Euroleague:Weiter, immer weiter

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Mach dich mal locker: Nihad Djedovic bereitet sich mit Dehnübungen auf das Spiel gegen Moskau vor. (Foto: Philippe Ruiz/imago)

Mit der Partie gegen Khimki Moskau brechen für die Basketballer des FC Bayern anstrengende Wochen an: Sie ist der Auftakt zu fünf Spielen in zehn Tagen.

Von Nico Horn, München

Am Dienstag bekam der FC Bayern Besuch von einem Weltmeister. Dominik Klein, der im Sommer seine Handballkarriere beendet hat, besuchte im Anschluss an das Vormittagstraining der Münchner Basketballer den Audi Dome für einen Werbedreh. Klein befindet sich auf PR-Tour für die Anfang 2019 unter anderem in München stattfindende Handball-WM. Für den Film traf er sich deshalb mit Bayerns Basketballer Alex King. Gerade noch, könnte man sagen, denn der FCB ist bald nur noch im Rahmen seiner Spiele in der eigenen Arena anzutreffen.

Das vergangene Länderspiel-Wochenende gewährte den Münchnern eine letzte Verschnaufpause vor einer strapaziösen Winterzeit, die an diesem Donnerstag (20.30 Uhr) mit der Euroleague-Partie gegen Khimki Moskau beginnt. "Wenn ich mir den Dezember anschaue, graut es mir ein bisschen", sagt Kapitän Danilo Barthel. Alle drei Tage sieht der Spielplan Begegnungen mit Topgegnern vor. In die kommenden Wochen fallen die wichtigen Bundesliga-Duelle mit Bamberg und Berlin (gegen Alba geht es zudem noch im Pokal), zwischendurch stehen auf europäischer Ebene anspruchsvolle Aufgaben an - unter anderem gegen Real Madrid oder eben am Donnerstag gegen Khimki.

Die vielen Spiele seien für ihn eine neue Erfahrung, sagt Barthel, der zwar schon im Eurocup gespielt hat, noch nicht aber in der Königsklasse, allein in der Punkterunde der Euroleague sind 30 Spiele zu absolvieren. Eins hat Barthel bereits gelernt: "Man achtet darauf, schneller zu regenerieren, und trainiert weniger." Beim FCB fragt sich nicht nur der Kapitän, ob ein Pensum von fünf Spielen in zehn Tagen in einem anderen Sport akzeptiert werden würde. Der Wettkampf sei zwar das beste Training, findet Barthel, "dafür kann man nicht detailliert an etwas Spezifischem arbeiten". Dabei hat der FCB durchaus Verbesserungsbedarf, das offenbarte nicht zuletzt die herbe 71:95-Niederlage vor einer Woche in Tel Aviv. Die Länderspielpause bot nun die letzte Chance, um für die kommenden Monate noch einmal Korrekturen vorzunehmen. Immerhin reisten nur Stefan Jovic und Petteri Koponen zu ihren Nationalteams, so dass Trainer Dejan Radonjic inklusive Vladimir Lucic, den mal wieder die altbekannten Schulterprobleme plagten, nur drei Akteure fehlten. Zu verdanken war das auch Bundestrainer Hendrik Rödl, der angesichts der bereits sicheren WM-Qualifikation auf Barthel und Maodo Lo verzichtete.

Laut Radonjic habe man die letzten Tage hauptsächlich zur Erholung genutzt: "Es ist immer ein Zwiespalt zwischen Regeneration und Training." An einer Sache jedoch haben die Bayern gleich am Sonntag - nach 48 dringend benötigten Erholungsstunden - gearbeitet: dem Rebound. Gerade international werden den Münchnern die Abpraller vom Brett oft vor der Nase wegschnappt. In Israel wurde das besonders deutlich, als der FCB 22 Rebounds weniger einsammelte als der Gegner (21:43). "Wir geben zu viele Offensivrebounds ab", sagt Radonjic vor dem Spiel gegen Moskau. Dass sie "oft einen schweren Wurf erzwingen, dann aber den Rebound abgeben", findet Barthel "echt bitter". Sich aktiver auf die Abpraller vorzubereiten, das soll Gewohnheit werden. Nicht nur die großen Jungs seien dabei gefragt, betont der mit 2,07 Metern zweitlängste Münchner. Die ganze Mannschaft müsse einen besseren Job machen: "Das ist nicht immer nur auf die großen Spieler abzuwälzen."

Sein Trainer pflichtet ihm bei. Gleichzeitig fordert Radonjic von seinen "Big Men", nicht mehr so "weich" zu agieren. Barthel weiß um seine Verantwortung, im Training habe man gezielt daran gearbeitet, "die Rebounds zum Automatismus werden zu lassen", sagt der 27-Jährige. Ob das gelungen ist, können die Bayern gleich am Donnerstag gegen Moskau abfragen, die Russen haben nämlich selbst so ihre Probleme beim Einkassieren zweiter Bälle. "Ich hoffe, wir nutzen das", sagt Radonjic.

Der Montenegriner erwartet zudem mehr Fehlwürfe der Gäste, da Euroleague-Topscorer Alexey Shved infolge eines Fingerbruchs wohl noch nicht einsatzbereit ist. Aber auch ohne Shved gelangen Khimki international zuletzt drei Siege. Dass die Moskauer ohne ihren besten Offensivspieler vielleicht sogar besser sind, wie Vladimir Lucic mutmaßt, sei aber übertrieben, findet Radonjic: Shved sei "einer der besten Spieler in Europa". Vielleicht sind sie ohne ihn ein wenig unberechenbarer.

Nach dem Training am Dienstagvormittag wurde Danilo Barthel dann noch gefragt, ob er denn nun wenigstens den Abend frei habe. "Schön wär's", seufzte der Nationalspieler. Der Kapitän weiß: Freizeit werden das Team und er in den nächsten Wochen kaum haben.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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