer Fabian Schnabel einen Drehschuss knapp links neben das Tor setzte.

"Das gibt noch mehr Auftrieb", sagt Pipinsried-Rückkehrer und Torschütze Kasim Rabihic

Zwei Minuten nach der größten Schaldinger Chance war das Spiel dann entschieden: SVS-Verteidiger Fabian Burmberger bekam im eigenen Strafraum den Ball an die Hand, Schiedsrichter Tobias Schultes zeigte sofort auf den Punkt. Rabihic ließ sich diese Chance nicht nehmen, verwandelte lässig links unten und bejubelte den ersten Treffer seit seiner Rückkehr. "Das Tor gibt mir noch mehr Auftrieb", sagte er, und betonte, dass es sich für ihn anfühle, als sei er nie weggewesen: "Wir waren letztes Jahr schon eine coole Truppe und sind es dieses Jahr wieder." Überbewerten wolle er den Sieg aber nicht, wie Fabian Hürzeler, der sich zwar über einen "schönen Sieg" freute, aber gleichzeitig betonte, die "Kirche im Dorf lassen" zu wollen: "Es liegt noch viel Arbeit vor uns."

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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