Eishockey:Tag der Betagten

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David Leggio bereitet sich im Bauch des Düsseldorfer ISS Dome auf seinen ersten Einsatz für den EHC München in der Deutschen Eishockey Liga vor. (Foto: Osnapix/Imago)

Keine 48 Stunden nach der Heimniederlage gegen Düsseldorf tritt der EHC München wie verwandelt auf und gewinnt 3:0 bei der DEG. Nach der Kritik von Trainer Don Jackson sind es vor allem die gescholtenen Routiniers, die Wiedergutmachung betreiben

Von Christian Bernhard, Düsseldorf/München

Normalerweise fallen die Eingangs-Statements der Trainer auf den Pressekonferenzen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) knapp aus. Ein paar Worte zum Spiel, die obligatorischen Glückwünsche an den Gegner - das war es meistens schon. Auch Don Jackson, Trainer des EHC München, praktiziert das in der Regel so. Am Freitagabend dozierte Jackson aber deutlich länger als gewohnt. Der Münchner Trainer war sauer auf seine Routiniers, von denen er mehr im Kader hat als die meisten Kollegen. "Wir haben erfahrene Spieler, die entscheidende Fehler zu kritischen Zeitpunkten machen. Das muss ein Ende haben", schimpfte Jackson, nachdem seine Mannschaft gegen die Düsseldorfer EG einmal mehr im Penaltyschießen verloren hatte. Der 37-jährige Rob Collins hatte als einziger Schütze zum 4:3-Erfolg der DEG getroffen. Am Sonntag ergab sich dieselbe Paarung, nur in Düsseldorf diesmal, und der EHC bügelte seinen Lapsus aus: 3:0 (0:0, 2:0, 1:0) gewann Jacksons Team und kletterte auf Tabellenrang fünf.

"Katastrophal" hatte Jackson das Schlussdrittel seiner Mannschaft am Freitag gefunden und gefordert, die erfahrenen Spieler müssten ein "höheres Level" einbringen. Auf Nachfrage nannte er auch Namen. Daniel Sparre etwa, der im Schlussdrittel eine Zwei-Minuten-Strafe für Spielverzögerung kassiert hatte, weil er die Scheibe aus der eigenen Zone ins Publikum befördert hatte. "Alles, was er zu tun hatte, war, sie über die Rundung aus dem Drittel zu schießen", grantelte Jackson. Die Gäste nutzten das Überzahlspiel zum 2:2 und gingen kurz darauf nach einem Konter in Führung, weil Florian Kettemer in jener Szene laut Jackson "faul" zu Werke gegangen war. Warum ausgerechnet den arrivierten Spielern diese Fehler passierten, konnte Jackson nicht erklären. "Keine Ahnung", sagte er, "du weißt nie, was in ihrem Kopf vorgeht." Er kündigte aber an, die Fehler klar anzusprechen - das öffentliche Anprangern schien Teil seiner Taktik zu sein.

Und sie funktionierte. Beim Sieg in Düsseldorf erzielte der am Freitag noch gescholtene Sparre das wichtige 1:0 (36.). Auch Kapitän Michael Wolf, 34, ließ Worten ("Wir werden uns die Punkte, die wir am Freitag abgegeben haben, wieder zurückholen") Taten folgen und traf zum 2:0 (39.). Das 3:0 ging auf das Konto von Keith Aucoin, 36 Jahre alt. Im Mittelpunkt stand aber ein neuer EHC-Spieler. Torhüter David Leggio, der erst am vergangenen Donnerstag verpflichtet worden war, debütierte nur zwei Tage nach seinem ersten Training in München und machte ein überragendes Spiel.

Im Startdrittel waren noch beide Torhüter im Fokus gestanden. Düsseldorfs Bobby Goepfert, der für den zuletzt starken Mathias Niederberger ins Tor gekommen war, lieferte sich zu Beginn ein Privatduell mit Mads Christensen, das er in der achten und zehnten Spielminute für sich entschied. Bei Christensens zweitem Versuch glänzte Goepfert, als der Münchner Angreifer völlig frei zum Abschluss gekommen war. Leggio verhinderte kurz darauf die Düsseldorfer Führung, als er gegen Alexei Dmitriev, der am Freitag getroffen hatte, mit seinem Schoner parierte (12.), und war zweimal gegen Norm Milley zur Stelle (4., 20.). Da beide Torhüter ihre Sache so gut machten, endete das erste Drittel torlos. Im Mitteldrittel stahl Leggio dann Goepfert die Show. Während sich der DEG-Keeper Sparre und Wolf geschlagen geben musste, stoppte Leggio Chris Minard gleich bei zwei Alleingängen (23., 31.) und bewahrte den EHC auch bei Düsseldorfs druckvollem Überzahlspiel zwischen der 34. und 37. Minute - 52 Sekunden lang sogar bei Drei gegen Fünf - vor einem Gegentor.

Auch im Schlussdrittel hielt Leggio seinen Kasten sauber und rundete so den erfolgreichen Tag der Routiniers ab. Mit seinen 31 Jahren und zwei WM-Teilnahmen ist auch er ziemlich erfahren.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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