FC-Bayern-Basketballer:Alles bleibt anders

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FC-Bayern-Basketballer spielen mal wieder gegen Alba Berlin, nach Pokal und Eurocup dieses Mal am Sonntag zu Hause in der Bundesliga. Angesichts der Neuigkeiten um den Audi Dome gerät der dritte Vergleich innerhalb von acht Tagen fast zur Nebensache

Von Ralf Tögel, München

Dass die Woche nicht ereignisreich war, können die Basketballer des FC Bayern München nicht gerade behaupten. Und es wird nicht weniger stürmisch weitergehen, immerhin gibt es in Zeiten der Absage an das neue Hallenprojekt, dem verlorenen Pokalfinale und dem Unentschieden - einem Ergebnis, das im Basketball so häufig ist wie Schnee im Winter - eine Konstante: Berlin.

Denn Alba Berlin ist an diesem Sonntag erneut der Gegner der Bayern, dieses Mal wieder in der eigenen Halle. Womit schon ein Reizthema angesprochen wäre, der Dachschaden im Audi Dome. Bayerns Trainer Svetislav Pesic ärgert sich immer noch darüber, dass dieser technische Defekt, wie er in jedem Gebäude dieser Größenordnung vorkomme, die Berichterstattung über die zweifellos gute Organisation seines Klubs, sowie die starken sportlichen Ergebnisse seiner Mannschaft überlagert habe. Man dürfe nicht übersehen, dass dies Werbung für den Sport war. Tut auch niemand, allein das Malheur war trefflich geeignet, die Debatte über die geplante neue Multifunktionshalle im Olympiapark in Erinnerung zu rufen, die mittlerweile ordentlich befeuert ist. Denn am Donnerstag ist die Vereinsführung des FC Bayern München um Präsident Karl Hopfner und Vizepräsident Rudolf Schels, der den Bayern-Basketballern vorsteht, mit der Erklärung an die Öffentlichkeit getreten, dass sich der Münchner Großklub aus den Verhandlungen um eine geplante Nutzung der Halle zurückzieht. Die Karten müssen neu gemischt werden, denn dem Investor Red Bull, der bereits den Zuschlag von der Stadt München für den Bau einer Halle mit einer Kapazität von 10 000 Zuschauern bekommen hat, fehlt nun ein potenzieller und potenter Mieter in seinen Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Die Österreicher machen das, was sie immer zu tun pflegen: Sie äußern sich nicht. Folglich ist alles wieder offen.

Anton Gavel und seine Kollegen mühten sich. (Foto: imago)

Dafür haben die Bayern fürs erste Planungssicherheit. Der Audi Dome, den der Klub bereits für fünf Millionen Euro saniert und zu seiner Heimstatt gemacht hat, wird weiter aufgehübscht. Nach reiflicher Überlegung, so Hopfner, sei der FCB aus den Planungen einer neuen Halle ausgestiegen, Grund sei das "zu hohe wirtschaftliche Risiko". Damit meinte Hopfner die Hallenmiete, unausweichliche Terminüberschneidungen mit dem EHC München sowie eine von den Österreichern anvisierte lange Bindung. Daher die Entscheidung, "in den Audi Dome zu investieren und diesen langfristig als Heimat unserer Basketballer zu etablieren".

Und die Musi spielt dazu: Als es von der Decke tropfte, schickten die Bayern eine Blaskapelle auf's Parkett. (Foto: imago)

Trainer Pesic jedenfalls begrüßt das Ganze und erinnert daran, dass er schon seit zwei Jahren von derlei Plänen wisse. Denn es stand nie zur Debatte, dass der Audi Dome den Basketballern als Standort für die wichtige Jugendabteilung sowie als Trainingshalle und Ausweichort für Profispiele in spielfähigem Zustand gehalten werde, erklärt Geschäftsführer Marko Pesic. In die strategische Entscheidung, nicht weiter mit Red Bull zu verhandeln, sei die Geschäftsführung der Basketballer nicht direkt involviert gewesen: "Das hat jetzt das Präsidium entschieden." Die Basketballer jedenfalls seien ohnehin ständig dabei, die Situation im Audi Dome zu verbessern. Nun kann man größer denken. Es gehe um den Komfort für Zuschauer und Mannschaft, ein begehbarer Fanshop sei angedacht, Verbesserungen im Hallenumlauf und einiges mehr. Kernpunkt freilich ist die Erhöhung der Zuschauerkapazität von derzeit 6700 auf mindestens 8000. Die Umsetzung könnte in der Sommerpause erfolgen, noch aber gebe es Gespräche mit der Stadt, so Marko Pesic, "die Prozesse laufen momentan".

Uli Hoeneß beobachtete einmal mehr interessiert das Spiel. (Foto: imago)

Es gibt aber einen weiteren Punkt, der noch in diesem Jahr weitere Bewegung in die ganze Debatte bringen könnte, genauer gesagt eine Person: Uli Hoeneß, bekanntermaßen größter Unterstützer und Förderer des Basketball-Projekts in München, wird am Dienstag aus der Haft entlassen. Er will sich zwar erst im Sommer zu seiner Zukunft äußern, denkbar ist, dass er Hopfner als Präsident des FC Bayern ablösen wird. Zuletzt war Hoeneß häufig im Audi Dome, um sich Spiele anzusehen. Keine uncharmante Variante für die prosperierende Abteilung, wie Trainer Svetislav Pesic auf Nachfrage bestätigt. Hoeneß habe "immer Interesse gezeigt, wenn ich ihn getroffen habe", so Pesic, "er ist ein großer Freund und Unterstützer der Mannschaft." Pesic sei sich zu 100 Prozent sicher, dass "es für den Verein wichtig ist, dass er wieder da ist".

Offenbar hofft der Trainer dann auf mehr finanziellen Zuspruch von Seiten der Vereinsführung, denn die Basketballer hätten den "größten Verein der Welt" stets würdig vertreten. Das Personal habe "viel Arbeit und Enthusiasmus investiert, Opfer gebracht, aber "wir brauchen ein bisschen Geld". Denn in dieser Hinsicht denkt Pesic immer groß, der 66-Jährige will auch an seiner vermeintlich letzten Station Titel gewinnen, wofür er zusätzliche Qualität im Kader benötige. Gerade derzeit werden die Bayern immer wieder von Verletzungen gebremst, ob Maxi Kleber am Sonntag gegen Berlin spielen kann ist fraglich, Nihad Djedovic wird sicherlich fehlen.

Dennoch ist der Trainer zu "100 Prozent überzeugt, dass wir gewinnen". Einer besonderen Vorbereitung auf den Gegner bedarf es nicht, das Reboundverhalten unter dem eigenen Korb sei der Schlüssel gegen die physisch starken Berliner, sowie die daraus resultierenden Punkte aus dem schnellen Umschaltspiel. Und gerade dafür wäre Kleber wichtig, ob er spielt, wird kurzfristig entschieden, sagt Pesic. Ob der nach wie vor angespannten Personalsituation überlegen die Bayern auch noch, einen Spieler zu holen. Bis Sonntag, 24 Uhr, läuft die Wechselfrist, "wir haben noch 48 Stunden, mal sehen, was passiert", sagt Geschäftsführer Marko Pesic. Einen Schnellschuss werde es aber nicht geben, "das muss schon zu uns passen", betont Pesic. Das Geld dafür sei jedenfalls da.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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