Eishockey:Schweigsamer X-Faktor

Lesezeit: 2 min

Ist das nicht...? Aber nein, da jubelt kein Sprint-Olympiasieger, da jubelt EHC-Stürmer Steve Pinizzotto nach seinem Tor gegen Krefeld. Der Deutsch-Kanadier bringt neben Härte neuerdings auch Torgefahr mit aufs Eis. (Foto: Felix Roittner/Gepa/Imago)

Seit vier Spielen ist Steve Pinizzotto zurück im Kader des EHC München, der deutsche Meister gewann sie alle. Die Serie soll am Mittwoch auch bei den Fishtown Pinguins halten - gegen die der Primus die jüngste Pleite erlitt

Von Christian Bernhard, München

Es ist dieser Tage gar nicht so einfach, sämtliche Spieler des EHC Red Bull München nach ihren Auftritten in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu erkennen. Das liegt nicht an den Schnauzern, die die Spieler traditionell im November wuchern lassen, um so ihre Verbundenheit zur Movember-Bewegung zu zeigen, die sich für Männergesundheit einsetzt. Das liegt vielmehr an dem roten Bullenkopf, der einem Spieler übergestülpt wird. Verteilt wird die Maske nur bei Siegen, an den teamintern auserkorenen entscheidenden Mann. Die Münchner Fans bekamen sie zuletzt sieben Spiele lang zu sehen, bei Heimspielen auf dem Eis, bei Auswärtsfahrten über Fotos in den sozialen Netzwerken. Torhüter David Leggio bekam sie zuletzt am Sonntagabend nach dem 2:1-Auswärtssieg beim Tabellenletzten Schwenningen. Er wird sie am Mittwoch weitergeben.

Der glückliche Dreier passte nicht so ganz zum EHC der vorherigen Spiele, in Schwenningen stellten diesen nämlich die Defensive und ein starker Torhüter sicher. In den drei Partien zuvor hatte es der Angriff für den Meister gerichtet. 15 Tore wurden dabei bejubelt, das Offensivschwächeln in den Partien zuvor war vorbei. Die neue Treffsicherheit hatte viel mit der Rückkehr von zwei lange Zeit verletzten Offensivkräften zu tun: Steve Pinizzotto und Frank Mauer. Was Nationalspieler Yannic Seidenberg bestätigt: "Das ist ein Grund, warum wir wieder mehr Tore schießen." Denn das Team verfüge nun über mehr Tiefe und könne durch Pinizzottos körperliche Präsenz und Mauers Geschwindigkeit mehr Druck ausüben, erklärt Seidenberg.

Pinizzotto ist erst seit vier Spielen überhaupt dabei, eine Beinverletzung hatte ihn zwei Monate lang zum Zuschauen gezwungen. Der verspätete Saisonstart kann sich aber sehen lassen: Nach je zwei Assists in den ersten zwei Spielen hämmerte er die Scheibe beim spektakulären 6:4-Erfolg gegen Krefeld baseballartig aus der Luft ins gegnerische Tor. "Pinner", so nennen die Kollegen den Kanadier, "hatte mehrere gute Offensivaktionen", fand auch EHC-Trainer Don Jackson. Der 32-Jährige profitiere dabei auch von seinen Reihenkollegen, erklärte der Coach: "Ihre Formation harmoniert blendend." Pinizzotto spielt mit Keith Aucoin und Mads Christensen, den beiden aktuell besten Torschützen des Meisters, in einer Reihe. Aucoin sagt: "Das Zusammenspiel mit Mads und ihm klappt sehr gut, die Chemie passt einfach."

Auffallend sei auch die spielerische Harmonie in Pinizzottos Zusammenspiel mit Aucoin, findet der derzeit verletzte Angreifer Tobias Wörle: "Die beiden spielen sehr gut zusammen, sie haben sich jetzt schon wieder gefunden." Durch Pinizzottos Rückkehr wirken die Gegner zusätzlich eingeschüchtert - schließlich genießt er den Ruf eines Raubeins. Jeder wisse, dass er ein "sehr, sehr unangenehmer" Gegenspieler sei, betont Wörle, so einen habe man lieber in der eigenen Mannschaft: "Er ist auf jeden Fall ein X-Faktor." Auch Kapitän Michael Wolf ist froh, dass der deutsch-kanadische 96-Kilo-Brocken wieder zurück ist. "Wir wissen genau, was wir von ihm kriegen", sagt Wolf, das sei hartes Spiel, Tore und die Tatsache, "dass er dem Gegner auch mal unter die Haut fährt". Pinizzotto selbst will dazu nichts sagen, er schweigt, von Vereinsseite heißt es, er gebe momentan keine Interviews. Auf dem Eis kann er sich schon an diesem Mittwoch wieder mitteilen, dann gastiert der EHC in Bremerhaven bei den Fishtown Pinguins (19.30 Uhr).

Pinizzotto trifft erstmals auf den Liganeuling, die Kollegen haben ihn schon kennengelernt - bei der überraschenden 1:2-Heimpleite vor einem Monat. Es folgten sieben Siege in Serie.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: