Eishockey:Superman in den besten Jahren

Lesezeit: 2 min

"Ich bin nach München gekommen, um eine weitere Meisterschaft zu gewinnen": Drei DEL-Titel hat Deron Quint schon auf seinem Konto, mit den Berliner Eisbären. Jetzt macht er sich warm für Nummer vier. (Foto: imago/GEPA pictures)

"In den Playoffs werden Helden gemacht", sagt Deron Quint. Der Verteidiger des EHC München muss es wissen: Er hat schon 18 Mal um Titel gespielt.

Von Christian Bernhard, München

Der Versuch, Deron Quint aus der Ruhe zu bringen, bleibt in der Regel ein Versuch. Was bitte schön soll einen knapp 41-Jährigen, der 23 Jahre seines Lebens als Eishockey-Profi in Nordamerika, der Schweiz, Italien, Deutschland und Russland verbracht hat, aus dem Konzept bringen? Ein Playoff-Start in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) jedenfalls nicht. Dafür hat der Verteidiger des EHC Red Bull München schlicht schon zu viele Playoffs hinter sich - um genau zu sein: 18.

Einen Teil seiner Gelassenheit scheint Quint auf die ganze Mannschaft übertragen zu haben. Gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, die mit großer Euphorie aus den Pre-Playoffs ins Viertelfinale gekommen waren und beide Hauptrunden-Duelle mit dem EHC in München für sich entschieden hatten, gewann der Meister am Mittwochabend 4:1, obwohl er nach dem Startdrittel 0:1 zurückgelegen war. "Die Mannschaft war sehr ruhig", erklärte EHC-Trainer Don Jackson nach dem ersten Spiel der Viertelfinalserie. Daran hatte Quint gehörigen Anteil. Knapp zwei Minuten nach Beginn des Mitteldrittels zog der US-Amerikaner bei angezeigter Strafe gegen Bremerhaven in die Mitte und bezwang Gäste-Torhüter Gerald Kuhn auf der Stockhandseite. Ein schönes Tor, fand Jackson. Und ein wichtiges.

Zuletzt agierte Quint unauffällig. Kaum geht es im K.-o.-Modus weiter, schlägt der "Closer" zu

Um Quint war es in den vergangenen Wochen ruhig geworden. In den ersten Saisonmonaten hatte sich der Abwehrspieler den Spitzname "The Closer" erarbeitet, weil er gleich mehrmals in der Verlängerung mit seinen Toren die Entscheidung besorgt hatte. Acht Tore erzielte er in der Hauptrunde insgesamt, allerdings alle vor dem Jahreswechsel. Pünktlich zum Start der Playoffs war er aber wieder da. "Das ist die schönste Zeit des Jahres, dafür spielen wir das Spiel", sagte er. In den Playoffs, betonte er, "werden Helden gemacht". Rein optisch bringt er dafür die besten Voraussetzungen mit: Unter seinem Trikot trägt er stets ein Superman-Unterhemd.

"Wir waren uns sicher, dass wir mindesten ein Tor schießen würden. Deswegen waren wir nicht zu nervös", sagte Konrad Abeltshauser zur Stimmung während der ersten Drittelpause. Der DEL-Verteidiger des Jahres erzielte dann selbst das 2:1 (29.), nachdem Jason Bast nur wenige Sekunden zuvor die Scheibe an den Pfosten des von Danny aus den Birken gehüteten Münchner Gehäuses gesetzt hatte. Ab da hatte der EHC die Partie im Griff. Die Münchner seien sehr konzentriert und fokussiert aufgetreten, befand Pinguins-Trainer Thomas Popiesch, "sie haben uns eigentlich nichts gegeben." Anders als bei den zwei Hauptrunden-Partien im heimischen Stadion, als die Münchner vom Liga-Neuling reihenweise ausgekontert wurden, standen sie diesmal defensiv deutlich sicherer und ließen sich auch vom Rückstand nicht durchschütteln. "Wir haben viele Fehler, die wir in der Hauptrunde gegen sie gemacht haben, eliminiert", erklärte Jackson. Damit fuhr der EHC einen souveränen Auftaktsieg ein, während sich die Titelkonkurrenten Mannheim und Köln jeweils in der Verlängerung zu sehr knappen Erfolgen mühten. Ein Auftakt nach Maß? "Über weite Strecken ja", fand Kapitän Michael Wolf, der in Überzahl das 3:1 erzielt hatte.

Weiter geht es schon am Freitag, dann in Bremerhaven (19.30 Uhr). Der EHC geht dann nicht nur aufgrund der 1:0-Führung in der Best-of-seven-Serie entspannter in Spiel zwei. Anders als die Münchner, die mit dem Flugzeug in den hohen Norden reisen, mussten sich die Pinguins-Profis am späten Mittwochabend in den Bus setzen, um die mehr als 800 Kilometer nach Hause zurückzulegen. Quint will auch an der Nordseeküste wieder mit gutem Beispiel vorangehen, sein Rezept ist simpel: Gleich auftreten wie am Mittwoch, hart und schnell zu Werke gehen, kurz: "unser Spiel spielen." Seine Gedanken kreisen aber jetzt schon um etwas anderes. Etwas Größeres. "Ich bin nach München gekommen, um eine weitere Meisterschaft zu gewinnen", betonte er. Hinter den ersten Sieg auf diesem Weg könne man ein Häkchen machen, "jetzt warten elf weitere auf uns".

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: