FC Ismaning:Ganz in Schwarz

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Latent orientierungslos: Die Ismaninger Mauer zeigt exemplarisch, dass derzeit nicht alle in eine Richtung blicken. (Foto: Alessandra Schellnegger)

1:4 gegen Sonthofen: FCI-Coach Elfinger vermisst bei einigen Spielern den Siegeswillen. Nach sieben sieglosen Spielen gerät nun auch der Trainer unter Druck.

Von Fabian Dilger, Ismaning

Die Abergläubischen unter Ismanings Fans hätten in Rainer Elfingers Kleidung ein böses Omen sehen können: Ganz in Schwarz, ausgenommen die Schuhe, erschien der Trainer am Spielfeldrand. Die unbeabsichtigte Trauerkleidung passte zum Spielgeschehen. Mit 1:4 verlor Ismaning deutlich gegen den 1. FC Sonthofen und ist damit vollends in die Krise gerutscht. Der FCI ist eines von zwei Teams in der Bayernliga ohne Sieg, lediglich drei Unentschieden stehen auf der Habenseite.

Aus den vorherigen beiden 1:2-Niederlagen konnte Ismaning wenigstens noch etwas Positives mitnehmen, Coach Elfinger machte lediglich mangelnde Zielstrebigkeit in der Offensive als Manko aus. Gegen Sonthofen konnte er fast nichts Erfreuliches sehen - was er auch an der Einstellung seiner Mannschaft festmachte. "Bei uns waren sechs, sieben Spieler, die das Spiel gewinnen wollten - bei denen elf", klagte Elfinger nach der Partie.

Auf einen Spieler, der bestimmt gebrannt hätte, musste Elfinger verzichten: Stürmer Angelo Hauk war in den schon länger feststehenden Urlaub gereist. "Der hätte Vollgas gegeben", glaubt Elfinger. Hauk war in der vergangenen Woche vom Vorstand explizit gelobt worden: Er sei "sowohl auf als auch außerhalb des Platzes äußerst positiv in Erscheinung getreten". Lob gab es auch für den Mann, der diesen Spieler verpflichtet hatte: den Technischen Leiter Florian Hahn. Nachdem Hahn in der bisherigen Saison ohne gültigen Vertrag weitergearbeitet hatte, gab der Verein jetzt die Verlängerung bekannt. Hahn solle mit Elfinger das Team "weiterentwickeln". Raum dazu gibt es. Der Trainer hielt seinen Spielern nach dem 1:4 etwa vor, man habe zu einfache Tore zugelassen, "x-mal" habe man bestimmte Situationen besprochen, sagte Elfinger, der allerdings nun ebenfalls verstärkt unter Druck kommen dürfte.

Was der Coach meinte: Gegen Sonthofen zeigte der FCI defensiv erneut Unsicherheiten. Falls der Plan war, über eine abwartende Spielweise die Unsicherheit in Selbstvertrauen zu verwandeln, dann war dieser nach einer Viertelstunde hinfällig: Zwei Tore fing sich der FC Ismaning direkt nacheinander. Nachlässigkeiten in der Abwehrarbeit waren in der bisherigen Saison immer wieder aufgetaucht. Beim ersten Tor stand Ismaning zwar wie beim Handball mit der halben Mannschaft um den eigenen Strafraum. Sonthofen konnte aber ein paar Mal ungestört versuchen, den Ball vor das Tor zu bringen - schließlich lief Kevin Haug ohne Begleitung in den Sechzehner und schloss ohne Probleme zur Führung ab. Noch krasser lief es eine Minute später: Verteidiger Dominik Hofmann bekam einen Rückpass in zentraler Position, unbedrängt sprang ihm der Ball vom Fuß. Gregor Mürkl lupfte die Kugel über Torwart Sebastian Fritz hinweg, der gerade im Vorwärtsgang gewesen war, ins Netz - 0:2.

Von Ismaning kam wenig Zwingendes, dabei ließ Sonthofen eigentlich genügend Räume offen. Der FCI zeigte einige Male spielerische Initiative, vor allem Mijo Stijepic hielt Bälle und verteilte sie über links, wo Taiki Fujita in den gegnerischen Strafraum kam. Ein solcher Spielzug leitete das Anschlusstor ein. Fujita wurde von Sonthofens Außenverteidiger Sam Buchmann im Laufduell umgegrätscht, den Elfmeter verwandelte Bastian Fischer zum 1:2 (24.). Mürkl stellte jedoch eine knappe Viertelstunde den alten Abstand wieder her (38.).

Nach der Pause zeigte Ismaning kurz Elan - Robin Volland wurde nach einer Hereingabe im letzten Moment im Abschluss gestört (48.) -, doch Sonthofen machte gleich klar, dass in diesem Spiel nichts mehr zu holen war. Taijiro Mori tauchte frei im Ismaninger Strafraum auf und brachte den Ball nur an die Unterkante der Latte, Burak Kesici war noch ungestörter, sein Heber ging jedoch am Pfosten vorbei. Die Vorentscheidung wäre schon damit möglich gewesen, sie kam dann mit zwanzigminütiger Verzögerung. Der starke Sonthofener Kapitän Manuel Wiedemann fing wie so oft in der zweiten Hälfte einen Angriff der Ismaninger ab und bediente Stürmer Haug. Der konnte den weiten Ball im Strafraum annehmen, ließ Innenverteidiger Markus Neuber stehen und schloss sicher zum 1:4 ins rechte untere Eck ab (75.)

Am Samstag wartet im TSV Dachau eines der bisherigen Top-Teams auf Ismaning. Womit Elfinger seinen Spielern paradoxerweise Mut machte: Gegen Teams, die selber das Spiel machen, habe man bisher gut mitgehalten.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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