Eishockey:Zufall ausgeschlossen

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Dass Titelverteidiger EHC München mit einer Führung zum vierten Viertelfinalspiel nach Bremerhaven fahren kann, liegt nicht zuletzt an Frank Mauer. Der Nationalstürmer läuft in den Playoffs zuverlässig zu Hochform auf.

Von Christian Bernhard, München

Sobald das Gespräch auf das Thema Toreschießen kommt, muss Don Jackson schmunzeln. Nicht, weil er in 368 NHL-Spielen als raubeiniger Verteidiger gerade mal schmale 20 Törchen erzielt hat. Sondern, weil er darauf hinter der Bande keinen Einfluss habe, sagt der Trainer des EHC Red Bull München dann regelmäßig. Mal seien die Offensivspieler heiß, mal kalt - man könne sich nicht darauf verlassen, dass die Scheibe reingehe. "Goals are random", betont er, Zufallsprodukte.

Auf Frank Mauer trifft das eher nicht zu, für den Stürmer sind Tore aktuell die Regel. Fünf Mal hat der 29-Jährige in den ersten drei Viertelfinalspielen der Deutschen Eishockey Liga gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven bereits getroffen, zuletzt am Sonntag beim 5:2-Heimsieg der Münchner doppelt. Der EHC übernahm damit erstmals die Führung in der Best-of-seven-Serie. "Wir wissen, dass er ein Scorer ist", sagt Jackson, "dafür sind wir dankbar." Mauer reißt den Meister aber nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner Leidenschaft auf dem Eis mit. "Sicherlich hat er uns mit seinen Toren einen Push gegeben", sagte Verteidiger Yannic Seidenberg, nachdem Mauer erst den 1:2-Anschlusstreffer und dann die 3:2-Führung - das sogenannte game winning goal - erzielt hatte.

"Ich habe gesehen, dass ich mich international nicht verstecken muss", sagt Silbermedaillist Mauer

Mauer selbst schätzt seinen Beitrag auf seine gewohnt distanziert-reflektierte Art so ein: "Anscheinend ist es mir schon öfter mal gelungen, dass ich das Team in den richtigen Momenten mit einer guten Aktion mitreißen konnte." Bis zu seinem 1:2 hatte der EHC am Sonntag 30 verkorkste Minuten hinter sich. "Bis dahin lief nicht viel zusammen, das Tor kam ein bisschen aus dem Nichts", berichtete der Stürmer. Danach fuhr er mit einem lauten Schrei an der Spielerbank vorbei. "Normal bin ich ja relativ ruhig, aber manchmal bricht es einfach aus mir raus. Gerade in den Playoffs lasse ich mehr Emotionen raus."

Dynamiker: Mit Tempo, Toren und Leidenschaft reißt Frank Mauer seine Münchner Mitspieler mit. (Foto: Markus Fischer/imago)

Der Nationalspieler war schon 2015, bei seinem ersten Meistertitel mit Mannheim, und in den vergangenen beiden Münchner Titeljahren einer der zentralen Angriffsspieler seiner Mannschaft. Er ist einer jener Spieler, die in den Playoffs noch einmal zulegen können. Wie machen Sie das, Herr Mauer? "Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Vielleicht kitzeln mich diese Situationen noch mehr, sodass ich in den wichtigen Momenten mehr aus mir rausholen kann."

Die olympische Silbermedaille und sein Traumtor beim 4:3-Sieg gegen Kanada hätten ihm zusätzlichen Schub gegeben. "Ich habe gesehen, dass ich mich auch international nicht verstecken muss", sagt Mauer. "Diesen Schwung habe ich mit in die DEL genommen. Momentan bin ich wirklich sehr selbstbewusst." In Dominik Kahun und Mads Christensen hat er zudem zwei Reihenkollegen zur Seite, die seine Stärken ergänzen. Das Zusammenspiel funktioniere blind, sagt Mauer: "Die Trainer wissen das. Man kann uns immer zusammenschmeißen, es funktioniert einfach."

Mauer und Kahun reißen mit ihrem außergewöhnlichen Tempo Lücken in die gegnerische Abwehr, Christensen bringt die nötige Körperlichkeit mit ein. "Wir versuchen immer, schnell und direkt nach vorne zu spielen", erklärt Mauer. Dadurch seien sie "schwierig zu spielen, weil wir alle drei sehr dynamisch sind und immer wissen, was der andere macht". Bremerhaven bekam das zu spüren, zusammen kommt die Angriffslinie auf 13 Scorerpunkte in den drei Playoff-Spielen.

Geht es nach Mauer, dürfen am Mittwoch in Spiel vier (19.30 Uhr, in Bremerhaven) gerne ein paar dazukommen. Der Respekt vor dem Außenseiter ist in den vergangenen Tagen aber noch mehr gestiegen: "Sie haben uns das Leben verdammt schwer gemacht. Man muss ganz ehrlich sein: Es könnte in der Serie auch anders stehen." Den Schlüssel, um den Widerstand der Pinguins zu brechen, sieht Mauer in der Leistung aus dem letzten Drittel vom Sonntag, das der EHC mit 4:0 für sich entschied: "Sie hatten bis jetzt das Gefühl, dass sie mit uns mitspielen können. Im Schlussdrittel haben wir ihnen gezeigt, dass sie das nicht können."

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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