FC-Bayern-Frauen:Unklare Verhältnisse

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Frust in Rot: Der MSV Duisburg bejubelt den Kopfballtreffer der 1,57 Meter großen Danica Wu zum 2:2-Endstand. (Foto: Foto2Press/Imago)

Die FC-Bayern-Fußballerinnen spielen nur 2:2-Unentschieden beim MSV Duisburg - kein gutes Omen vor der Länderspielpause.

Von Anna Dreher, München

Rein tabellarisch hatten die Fußballerinnen des FC Bayern München am Sonntag eine Aufgabe vor sich, die im Kopf mancher Spielerin vielleicht schon vorher erledigt war. Auch wenn das natürlich keine so sagen würde. Aber wer seit dem Ende der Winterpause zwei von zwei Bundesligapartien gewonnen hat, dadurch an der TSG Hoffenheim auf Platz zwei vorbeigezogen ist und damit wieder spielberechtigt wäre für die nächste Champions-League-Saison - der kann gegen einen abstiegsbedrohten Gegner wie den MSV Duisburg durchaus mit einem gewissen Selbstbewusstsein antreten.

"Wir werden versuchen, frühzeitig ein Tor zu schießen und das Spiel anschließend klar für uns zu entscheiden", sagte Linda Dallmann vor der Abreise über die Strategie beim Drittletzten der Bundesliga, der vor diesem 16. Spieltag mit elf Treffern gerade einmal so viele Male gejubelt hatte, wie der FC Bayern sich über ein Gegentor ärgern musste. Die Devise mit dem frühen Tor hatten dann aber zunächst die Duisburgerinnen besser umgesetzt und dem Favoriten von Beginn an gezeigt, dass die Verhältnisse vielleicht doch nicht so klar sein würden, wie gedacht: Sechs Minuten waren vorbei, als Stürmerin Antonia Halverkamps den Ball zur Führung über die Linie drückte. So kam schnell die Frage auf: Alles anders heute?

Die ruhmreichen Tage im Frauenfußball sind in Duisburg schon lange her. Drei Mal DFB-Pokalsieger (1998, 2009, 2010), ein Mal deutscher Meister (2000), ein Mal gar Gewinner des Uefa Women's Cup (2009) - und das mit bekannten Spielerinnen wie Inka Grings, Alexandra Popp oder auch der inzwischen bei Bayern spielenden Simone Laudehr und der heutigen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Seit der Insolvenz Ende 2013 aber und dem Wechsel zum MSV ist einzig die unangenehme und von Zweikampf- und Willensstärke geprägte Spielweise geblieben.

Davon bekam auch der FC Bayern am Sonntag ordentlich etwas zu spüren - auch wenn zunächst die Antwort auf den Rückstand gelang. Bayerns derzeit erfolgreichste Torschützin Jovana Damnjanović traf ausnahmsweise mal nicht selbst, sondern flankte den Ball präzise zu Kapitänin Melanie Leupolz, die in der elften Minute per Kopfball den 1:1-Ausgleich erzielte. Wie eine Befreiung wirkte sich das aber nicht aus, die Münchnerinnen zeigten zwar den klareren Spielaufbau und technisch weit besseren Fußball - das half ihnen aber letztlich auch nicht viel, weil sie entweder nicht konsequent genug im Abschluss waren, oder von den unnachgiebigen und extra motivierten Duisburgerinnen in allen möglichen Platzzonen gestört wurden.

Duisburg hätte dann sogar erneut in Führung gehen können, als FCB-Torhüterin Laura Benkarth mit vollem (unnötigen) Einsatz in einen Zweikampf zwischen Simone Boye Sørensen und Halverkamps eingriff, alle drei zu Boden gingen und lediglich ein Verteidigerinnen-Bein rechtzeitig zwischen das leere Tor und den Ball gestellt wurde (39.). Für die ausgeknockte Sørensen kam Carina Wenninger - und mit ihr nach der Halbzeitpause das nächste Tor: Freistoß Carolin Simon, Kopfball Wenninger. Der Ball prallte ans Bein von Duisburgs Julia Debitzki, von dort an den Pfosten, zurück ans andere Bein von Debitzki und ins Feld. Videobeweis? Gibt es in der Frauen-Bundesliga nicht. Die Schiedsrichterin entschied in der 67. Minute auf Tor, der FC Bayern jubelte und der MSV Duisburg verstand die Welt nicht mehr.

Und vielleicht war es also eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, was wiederum 20 Minuten später passierte, nachdem die Bayern motiviert von diesem Zwischenstand auf das nächste Tor pochten und sich Duisburg ihnen weiter entgegen stellte. Nach einer Flanke war es ausgerechnet die mit 1,57 Metern kleinste Spielerin auf dem Platz, Danica Wu, die den Ball rechts an Benkarth vorbei-, na?, köpfte!

Tabellenführer VfL Wolfsburg wiederum setzte sich mit 6:0 beim FF USV Jena durch, Hoffenheim gewann 4:1 gegen den SC Freiburg. Bayern bleibt also mit einem Punkt Vorsprung auf die TSG Zweiter. Es hätte dennoch eine bessere Verabschiedung in die Nationalmannschaftspause geben können für das Team von Trainer Jens Scheuer, eine, die mehr Selbstvertrauen gibt. Denn der nächste Gegner am 25. März heißt in der Champions League Olympique Lyon. Und der ist gerade mittendrin in seinen ruhmreichen Tagen.

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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