Euroleague:Straßburger Schlüssel

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Bayern-Basketballer gegen Frankreichs Pokalsieger unter Druck

Von Alexander Mühlbach, München

Deon Thompson benötigt nur vier Worte, um das bevorstehende Euroleague-Spiel an diesem Freitag gegen Straßburg IG einzuordnen: "It's a key game", findet der US-Center, ein Schlüsselspiel. Dann macht er eine kurze Pause, lässt die Worte in der Luft hängen. Jeder soll die Bedeutung erkennen. Doch dann korrigiert sich Thompson noch mal: "Nein", sagt er, "eigentlich ist es ein must-win-game. Wir müssen gewinnen".

Thompson fasst damit den Grund-Tenor der Mannschaft vor dem Spiel gegen die Franzosen zusammen. Guard Anton Gavel bezeichnet es als "ein unglaublich wichtiges Spiel", Trainer Svetislav Pesic glaubt gar, dass in dieser Partie "bis zur letzten Minute gekämpft wird". Es herrscht also ein bisschen Play-off-Stimmung bei den Basketballern des FC Bayern. Und das, obwohl gerade erst der dritte Spieltag der Euroleague ansteht.

Die Anspannung kommt nicht von ungefähr. Denn während die Bayern am zweiten Spieltag überraschend den finanzstarken Klub Khimki Moskau mit 90:69 bezwangen, ließen auch die Franzosen aufhorchen, als sie den letztjährigen Final-Four-Teilnehmer Fenerbahçe Istanbul mit 90:71 Punkten überrannten. Weil auch der serbische Double-Sieger Roter Stern Belgrad bereits einen Heimsieg gegen Straßburg am ersten Spieltag eingefahren hat, führt das zu der brisanten Konstellation, dass alle sechs Vereine in der so stark besetzten Gruppe A jeweils einen Sieg und eine Niederlage vorweisen können. Die gute Nachricht: Der FC Bayern hat damit weiterhin alle Optionen, unter die ersten Vier zu kommen und die Runde der 16 besten Teams zu erreichen. Die schlechte: alle anderen auch.

Fortsetzung erwünscht: Deon Thompson (rechts) und der FCB düpierten im ersten Euroleague-Heimspiel Favorit Moskau, trotz Topspielern wie Tyrese Rice. (Foto: dpa)

Das wird aber nicht so bleiben, der aktuelle Euroleague-Champion und Titelverteidiger Madrid, Istanbul und Moskau gelten trotz der Ausrutscher als sichere Achtelfinalisten. Zu stark sind die Kader dieser finanzstarken Klubs besetzt. Das Rennen um den vierten und damit vermeintlich letzten Platz fürs Weiterkommen werden wohl die Bayern, Belgrad und Straßburg unter sich ausmachen. Heimspielen kommt dabei besondere Bedeutung zu.

"Straßburg gehört zu den besten Teams Frankreichs und spielt absolut modernen Basketball", warnt Pesic. In der Tat haben sich die Franzosen in den vergangenen Jahren ein neues Gewand verpasst. Mit Trainer Vincent Collet, der auch die Nationalmannschaft trainiert, knüpfte der französische Meister von 2005 nach dürren Jahren wieder an alte Erfolge an. Dreimal in Serie stand das Team im Endspiel um die französische Meisterschaft, gewann im vergangenen Jahr den Pokal. Die Fähigkeiten Collets sind unbestritten, Beleg sind Europameisterschaftsgold 2013, WM-Bronze 2014 und erneut Platz drei bei der EM vor acht Wochen im eigenen Land.

In Straßburg hat der 52-jährige Erfolgscoach nun eine ganze Reihe von Spielern um sich geschart, die viel Erfahrung auf dem kontinentalen Parkett gesammelt haben. Und in Mardy Collins und Rodrigue Beaubois stehen sogar zwei Spieler im Aufgebot, die jahrelang Erfahrung in der amerikanischen Profiliga NBA gesammelt haben. Dennoch macht Pesic die Stärken der Straßburger nicht an einzelnen Spielern fest: "Alle Außenspieler können zwei Positionen spielen, zudem spielt die Mannschaft überragend zusammen", sagt er. Allein in Istanbul hätten die Franzosen 23 Assists aufs Parkett gebracht.

Pesic wird deswegen am Freitag keine Experimente wagen und weiterhin auf seine eingespielte Rotation setzen. Für den Rekonvaleszenten Vasilije Micic, der auf der Bank Platz nehmen wird, dürfte ein Einsatz noch zu früh kommen: "Er hat zwar gut trainiert, braucht aber noch Zeit", erklärt Pesic, "Basketball ist eben nicht wie Fahrradfahren, wo man gleich wieder loslegen kann." Dennoch, so Pesic, habe sich seine Mannschaft seit der Heimniederlage in der Bundesliga gegen Bonn vor drei Wochen stetig gesteigert. Ob das reicht, wird man am Euroleague-Freitag sehen. Wenn Straßburg nach München kommt. Zum Schlüsselspiel.

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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