Eishockey:Überlegen in Berlin

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Meister München feiert bei Rekordmeister Berlin den achten Sieg in Serie. Nur das Powerplay und Tobias Eders Verletzung machen Sorgen.

Clément Jodoin hat einen schönen Ausflug hinter sich. Einen, der ihm "Schmetterlinge" und eine schlaflose Nacht bescherte. Das erzählte der 67-Jährige am Dienstagabend in jener Eishalle, die bis vor einigen Wochen noch "seine" war. Jodoin war zu Gast bei den Eisbären Berlin, die ihn Mitte Dezember aus seinem Amt als Cheftrainer entließen. Seit der vergangenen Woche ist Jodoin Co-Trainer beim EHC Red Bull München. In Berlin traf er alte Freunde, sah einen 6:2-Sieg seiner neuen Mannschaft und bekam trotzdem die Bestätigung, dass seine Expertise beim EHC mehr denn je gefragt ist. Doch dazu später mehr.

Die Münchner feierten bei ihrem Finalgegner aus der vergangenen Saison den achten Sieg in Serie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Es läuft beim Meister. Das kann man von den Berlinern nicht sagen. Für die Eisbären war es nicht nur die neunte Heimniederlage in den vergangenen elf Partien, sondern auch die achte in den letzten neun Spielen - der DEL-Rekordmeister muss um die Teilnahme an den Pre-Playoffs bangen. Der ehemalige Münchner Publikumsliebling Martin Buchwieser sprach von einem "Scheißtag".

Schreckmoment: Tobias Eder (re. gegen Berlins Sean Backman) musste in der 35. Minute nach einem Foul vom Eis. Verdacht: Schulterluxation. (Foto: Andreas Gora/dpa)

Dieser hatte sich zeitig abgezeichnet. Nach nicht einmal sieben Spielminuten nahm Eisbären-Torhüter Maximilian Franzreb schon wieder auf der Bank Platz, Maximilian Daubner (3.) und Andreas Eder (5., 7.) hatten ihn schon dreimal überwunden. Im Mitteldrittel steigerten sich die Eisbären, was allerdings "aus deren Sicht nicht allzu schwer war", wie Nationalstürmer Frank Mauer süffisant bemerkte.

Wie fokussiert die Münchner sind, verrieten Mauers weitere Aussagen. Obwohl er zwei Treffer sehenswert vorbereitet hatte, ärgerte er sich "besonders", dass er beim Berliner 1:3 von Marcel Noebels (22.) mit auf dem Eis stand: "Wir legen in München sehr viel Stolz in unsere Defensivarbeit." Auch Kapitän Michael Wolf war trotz des souveränen Sieges selbstkritisch: "Wir haben immer wieder Phasen, in denen wir nicht ganz so clever mit der Scheibe sind. Das müssen wir noch abstellen."

Nach dem Berliner Anschlusstreffer wackelte der Meister kurz. Das 4:1 von Matt Stajan (30.) gab ihm wieder Sicherheit. Schmerzhaft war allerdings der Verlust von Tobias Eder, der nach einem Bandencheck von Frank Hördler mit Verdacht auf Schulterluxation vom Eis musste (35.). Die Eisbären kamen durch Florian Buschs Unterzahltreffer zwar noch einmal heran (45.), doch abermals Daubner (47.) und Justin Shugg (52.) sicherten dem EHC mit ihren Toren den deutlichen Sieg. Damit gingen vier der sechs Münchner Treffer auf das Konto eines 22-Jährigen (Andreas Eder) und eines 21-Jährigen (Daubner). "Unsere jungen Spieler sind unglaublich", sagte EHC-Trainer Don Jackson, "Hut ab". Für Eder waren es die Saisontore sieben und acht, für Daubner Nummer sechs und sieben in nur 22 DEL-Partien.

Trotz der vielen guten Nachrichten kehrte der Meister auch mit dieser Erkenntnis aus der Hauptstadt zurück: Das Überzahlspiel funktioniert immer noch nicht. Und da kommt Clément Jodoin ins Spiel. Er wurde in der vergangenen Woche explizit dazu verpflichtet, das Powerplay zu verbessern. An seiner alten Wirkungsstätte sah er, dass auf ihn Arbeit wartet. Obwohl die Münchner insgesamt mehr als zehn Minuten in Überzahl waren, 45 Sekunden lang sogar mit zwei Mann, blieben sie ohne Torerfolg. Jodoin hat nun mehrere Tage Zeit, daran zu arbeiten, denn am Freitag ist der EHC spielfrei. Weiter geht es erst am Sonntag mit dem Heimspiel gegen die drittplatzierte Düsseldorfer EG (14 Uhr). Dann bekommt der Meister womöglich Unterstützung von einem, der sehr lange raus war. Jackson deutete an, dass neben Verteidiger Daryl Boyle auch Angreifer Mads Christensen gegen die DEG eine Option sein könnte. Der Däne fehlt seit Ende September. Vor seiner Verletzung hatte er gezeigt, dass er weiß, wie Powerplay funktioniert: In der Champions League gegen Turku traf er dreimal und war Teil jener Überzahl-Einheit, die beim 5:1-Sieg alle fünf Treffer erzielte.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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