FC Bayern Amateure:Nach der Gedächtnisauffrischung

Lesezeit: 3 min

Schnell dazugelernt: Sebastian Hoeneß führte den FC Bayern II von Platz 14 auf Platz eins. (Foto: Christian Schroedter/imago)

Das taktische Rezept des FC Bayern II gegen Chemnitz geht auf - allerdings erst, als es die Mannschaft mal ausprobiert.

Von Felix Haselsteiner, München

In der Halbzeitpause, sagt Sebastian Hoeneß über sich selbst, hört er gerne auf sein Bauchgefühl. Die Ansprache an seine Mannschaft passe er an den Spielverlauf an, beim Heimspiel gegen Uerdingen vor einigen Wochen zum Beispiel sei er nicht ganz zufrieden gewesen, aber habe seine Mannschaft damals "eher beruhigen wollen". Am Samstagnachmittag wählte Hoeneß eine andere Ansprache, es sei diesmal "etwas lauter" geworden in der Kabine der kleinen Bayern. "Es war ein unangenehmes Spiel, weil der Gegner sich tief hinten reingestellt hat, aber auf die Situation hatten wir die Mannschaft vorbereitet. Das mussten wir daher etwas deutlicher ansprechen", sagte Hoeneß nach dem 2:2 im Heimspiel gegen den Chemnitzer FC. Zufrieden wirkte der Münchner Trainer nicht, was vor allem mit der schwachen ersten Halbzeit zu tun hatte.

Die Münchner liefen mit zwei Veränderungen in der Startformation gegenüber dem 2:1-Auswärtssieg in Halle auf. Für den angeschlagenen Fiete Arp rückte Leon Dajaku auf die Flügelposition, in der Viererkette verteidigte Josip Stanisic statt Alphonso Davies, der mit den Profis zum Bundesligaspiel gegen Schalke gereist war. Die Münchner taten sich über die gesamte erste Hälfte weg schwer mit den kompakten Chemnitzern, die im 5-4-1-System in den ersten zwanzig Minuten fast ausschließlich in der eigenen Hälfte auf die Angriffe warteten. Die kamen, allerdings meist mit unpräzisen letzten Pässen: Kwasi Wriedt hatte in der 23. Minute eine der wenigen Abschlussgelegenheiten. "Mit Ball waren wir pomadig und unklar in unseren Aktionen, das hat Chemnitz in der Defensive in die Karten gespielt", kommentierte Hoeneß die erste Halbzeit. Immerhin die Münchner Defensive ließ sich nicht in Konter locken, Chemnitz' einzige hochkarätige Gelegenheit war ein Freistoß wenige Minuten vor der Pause.

Es folgten: eine Halbzeitansprache, ein Wechsel (Jannik Rochelt für den verletzten Außenverteidiger Stanisic) und dann ein schneller Gegentreffer. In der 47. Minute hatte Chemnitz auf der linken Seite zu viel Freiraum, die Flanke erreichte in der Mitte Daniel Bohl, der per Kopfball das etwas überraschende 0:1 erzielte.

Doch die Münchner zeigten eine starke Reaktion. Unabhängig vom Rückstand zeigte sich nach der Pause schnell, dass Hoeneß' Ansprache fruchtbar war: Rochelt rückte als Außenverteidiger nun weiter auf, wodurch Sarpreet Singh zentraler spielte und mehr in den Zehnerraum eindringen konnte. Genau dort erkämpfte sich der Neuseeländer in der 53. Minute den Ball und steckte ihn mit einem sehenswerten Pass auf den einlaufenden Dajaku durch, der ins Eck einschob. "Genau das ist von Anfang an die Idee gewesen", sagte Hoeneß: "Mit dem hoch stehenden Außenverteidiger hatten wir in der zweiten Halbzeit dann mehr Überzahlsituationen."

Es blieb nicht nur bei der schnellen Antwort, die Bayern wirkten nun wesentlich agiler und kreativer, je näher sie dem Chemnitzer Tor kamen. Vor allem Singh und Wriedt fanden Lücken - in eine davon stieß in der 64. Minute Rochelt vor und musste nach einem Querpass des Ghanaers nur noch zum 2:1 einschieben. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient, hatten sich die Münchner in der zweiten Halbzeit doch merklich verbessert, wenn auch weiterhin die letzte Aktion vor dem Tor erfolglos blieb: Singh scheiterte in der 76. Minute an Torwart Jakub Jakubov, Wriedt stand zweimal nach guten Zuspielen knapp im Abseits. "Wenn die Bayern in dieser Phase das 3:1 schießen, wird es für uns nichts mehr mit dem Punkt", gab Gästetrainer David Bergner zu.

So jedoch blieb Chemnitz im Spiel - und gefährlich: Wieder von links flog in der 85. Minute eine Flanke in den Münchner Strafraum, wo David Tuma zum 2:2 einschoss. Vom späten Ausgleich konnten sich die Bayern nicht mehr erholen, doch die zweite Hälfte sei ohnehin nicht das Problem gewesen, urteilte Hoeneß: "So wie in den ersten 45 Minuten möchte ich nicht mehr auftreten. Da werde ich in der kommenden Woche ein wenig auf Ursachenforschung gehen müssen." Resultate sind spätestens am kommenden Samstag zu erwarten: Dann steht das Derby gegen die SpVgg Unterhaching an.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: