FC-Bayern-Frauen:Torlos gegen den Tabellenletzten

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Die Bayern-Fußballerinnen vergeben beim schwachen 0:0 gegen den Tabellenletzten Jena wichtige Punkte um den Meistertitel.

Von Anna Dreher, München

Nach etwa einer halben Stunde passierte das, was der FC Bayern München auch an diesem Tag zwar für möglich, aber eher nicht für erwartbar hielt. Und es war bezeichnend für diese Begegnung, dass die Situation überhaupt zustande kam. Vermutlich war sogar der Tross des angereisten FF USV Jena überrascht von sich selbst und dieser kleinen Sensation, die ihm am 17. Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga fast gelungen wäre.

Denn die Konstellation prognostizierte ja eigentlich sehr klare Verhältnisse, noch bevor am Sonntag überhaupt ein Ball im Grünwalder Stadion gespielt worden war: Der Tabellenzweite Bayern mit der besten Offensive der Liga traf auf den Letzten Jena mit der schlechtesten Defensive, dokumentiert mit jeweils 44 Toren. Von bisher 24 Begegnungen hatte Bayern 20 Mal gegen Jena gewonnen und noch nie verloren. Und wem diese Konstellation für eine Tendenz zur Vorhersage des Ergebnisses nicht genug war, der musste sich nur die vergangenen Resultate anschauen: Seit dem 0:2 beim SC Freiburg Ende Februar lauteten diese aus bayerischer Sicht wettbewerbsübergreifend 15:0, 8:0, 1:0, 4:0 und 3:1 - letzteres sicherte Bayern München gegen Turbine Potsdam den Einzug ins Finale des DFB-Pokals am 19. Mai, erstmals wieder seit 2012 und gegen den großen Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg.

Am Sonntag gegen Jena aber stand nach 95 Minuten ein 0:0 zu Buche, und dass in der 33. Minute nicht sogar ein 0:1 im Stadion angezeigt wurde, war gewissermaßen Glück für die Bayern. Jenas Stürmerin Tiffany Cameron war unbedrängt auf der rechten Seite Richtung Grundlinie gelaufen, spielte zum langen Pfosten auf Amelia Pietrangelo, die abzog. FCB-Torhüterin Manuela Zinsberger konnte diesen Schuss noch abwehren, allerdings direkt auf die unermüdliche Lisa Seiler, die schnörkellos aus kurzer Distanz traf - die Fahne der Linienrichterin aber ging nach oben: Abseits. Es blieb die gefährlichste Offensivaktion von Jena, das sich nach vorne gegen die dominierenden Münchnerinnen schwer tat, diesen aber mit einer undurchlässigen Abwehr auch viel von ihrer Dominanz nahm.

"Wir haben das Spiel natürlich kontrolliert. Was gefehlt hat, war die klare Aktion vor dem Tor", sagte Bayern-Trainer Thomas Wörle. "Dazu gehören zwei Mannschaften: Jena, das super verteidigt hat und wir, die vielleicht ein paar Prozent haben vermissen lassen." Denn obwohl sich das Spiel fast ausschließlich in der Hälfte des USV abspielte, war die Ausbeute von guten Chancen erstaunlich übersichtlich.

Die besten Möglichkeiten hatten Jill Roord (20./70./72. Minute) und Sara Däbritz (26.) - versucht hatten es am Sonntag aber gefühlt fast alle Spielerinnen des deutschen Meisters von 2015 und 2016. Weil in Strafraumnähe kaum was ging, versuchten sie es immer öfter aus der Distanz, hier fehlte dann die Präzision. Die Einwechslungen von Melanie Behringer (für Lucie Vonkova) und Nicole Rolser (für Mandy Islacker) nach einer Stunde belebten zwar das Spiel und erhöhten die Frequenz der Torschüsse. Von einem Sieg, der sich ins Muster der vergangenen Wochen einreihte, blieb der Tabellenzweite jedoch entfernt.

Die Auswirkungen der verlorenen Punkte bekam der FC Bayern München nicht unmittelbar zu spüren. Er bleibt erster Verfolger des Meisters von 2017, Wolfsburg, obwohl der drittplatzierte SC Freiburg gegen die TSG 1899 Hoffenheim und der Vierte Turbine Potsdam gegen den 1. FFC Frankfurt jeweils mit 1:0 gewonnen hatte. Bei 38 Punkten aus 17 Spielen sichert den Bayern nur die bessere Tordifferenz Platz zwei vor Freiburg. Dass aber Wolfsburg zwei Punkte mehr bei zwei Spielen weniger hat, schmerzte nach diesem torlosen Unentschieden dann schon. Denn dass der VfL am Mittwoch gegen Jena verliert, ist doch unwahrscheinlich - auch wenn das Team von Katja Greulich am Sonntag in München gezeigt hat, dass eine vermeintliche Favoritenrolle nicht zwingend zum Tragen kommen muss.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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