Faustball:Übertrittszeugnis

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Sie haben alles probiert gegen Tabellenführer Waldrennach, gereicht hat es für Unterpfaffenhofens Faustballer (re. Sebastian Hanf) aber nicht. (Foto: Günther Reger)

Unterpfaffenhofens Faustballer steigen nach drei Jahren aus der zweiten Liga ab - auch, weil viele Spieler ihr Studium beendet haben.

Von Jonas Kraus, Germering

Mangelnden Kampfgeist kann man den Zweitliga-Faustballern des TSV Unterpfaffenhofen-Germering sicher nicht vorwerfen. Obwohl sie am vergangenen Samstag in ihrer Halle den Spielern des bislang ungeschlagenen Tabellenführers TV Waldrennach gegenüberstanden, hechteten die Gastgeber nach jedem Ball, auch wenn dieser noch so unerreichbar schien. Der Spitzenreiter wirkte überrascht vom Auftreten des Tabellenvorletzten; der erste Satz ging mit 11:4 gar an Unterpfaffenhofen. Dann aber drehte Waldrennach auf und platzierte die Bälle immer wieder präzise in die freien Räume, mal druckvoll, mal langsam, oft unerreichbar. Die folgenden drei Sätze sicherte sich der Favorit, am Ende hieß es also 1:3. Da gleichzeitig Illertissen den TV Augsburg besiegte, war der befürchtete Abstieg des TSV Unterpfaffenhofen-Germering in die Bayernliga besiegelt. Der 3:2-Sieg im abschließenden Spiel gegen den Tabellenletzten SV Kubschütz änderte daran nichts mehr.

Die Prioritäten der Spieler haben sich verschoben - und zwei Ausfälle waren zu viel

Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Sowohl die Spieler als auch die Zuschauer hatten damit gerechnet, dass es nach drei Jahren in der zweiten Liga wieder hinuntergehen würde, zu schlecht war die Ausgangslage vor dem abschließenden Spieltag. Und sowieso, den Ligaverbleib habe man nicht am Samstag verspielt, sondern im Laufe der Saison. "Jeder hat diese Hallensaison unter seinem Niveau gespielt", resümierte Spielertrainer Martin Langosch. Dieser Leistungsabfall überrascht ihn aber nicht, die Erklärung liege auf der Hand: Die Prioritäten seiner Spieler hätten sich verschoben. "Jeder von uns ist mit seinem Studium fertig und tritt ins Arbeitsleben über, da bleibt nicht mehr so viel Zeit fürs Training." Selbst wenn mal alle Spieler Zeit fürs Training haben, sind die Möglichkeiten in Germering begrenzt. Lediglich einmal pro Woche können sie in die große Halle. "Das ist schon wenig für die zweite Liga", sagt Langosch und ergänzt: "Andere Teams trainieren schon öfter als wir."

Faustball ist das Paradebeispiel einer Randsportart. Durchschnittlich kommen etwa 80 Zuschauer zu den Heimspielen nach Germering, an Spieltagen deutet wenig darauf hin, dass hier gerade ein Zweitligaspiel stattfindet. Es gibt keinen Hallensprecher, der den Zuschauern einheizt, kein aufwendiges Rahmenprogramm, keine musikalische Dauerbeschallung. Nicht einmal Eintritt wird verlangt. Dabei ist Faustball äußerst kurzweilig anzuschauen, die Regeln sind ähnlich wie beim Volleyball. Ziel ist es, denn Ball für die gegnerische Mannschaft unerreichbar in deren Halbfeld zu spielen. Die Angriffe dürfen nur mit der Faust gespielt werden. Der Ball darf, anders als beim Volleyball, einmal aufspringen, es stehen aber nur fünf Spieler pro Team auf dem Feld.

Trotz der beschränkten Trainingsmöglichkeiten wäre in dieser Hallensaison deutlich mehr möglich gewesen, meint Langosch. Nur die personelle Situation gestaltete sich von Anfang an schwierig. Matthias Willer verbrachte nach Abschluss seines Studiums zwei Monate in Neuseeland und verpasste fünf von acht Spielen, Langosch selbst brach sich im dritten Spiel den Daumen und gab erst am Samstag sein Comeback. "Um zwei Stammspieler zu ersetzen, fehlt uns einfach die Tiefe im Kader."

Dennoch blickt Langosch der im Mai beginnenden Feldsaison, wo er mit seiner Mannschaft ebenfalls in der Bayernliga startet, positiv entgegen. Der Kader ist dann wieder komplett und die Trainingssituation entspannter, da man im Sommer so gut wie immer aufs Feld könne. Deshalb hat sich die Mannschaft, die zum großen Teil seit der Jugend zusammenspielt, ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. "Wir wollen aufsteigen, ganz klar."s

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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