Eishockey:Tölzer Gewinnwarnung

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Pure Vorfreude: Trainer Kevin Gaudet und Verteidiger Andreas Schwarz wollen auch Bietigheim schlagen. (Foto: Juergen Kessler/imago)

Nach zehn DEL2-Siegen in Serie treffen die Löwen auf Bietigheim.

Von Thomas Jensen, Bad Tölz

Majestätisch, vor Kraft strotzend und da er sich seiner Stärke bewusst ist, zutiefst gelassen: An mangelndem Selbstvertrauen leidet der König der Tiere von Natur aus nicht. Klar, in der Savanne gibt es abgesehen von ein paar aufmüpfigen Hyänen auch niemanden, der es sich mit der Raubkatze verscherzen möchte.

Anders sieht das auf dem Eis aus. Hier kann das Selbstbewusstsein sogar zum Problem werden, findet der Anführer der Tölzer Löwen. Nach zehn Siegen in Serie und dem jüngsten Triumph, einem 4:0 über Bad Nauheim, mahnt Trainer Kevin Gaudet sein Eishockeyrudel zur Bescheidenheit: "Wenn du immer wieder gewinnst, meinst du, dass du jeden schlagen kannst. Aber es wird von Spiel zu Spiel schwieriger, und jedes Mal, wenn wir ein Team schlagen, ist das eine Ehre für uns."

Ein paar Tricks, um die Sinne zu schärfen, habe Gaudet aber schon, da er ja ziemlich erfahren sei, wie er anmerkt. Erfahrung, die er gerade während seiner Zeit beim kommenden Gegner der Löwen gesammelt hat. Sieben Jahre war der Kanadier Cheftrainer der Bietigheim Steelers, auf die die Löwen an diesem Freitag (19.30 Uhr) treffen. Eine erfolgreiche Ära, bis 2018 führte er den Klub sechsmal in die Finalserie der DEL 2 bzw. ihres Vorgängers, der zweiten Liga. Dreimal sprang die Meisterschaft heraus, zweimal der DEB-Pokal.

"Sie haben 15 Spieler, die Meister geworden sind", sagt Gaudet

Aktuell erreicht der Tabellenneunte dieses Niveau nicht mehr, nach einem ordentlichen Start in die Saison folgten zuletzt vier Niederlagen hintereinander. Dennoch warnt Gaudet vor seiner alten Mannschaft: "Sie haben 15 Spieler, die schon Meister geworden sind, eigentlich ist das ein absolutes Topteam, das um den Titel mitspielt. Außerdem sind sie eines der schnellsten Teams der Liga."

Die Verknüpfungen zwischen beiden Teams sind übrigens zahlreich. Nicht nur Gaudet war einst ein Steeler, letzte Saison verdienten die Löwenzugänge Shawn Weller, Tyler McNeely und Torwart Sinisa Martinovic ihre Brötchen noch in Bietigheim. Allesamt erfahrene Akteure, deren Routine auch ihren Anteil an der derzeitigen Form des Tabellendritten hat. Das findet zumindest Martinovic: "Die Spieler hier haben Charakter, die kämpfen für ihren Verein bis zum Umfallen. Das harmoniert gut mit uns, die schon ein paar Titel gewonnen haben. Der Mix stimmt einfach."

Auf der anderen Seite gibt es immerhin zwei Akteure, die einst in Schwarzgelb gespielt haben. Zum einen der gebürtige Tölzer Max Prommersberger, sowie Bietigheims aktueller Trainer Marc St. Jean. Beide absolvierten zwei Spielzeiten im Isarwinkel, ihr Engagement liegt allerdings schon mehr als zehn Jahre zurück.

Einen Vorteil, da er die Steelers so gut kennt, sieht Gaudet nicht, der 56-Jährige verweist auf das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison, das die Löwen in Bietigheim mit 5:9 verloren: "Wir haben natürlich alle unseren Stolz. Gerade für Shawn, Tyler, Sinisa und mich waren neun Tore das letzte Mal ein bisschen peinlich."

Gaudet gibt jedoch auch zu, dass diese Kränkung im Gedächtnis in der jetzigen Situation gelegen kommt. Als Anreiz für die Spieler, in ihrem Höhenflug den Gegner nicht zu unterschätzen und sich wieder zu fokussieren. Denn wenn sie sich auch auf dem Eis etwas demütiger geben als in der Savanne - derartige Erniedrigungen lassen Löwen normalerweise nicht gerne auf sich sitzen.

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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