FC-Bayern-Basketballer:Ankunft des Traum-Schwiegersohns

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Für den FC Bayern München ist Maxi Kleber eine Investition in die Zukunft, Sympathieträger ist er schon jetzt. Trainer Pesic mahnt nach dessen erstem Kurzeinsatz gegen Bremerhaven zu Geduld

Von Ralf Tögel, München

Marko Pesic ist bemüht, sich bei Spielen zurückzuhalten, das gebietet allein seine Funktion als Geschäftsführer der Basketballer des FC Bayern. Als solcher gibt er Einschätzungen zur Situation meist vor den Spielen, im feinen Zwirn, aufgeräumt und smart. Denn Pesic weiß, dass gerne mal mit der Kamera auf ihn gehalten wird, es ist also ratsam, die Emotionen ein wenig zu kontrollieren. Am Sonntagabend aber, da brach für einen Augenblick der ehemalige Nationalspieler durch, der angespannte Funktionär. Denn es ereignete sich etwas Besonderes, etwas, auf das die Bayern lange haben warten müssen: Maximilian Kleber, den alle nur Maxi nennen, hatte seinen ersten Einsatz, spät in der Saison, weil sich seine Fußverletzung als sehr hartnäckig herausstellte. Und weil die Bayern keinerlei Risiko eingehen wollen.

Also ballte Marko Pesic kurz die Fäuste und schüttelte die Arme, als Kleber in seiner ersten Aktion den Ball mit einem krachenden Dunking in den Korb hämmerte. Kurz darauf schickte der Power Forward einen Drei-Punkte-Wurf durch die Reuse, Pesic lehnte sich genüsslich zurück. Um einen Augenblick später aufzuspringen, um am Spielfeldrand in Richtung Schiedsrichter eine Strafe zu fordern, Kleber war gerade gefoult worden. Dann, 4,48 Minuten später, war der Auftritt des Hochgelobten vorbei, Coach Svetislav Pesic beließ es bei einem ersten Hineinschnuppern. Der Rest war ein phasenweise recht zäh erstrittener Sieg, die Festigung des zweiten Tabellenplatzes, banales Tagesgeschäft. Der 96:86-Erfolg gegen die abstiegsbedrohten Eisbären Bremerhaven war kein spielerisches Glanzstück der Münchner Bayern, vielmehr ein solider Arbeitsnachweis eines Titelfavoriten, garniert mit der Rückkehr des lange vermissten Zugangs.

Natürlich war Kleber der gefragteste Mann des Abends, woran auch seine mit knapp fünf Minuten doch überschaubare Einsatzzeit nichts zu ändern vermochte. Da stand er dann und gab frisch geduscht seine Eindrücke zum gerade Erlebten den interessierten Pressevertretern preis. "Es war jetzt erst mal wichtig für den Kopf, dass ich gespielt habe", erklärte er, die Zeit des Wartens sei nicht einfach für ihn gewesen. Und ja, jetzt müsse man Schritt für Schritt nach vorne blicken, aber das sei Ermessenssache des Trainers. Was man halt in solchen Momenten öffentlich so sagt, als Angestellter eines Profiklubs.

Auch ohne große inhaltliche Tiefe war schnell klar, warum die Bayern so sehnsüchtig gewartet haben auf diesen Moment: Zum einen soll Kleber die Mannschaft mit seinen spielerischen Fähigkeiten verbessern, gilt er doch als äußerst variabler Flügelspieler, er ist trotz seiner Größe von 2,07 Metern sehr beweglich und athletisch zugleich, hat zudem einen präzisen Distanzwurf. Kleber ist auch wegen seines jungen Alters von 23 Jahren eine große Hoffnung für den deutschen Basketball, und für den FC Bayern München eine Investition in die Zukunft. Zum anderen präsentierte sich Kleber als ausgesucht höflicher und freundlicher junger Mann, Typ Traum-Schwiegersohn. Kleber könnte das Gesicht dieser Mannschaft werden. Er taugt bestens zum Sympathieträger, nicht umsonst liefen in Spielunterbrechungen immer wieder kurze Werbefilmchen mit ihm, beim Einlaufen bekam er den größten Applaus.

Auch Trainer Svetislav Pesic war mit Klebers Debüt zufrieden, er weiß, dass "Maxi der Mannschaft sehr helfen kann". Was man halt so sagt in solchen Momenten, als leitender Angestellter eines Profiklubs. Pesic machte aber auch keinen Hehl daraus, dass vor allem eines für seinen Hoffnungsträger wichtig sein wird: "Er muss Geduld haben, das ist die wichtigste Sache, bis er seine Form erzielt." Ansonsten war Pesic nicht uneingeschränkt zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft an diesem Abend, vor allem das dritte Viertel lag ihm schwer im Trainermagen: "Da haben die Spieler gedacht, sie haben das Spiel schon gewonnen", eine Einstellung, die dem ehrgeizigen Serben zuwider ist: "So etwas ist in der Bundesliga sehr gefährlich", sagte Pesic, denn zum einen ist die in den vergangenen zwei Jahren deutlich erstarkt, zum anderen haben Teams wie Bremerhaven in München nichts zu verlieren und spielten daher "mit hohem Risiko".

Sein Fazit bekam daher einmal mehr mahnenden Charakter: Er habe Überheblichkeit im Team erkannt, eine schlechte Eigenschaft auf dem langen Weg zu einer "kontinuierlich guten Defense". Im dritten Viertel war seine Unzufriedenheit deutlich an der Seitenlinie zu sehen und zu hören. Für die Emotionen ist beim FC Bayern der Trainer zuständig.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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