Eishockey:Statistisch der Jüngste

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Mit einem Tor und zwei Vorlagen beim 5:1 des EHC München gegen Berlin meldet sich Dominik Kahun im Halbfinale an. Nun warten alle auf Spiel vier am Freitag.

Von Christian Bernhard, München

Das Lächeln, das Dominik Kahun im Gesicht trug, als ihn sein Co-Trainer Matt McIlvane auf dem Weg in die Kabine liebevoll an sich drückte, war immer noch dort, als der Mittelstürmer des EHC Red Bull München 30 Minuten später vor die Kabine im Münchner Olympia-Eisstadion trat, um über den 5:1-Sieg des Meisters im dritten Halbfinalspiel gegen die Eisbären Berlin zu sprechen. Der Playoff-Bart, den Kahun zu seinem Lächeln trug, ist im Vergleich zu vielen seiner Kollegen zwar immer noch ein Bärtchen. Seit Dienstagabend ist aber auch der Nationalspieler in der Best-of-seven-Serie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) statistisch angekommen: mit einem Tor, zwei Vorlagen und jeder Menge guter Szenen.

Bisher war es ja die Serie der alten, erfahrenen Spieler gewesen. Petri Vehanen, 39, André Rankel, 31, Florian Busch, 32, aufseiten der Berliner, Keith Aucoin, 38, und Jason Jaffray, 35, auf der anderen Seite hatten ihren Mannschaften zum jeweils ersten Sieg verholfen. Von Kahun war in den ersten beiden Spielen wenig zu sehen gewesen, der 21-Jährige prallte immer wieder an den robusten Eisbären ab und hatte nur in Überzahl seine Momente. Sein Start in Spiel drei war ebenfalls eher unangenehmer Natur, schon in der sechsten Minute war er mit schmerzverzerrtem Gesicht kopfschüttelnd auf die Bank gefahren. Sein Einsatz hatte sich aber gelohnt: Nachdem er in Überzahl vehement vors Eisbären-Tor gezogen war und dabei einen Stockschlag kassiert hatte, setzte Michael Wolf, 36, seinen Pass zum 1:0 in die Maschen. Wie sehr Kahun einen eigenen Treffer herbeigesehnt hatte, machte sein ausgelassener Jubel nach dem 3:0 deutlich. "Auf jeden Fall" sei ihm in diesem Moment ein Stein vom Herzen gefallen, erklärte er, "ich habe schon länger nicht mehr getroffen." Seit dem 22. Februar, als er beim 2:1-Heimsieg gegen die Augsburger Panther nicht nur in der regulären Spielzeit, sondern auch gleich dreimal im Penaltyschießen erfolgreich gewesen war.

Am Dienstag lief es ebenfalls wie am Schnürchen, Kahun stand bei vier der fünf Münchner Treffer auf dem Eis. Die seit Spiel zwei der Halbfinalserie wieder vereinte Angriffslinie aus den letztjährigen Playoffs mit Frank Mauer und Mads Christensen sprühte vor Dynamik und Spielfreude und bereitete den Berlinern ein Problem nach dem anderen. "Er war heiß", sagte EHC-Trainer Don Jackson über Kahun und pries einmal mehr dessen schlittschuhläuferischen Qualitäten.

Für Berlin, glaubt Kahun, gehe es am Freitag "fast schon um alles oder nichts"

Diesmal glänzte Kahun aber nicht nur mit seiner Technik, sondern auch mit robuster Physis. In Minute 56, als die Partie längst entschieden war, zettelte er mit einem Crosscheck in den Rücken von Julian Talbot sogar eine Rangelei an. Ihm hatte nicht gefallen, wie ihn der Berliner Sekunden zuvor in die Bande gedrückt hatte. Er sei auf den Hinterkopf geschlagen worden, sagte Kahun zu der Szene, "dann bin ich ein bisschen durchgedreht und habe zurückgeschlagen." Man müsse auch mal zeigen, dass man sich nichts gefallen lasse. Kurz zuvor habe ihn ein Berliner gefragt, ob er sich schlagen wolle. "Da habe ich nur gelacht", erzählte er, das habe er nicht nötig. Zu groß wollte Kahun die Sache nicht machen, den Münchner Spielern sei nach dem 5:0 nach zwei Dritteln ja bewusst gewesen, dass die Berliner die eine oder andere Provokation starten würden.

Den Gästen war im Schlussdrittel nichts anderes übrig geblieben. Nach dem 1:0 waren sie von den Münchnern überrollt worden. "Zwanzig hochkarätige Chancen" hatte Kapitän Wolf, der zwei dieser fünf Treffer erzielte, gezählt, einige davon vereitelte Petri Vehanen im Eisbären-Tor noch, ehe ihm sein Trainer Uwe Krupp die letzten 20 Minuten ersparte und Marvin Cüpper aufs Eis schickte. Eisbären-Verteidiger Frank Hördler attestierte den Münchnern eine "top Leistung, sie sind bei Fünf gegen Fünf und im Powerplay stark". Der überzeugende Auftritt hat dem EHC zusätzliches Selbstvertrauen eingeflößt, die 2:1-Serienführung nach dem zweiten Heimspiel ist dennoch nicht außergewöhnlich. "Wir haben vorhin in der Kabine darüber geredet", berichtete Kahun, "wir haben zwar 5:1 gewonnen und das ganze Spiel dominiert, aber leider war es nur das eine Spiel."

Den Druck sieht er vor Spiel vier am Freitag in Berlin (19.30 Uhr) aber nun bei den Eisbären. "Für die", sagte er, "geht es jetzt fast schon um alles oder nichts."

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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