Euroleague:30, 11, 19, 0, Zusatzzahl 12

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Die Basketballer des FC Bayern München sind zu Gast in Spanien bei Baskonia Vitoria-Gasteiz.

Von Ralf Tögel, München

Um die Dimension des bisher Geleisteten ein wenig zu veranschaulichen, ein paar Zahlen: 30, 11, 19 und die 0. Die Basketballer des FC Bayern München haben in der bisherigen Saison 30 Siege eingefahren, nie waren sie zu diesem Zeitpunkt in einer Spielzeit erfolgreicher. Elf davon resultieren aus der Euroleague, keine deutsche Mannschaft hat jemals mehr Siege im neuen Format der europäischen Königsklasse geschafft, am vergangenen Donnerstag stellten die Münchner die Bestmarke der Bamberger ein. Und an diesem Freitag (20.30 Uhr) könnte der deutsche Meister mit Sieg Nummer zwölf zum alleinigen Rekordinhaber aufsteigen. Dazu müsste er allerdings das spanische Team aus Vitoria-Gasteiz auswärts bezwingen.

Die 19 und die 0 belegen den famosen Saisonstart in die Basketball-Bundesliga: 19 Spiele, 19 Siege, null Niederlagen. Mit jedem weiteren Sieg mehren sich die Zweifel daran, dass irgendein BBL-Konkurrent die Titelverteidigung der Münchner wird verhindern können. Bereits am Sonntag (15 Uhr, Audi Dome) folgt die Partie gegen Göttingen. Dass die Südniedersachsen den Ligalauf der Bayern beenden werden, darf ebenfalls in Zweifel gezogen werden. Zunächst aber steigt das Kräftemessen mit den Basken. Vitoria hat bei seinem jüngsten internationalen Auftritt den israelischen Meister Maccabi Tel Aviv mit 97:73 düpiert, das Ziel der Spanier im internationalen Geschäft ist nichts Geringeres als die Endrunde, denn das Final Four steigt in der Fernando Buesa Arena, der Heimstatt von Vitoria. Die Bayern haben in der 15 500 Zuschauer fassenden Halle noch nie gespielt, was indes nicht für alle Münchner Spieler gilt. Der Finne Petteri Koponen war in Diensten des FC Barcelona dort mehrmals zu Gast, er sagt: "In Vitoria ist es immer schwer zu gewinnen, die Fans sind absolut basketballverrückt und es herrscht eine ganz besondere Stimmung. Davon dürfen wir uns nicht beeindrucken lassen."

Wie abgeklärt der FC Bayern mittlerweile auch auf fremdem Terrain zu agieren versteht, bewies er zuletzt mit dem 72:65-Erfolg bei Khimki Moskau. Ein weiterer Auswärtssieg wäre aus mehreren Gründen empfehlenswert: Nach dem 77:71 im Heimspiel gegen Vitoria ginge der direkte Vergleich an den FCB, was nicht unwichtig wäre - die Spanier sind direkter Konkurrent um den Einzug in die Playoffs. München steht mit 11:10 Siegen auf dem siebten Tabellenplatz, Vitoria folgt mit einer Bilanz von 10:11, könnte am Donnerstagabend also gleichziehen. Was die Mannschaft dringlich vorhaben dürfte, wie FCB-Trainer Dejan Radonjic vermutet: "Vitoria ist ein sehr schwerer Gegner, der mit seinem neuen Trainer Velimir Perasovic zurzeit in einer sehr guten Form ist. Gerade zu Hause sind sie immer sehr stark." Seit der Kroate im vergangenen November am Steuer sitzt, geht es für die Basken aufwärts. Vor allem der deutsche Nationalcenter Johannes Voigtmann blüht unter Perasovic regelrecht auf, beim Triumph gegen Tel Aviv war der Kumpel von Bayern-Kapitän Danilo Barthel mit 20 Punkten Topscorer seines Teams.

Ein Sieg im Baskenland könnte der ideale Auftakt zur bevorstehenden Münchner Auswärtstournee sein: "Wir haben noch viele Auswärtsspiele vor uns mit so starken Gegnern wie Madrid, Maccabi, Kaunas oder Barcelona. Das wird ein schweres Restprogramm für unser Team", erinnert Trainer Radonjic. Die Möglichkeiten allerdings sollten vorhanden sein, auch wenn Radonjic weiterhin ohne Milan Macvan und Devin Booker auskommen muss. Scheint die Rückkehr des serbischen Forwards in dieser Saison immer unwahrscheinlicher, ist der amerikanische Center bereits wieder ins Training eingestiegen - aber auch bei Bookers Wiedereingliederung soll nichts überstürzt werden. Zumal es derzeit passabel läuft beim Double-Sieger, der in Spanien wieder auf die Dienste von Maodo Lo und Leon Radosevic zurückgreifen kann, beide mussten zuletzt wegen eines Infekts aussetzen.

Zu was die Münchner Mannschaft mittlerweile in der Lage ist, weiß die Konkurrenz spätestens seit dem 90:86-Triumph nach zweimaliger Verlängerung gegen Tabellenführer Fenerbahçe Istanbul. Als "historisch" hatte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic den Sieg gegen den ersten Titelfavoriten bezeichnet. Und der nächste Eintrag in die Basketball-Geschichtsbücher könnte schon an diesem Wochenende folgen.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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