FC Ismaning:Zu elft zu ungestüm

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Umkämpft bis in die Schlussphase: Ismanings Andreas Brandstetter kann das 0:1 durch Jeremias Müller (rechts) nicht verhindern. Der Ausgleich für den FC fiel in der 88. Minute – durch einen Strafstoß des eingewechselten Bastian Fischer. (Foto: Sebastian Gabriel)

Sechs gelbe Karten, zwei Platzverweise: Ismaning beklagt nach dem turbulenten 3:3 gegen Schwabmünchen harte Schiedsrichter-Entscheidungen.

Von Christoph Leischwitz, Ismaning

An einem Wochenende mit Länderspielpause kommen zu einer Bayernliga-Partie auch mal Menschen angereist, die sonst Höherklassiges zu tun haben. Auf der Gegengeraden sitzt zum Beispiel ein junger 1860-Fan, weil sein ehemaliger Lehrer beim TSV Schwabmünchen spielt. Der Fan hat auf seinem Handy eine Groundhopper-App installiert, die anzeigt, wenn sich andere registrierte Groundhopper im selben Stadion befinden. Und da schau her: "Einer von St. Pauli ist auch da", sagt er. Diese vermutlich sehr objektiven Zuschauer sahen beim FC Ismaning ein hochinteressantes, in der zweiten Halbzeit sogar unterhaltsames Spiel; für die Anhänger beider Teams aber war es zum Haareraufen.

Im Grunde war der 3:3-Endstand gegen das Spitzenteam aus Schwabmünchen in jeder Beziehung glücklich. Trotzdem sagte Ismanings Trainer Mijo Stijepic trotzig: "Das sehe ich nicht so." Warum? "Wenn man die Schiedsrichterleistung heute sieht..." Ismaning hatte sechs gelbe Karten, eine gelb-rote und eine rote gesehen, dazu bekam Schwabmünchen einen Foulelfmeter zugesprochen. Wegen des Strafstoßes war Ismanings neuer Sportlicher Leiter Walter Werner sogar von der Trainerbank ins Sprecherbüro geeilt, um sich die Szene noch einmal im Livestream anzusehen. Jedenfalls war nach Meinung von Stijepic die Gelb-Rote keine Gelb-Rote, die glatt Rote war eine Gelb-Rote, der Elfmeter kein Elfmeter, und überhaupt sei der FC Ismaning chronisch benachteiligt. "Ich bin keiner, der reinplärrt", sagte der ehemalige Profi, und das stimmt auch. "Aber langsam reicht's. Ich warte seit zwei, drei Spielen, dass sich das langsam ausgleicht." Mittlerweile würden sich die Fehlentscheidungen schon deutlich auf dem Punktekonto bemerkbar machen.

Klare Fehlentscheidungen sind allerdings auf den Videoaufnahmen nicht auszumachen. Umgekehrt könnte sich allerdings der Eindruck einstellen, dass der Schiedsrichter schlicht die Geduld verlor mit den Ismaningern. Kapitän Maximilian Siebald etwa beging nach vier Minuten ein Foul, das auch schon gelbwürdig war. Es gab mehrere Aktionen, die die Gesundheit der Gegner gefährdeten. Laut Verbandsticker sah übrigens auch Werner Gelb.

"Manchmal habe ich das Gefühl, sie geben erst Gas, wenn sie wirklich gefordert sind."

Ein Beispiel dafür, wie es verbal zugeht, lieferte Ersatztorhüter Fabio Di Salvo. Der hatte beim Aufwärmen wegen Meckerns Gelb gesehen. Als er kurz vor Spielende zur Bank zurückkehrte, berichtete er: "Weißt du, was ich gesagt hab'? ,Was hast du denn für einen Auftrag?'- und dafür kriegt man Gelb?" Ja, kriegt man.

Nicht nur mit Fouls, auch rein spielerisch bringt sich Stijepics Team permanent in Situationen, die es erst einmal wieder ausbügeln muss. Als die Ismaninger noch zu elft spielten, waren sie klar unterlegen, wirkten lethargisch und ideenlos. Das sah auch Stijepic so. "Mit der ersten Halbzeit war ich nicht so zufrieden. Manchmal habe ich das Gefühl, sie geben erst Gas, wenn sie wirklich gefordert sind." Das 0:1 für Schwabmünchen durch Jeremias Müller (29.) war hochverdient, die Führung zur Pause hätte auch höher ausfallen können. Zumal Taijiro Mori die Blauen mit seiner Gelb-Roten bereits dezimiert hatte. Der Platzverweis ging auch in Ordnung (43.).

Doch dann vollzog Stijepic zur Pause einen Doppeltausch, wodurch für ein paar Minuten die ganze Mannschaft wie ausgewechselt wirkte. Bastian Fischer traf nach gut 80 Sekunden Spielzeit mit einem schönen Schlenzer zum Ausgleich (47.), Peter Schädler staubte nach einem Solo von Hugo Lopes gedankenschnell zur Führung ab (50.). Doch nur wenig später ließen die Ismaninger die Schultern auch schon wieder hängen: Nach dem umstrittenen Foulelfmeter wegen eines Remplers von Andreas Brandstetter verwandelte Serhat Örnek zum 2:2 (58.), dann sah Lopes nach einem rüden Foul die durchaus berechtigte rote Karte. Weil er zuvor Gelb gesehen hatte und die Ampelkarte ausblieb, ärgerte sich Stijepic vor allem, weil ihm Lopes am Freitag beim FC Ingolstadt II nun gesperrt fehlen wird.

In doppelter Unterzahl agierte Ismaning in einer Art 6-2-0-System vor dem eigenen Strafraum, fing sich das 2:3 durch Dominik Krachtus ein (71.) und schaffte es trotzdem, Nadelstiche zu setzen. Einen Foulelfmeter will Stijepic noch gesehen haben, als Fischer eine Riesenchance vergab. Dann kam der Pfiff, als Angelo Hauk schrie und fiel. Fischer verwandelte zum kaum mehr für möglich gehaltenen Ausgleich (88.). Er sei stolz auf seine Elf, sagte Stijepic. Doch eigentlich meinte er damit wohl nur die Neun am Schluss.

© SZ vom 14.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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