Eishockey:Schlaflos in Bad Tölz

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Mit einem blauen Auge aus der Hauptrunde: Andreas Pauli und die Tölzer Löwen müssen in die Playdowns. (Foto: Wolfsbauer)

Fortschritt sieht anders aus: Die Tölzer Löwen stellen sich in der DEL2 auf die Abstiegsrunde gegen Freiburg ein - wie schon vor einem Jahr. Der neue Trainer Scott Beattie ist trotzdem zufrieden mit der Entwicklung seines Teams.

Von Christian Bernhard, Bad Tölz

Wie viel sich vom einen zum nächsten Spiel ändern kann, bekommen die Tölzer Löwen derzeit in einem an ihnen durchgeführten Feldversuch zu spüren. Am vergangenen Sonntag spielte der Eishockey-Zweitligist in Dresden und verlor 2:6. Trainer Scott Beattie hatte eine plausible Erklärung für die Niederlage: "Für sie ging es um was, für uns nicht." Klingt logisch.

Ab dem nächsten Spiel geht es dann auch für die Löwen wieder um etwas. Um sehr viel sogar. Das 2:6 in Dresden markierte das Ende der DEL-2-Hauptrunde, jetzt beginnt die sogenannte K.-o.-Runde. Für Tölz bedeutet das wie im Vorjahr: Playdowns statt Playoffs, ein K.o. wäre gleichbedeutend mit dem sportlichen Abstieg.

Die Löwen als Tabellenzwölfter bekommen es mit dem EHC Freiburg zu tun. Beide Teams kennen sich gut. Am vergangenen Freitag bezwangen die Löwen die Breisgauer 7:3 und deuteten dies als "Fingerzeig" für die nun anstehende erste Runde, in der sie bereits in der vergangenen Saison auf Freiburg trafen - und 3:4 unterlagen. Den Klassenerhalt sicherten sie sich letztlich gegen die Bayreuth Tigers (die dank der Relegation des SC Riessersee dennoch in der Liga bleiben durften). Die Best-of-seven-Serie beginnt am 15. März, der Sieger spielt auch in der kommenden Saison in der DEL2.

"Jetzt gibt es die Druck- und Must-win-Situationen", sagt Scott Beattie, der in seine siebte Woche als Löwen-Trainer geht. Der Italo-Kanadier ist bislang zufrieden. Sehr erfreut sei er, sagt er, die Spieler zögen im Training voll mit: "Es wird besser und besser." Der Trainer hat in seinen ersten Tölzer Wochen einige charakterstarke Spieler ausgemacht, was ihm ein gutes Gefühl für die Playdowns gibt: "Meine Spieler sind bereit für die Herausforderung", glaubt Beattie.

Herausforderung ist ein gutes Stichwort, denn einer solchen mussten sich auch die Löwen mit seiner Ankunft stellen. Bei seiner Vorstellung im Januar hatte er betont, dass er die "Herangehensweise" verändern werde. Dieses Versprechen hielt er. "Ich habe öfter als nur einmal von meinen Spielern gehört, dass mein Training das härteste sei, das sie jemals hatten", erzählt Beattie und lacht. Zur Intensität kommt die mentale Arbeit: Bei seinen vorherigen Stationen in der Schweiz hat der 50-Jährige sich den Ruf erarbeitet, das Selbstvertrauen seiner Spieler zu stärken.

Das ist besonders gefragt, wenn es um die Defensivarbeit geht - ein zentrales Problem der Löwen. 196 Gegentore setzte es in den 52 Spielen, das sind im Schnitt knapp vier pro Spiel. Zu viele, um mit den in Tölz vorhandenen Mitteln eine Top-Zehn-Platzierung zu erreichen. Beattie stellte vom defensiven System seines Vorgängers Markus Berwanger auf ein offensiveres um; im alten System habe das Team förmlich um Gegentore gebettelt, findet der ehemalige italienische Nationalspieler. Die Spieler waren erleichtert. Statistisch gesehen hat sich der Systemwechsel allerdings noch nicht positiv bemerkbar gemacht: In den 13 Spielen unter Beatties Regie (sieben Siege, sechs Niederlagen) kassierten die Löwen im Schnitt ebenfalls knapp vier Tore.

Generell kann man in Tölz mit der Hauptrunde nicht zufrieden sein. Statt Platz 13 wie vor einem Jahr wurde es diesmal Rang zwölf. Platz zehn und damit die erhoffte Playoff-Teilnahme war im Prinzip schon Ende Januar kaum noch zu erreichen. Ein Fortschritt sieht anders aus.

Beattie konzentriert sich auf das Hier und Jetzt - und gibt Entwarnung, was Ben Meisner und Andreas Pauli betrifft. Torhüter Meisner, auf den Beattie große Stücke hält ("Ich habe extremes Vertrauen in ihn."), war gegen Freiburg nach einem Stockschlag gegen seine Schulter aus dem Spiel gegangen und hatte in Dresden pausiert, Pauli musste nach einem Schuss gegen das Knie vom Eis. Für beide gelte: Würden die Playdowns morgen beginnen, stünden sie auf dem Eis. Bis dahin ist aber noch ein bisschen Zeit. Diese nutzt Beattie, um "viel" Videostudium zu betreiben. Seine Spieler können sich auf detaillierte Analysen einstellen: In der Schweiz litt Beattie unter Schlafmangel, da er oft bis tief in die Nacht vor den Videosequenzen saß.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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