Eishockey:Vertrauen im Rücken

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Nur ein Tor gegen Nürnberg und Iserlohn: Je näher die entscheidende Phase der Saison rückt, desto selbstsicherer wirkt der EHC München. Aus der kompakten Defensive ragt Nationaltorhüter Danny aus den Birken heraus

Von Christian Bernhard, München

Auch wenn 2016 ein Schaltjahr ist: Der Februar, obschon um einen Tag verlängert, neigt sich dem Ende zu. Das hat zur Folge, dass in den meisten Eishockeyligen dieser Welt der Pulsschlag steigt. Die Playoffs stehen vor der Tür und sind irgendwie auch schon da, denn vielerorts ist jetzt schon zu hören, dass im Ringen um die letzten Punkte und Plätze die finalen Hauptrundenspiele bereits Playoff-Charakter haben. Playoffs bedeutet in erster Linie: Abwehr ist Trumpf. Nicht umsonst heißt es: Offensive gewinnt Spiele, Defensive die Meisterschaft.

Glückwunsch, Kollege: Iserlohns Schlussmann Mathias Lange gratuliert dem Münchner Danny aus den Birken (re.) zum 2:1-Sieg. (Foto: Imago/Foto2Press)

Der EHC München ist insofern auf einem guten Weg. Durch den 2:1-Sieg nach Penaltyschießen am Sonntag gegen die Iserlohn Roosters hat er erstmals in dieser Saison die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) verteidigt, wenn auch nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber den Eisbären Berlin (1:0-Sieger in Augsburg). Der knappe Erfolg über die Sauerländer war die zweite starke Defensivvorstellung der Münchner an diesem Wochenende. Am Freitag beim 4:0 gegen die Nürnberg Ice Tigers hatten es die Münchner geschafft, die beste Offensive der Liga auszuschalten. EHC-Trainer Don Jackson predigt schon die ganze Saison, wie wichtig es sei, defensiv gut zu spielen. Kein Gespräch mit ihm vergeht, ohne dass er die Abwehrarbeit thematisierte. Kurz vor den Playoffs hat die Mannschaft Jacksons Mantra offenbar verinnerlicht, mit 113 Gegentoren stellt sie statistisch gesehen die zweitbeste Abwehr der Liga. Das verleiht dem Münchner Selbstbewusstsein zusätzlichen Schub. "Offensiv mache ich mir keine Sorgen", sagt Torhüter Danny aus den Birken, "wir haben starke Stürmer, die brandgefährlich sind."

Gegen Nürnberg und Iserlohn schalteten sich auch die Verteidiger erfolgreich in den Angriff ein - und das, obwohl in Richie Regehr der offensivstärkste verletzungsbedingt gar nicht dabei war. Am Freitag traf Toni Söderholm zum 2:0, gab die Vorlage zum 3:0 und war mit fünf Schüssen der abschlussfreudigste Spieler auf dem Eis. Gegen Iserlohn erzielte Konrad Abeltshauser, der am Freitag aufgrund einer fiebrigen Erkältung nicht gespielt hatte, den einzigen Münchner Treffer in der regulären Spielzeit. "Jeder Spieler spielt wie geplant", sagte Söderholm. "Ich habe jetzt Vertrauen in diese Mannschaft." Dieses Vertrauen manifestiert sich in der Art und Weise, wie die Münchner ihre Gegner attackieren. Schon im gegnerischen Drittel setzen die Verteidiger ihre Gegner unter Druck und lassen ihnen kaum Luft zum Atmen. Durch seine "sehr aggressive" Spielweise, "vor allem in der offensiven Zone", habe der EHC den Ice Tigers "wenig Zeit gegeben, den Spielaufbau ordentlich zu gestalten", erklärte Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer am Freitag. Ein besonders starkes Wochenende hat aus den Birken hinter sich. Der Torhüter, der zusammen mit David Leggio eines der besten Goalie-Duos der Liga bildet, feierte gegen Nürnberg sein drittes Zu-null-Spiel in dieser Saison und ließ nur 45 Stunden später die nächste Top-Leistung folgen. Neben einigen brenzligen Situationen in den 65 Spielminuten entschärfte er im Penaltyschießen alle drei Iserlohner Versuche, was ihm eine erneute Tanzeinlage vor der EHC-Fankurve bescherte. Eigentlich habe er sich noch ein Zu-null-Spiel erwartet, sagte Jackson am Sonntag schmunzelnd, als er nach aus den Birken gefragt wurde. Dann sagte er: "Er hat uns im Spiel gehalten, als Iserlohn am Drücker war." Aus den Birken hob die "wirklich gute Mannschaftsleistung" hervor.

Für den EHC geht es bereits an diesem Dienstag (19.30 Uhr) bei den Hamburg Freezers weiter. Gegen die Hanseaten gewannen die Münchner beide Heimspiele in dieser Saison, in Hamburg mussten sie sich im Oktober trotz einer 3:0-Führung 4:5 geschlagen geben. Jacksons größte Sorge vor dem dritten Spiel innerhalb von fünf Tagen ist indes die Regeneration. Einige Profis seien gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe. "Wir müssen sicherstellen, dass sie gut ausgeruht sind", sagte er. Aus den Birken betrifft das nicht. "Ich würde am liebsten durchspielen", erklärte der 31-Jährige am Sonntagabend. Dieser Wunsch wird in Hamburg in Erfüllung gehen. Jackson kündigte an, dass aus den Birken auch am Dienstag das EHC-Tor hüten wird.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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