Eishockey:Rhythmuswechsel

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Der EHC München steht gegen den Schweizer Topklub Fribourg-Gotteron erstmals in eigener Halle auf dem Eis. Ein Punkt genügt zum Einzug in die K.o.-Runde der Champions League. Und in eineinhalb Wochen beginnt die DEL

Von Christian Bernhard, München

Spielfreie Wochenenden kann man im Eishockey von September bis Mai an einer Hand abzählen. Kaum einer weiß das so gut wie Don Jackson, der seit mehr als 40 Jahren im Profigeschäft ist - erst als Spieler, dann als Trainer. Die Wochenenden verbrachte er im Normalfall mit seiner Mannschaft. Das vergangene nun war das letzte spielfreie Wochenende für längere Zeit, passender Weise. Denn Jackson konnte so die freien Abende nutzen, um mit Familie und Freunden seinen 60. Geburtstag zu feiern.

Ganz ohne Eishockey ging es aber nicht, der Trainer des EHC München bat seine Profis Samstag und Sonntag zum Training. Der deutsche Meister steckt derzeit ja nicht nur mitten im Vorbereitungs-Endspurt für die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), die am 16. September beginnt. Er kämpft derzeit auch um den Einzug in die K.o.-Runde der Champions Hockey League (CHL). Nach zwei Auswärtsspielen zum Start der Gruppenphase tritt er nach 14 Tagen Spielpause an diesem Dienstagabend erstmals in der neuen Saison vor heimischem Publikum auf (19 Uhr, Olympia-Eishalle). Gegner ist der HC Fribourg-Gotteron aus der starken Schweizer Liga, bei dem es zum CHL-Auftakt ein 0:3 gesetzt hatte.

Dem EHC, der sein zweites Spiel beim tschechischen Vertreter Orli Znojmo mit 4:3 gewonnen hatte, reicht im dritten seiner vier Gruppenspiele ein Punkt, um den Einzug in die Runde der letzten 32 Teams perfekt zu machen, da sich die ersten zwei jeder Dreiergruppe qualifizieren. Sollten die Münchner gegen Fribourg-Gotteron allerdings in der regulären Spielzeit verlieren, stünde ihm am Freitag im letzten Gruppenspiel gegen das noch punktlose Team aus Znojmo ein Endspiel ins Haus. Den nötigen Schwung, um das zu verhindern, könnten vier euphorisierte EHC-Spieler mitbringen. Yannic Seidenberg, Dominik Kahun, Brooks Macek und Daryl Boyle kehrten am Montag aus Riga zurück, wo sie am Sonntag in einem spannenden Endspiel gegen Gastgeber Lettland mit dem deutschen Nationalteam das Olympia-Ticket für Pyeongchang 2018 gelöst hatten.

"Genau für solche Momente trainiert man sein Leben lang", sagte Seidenberg mit Blick auf das Qualifikationsturnier, das dem Münchner Quartett drei Spiele in vier Tagen bescherte. Jackson plant gegen Fribourg-Gotteron mit den vier Rückkehrern, die endgültige Entscheidung, ob sie bei der Saison-Heimpremiere auf dem Eis stehen, fällt aber erst am Dienstag. Sollten die vier auflaufen, müsste der Münchner Trainer nur auf die langzeitverletzten Joachim Ramoser und John Rogl sowie auf den im Genesungsprozess deutlich weiteren Steve Pinizzotto verzichten.

Die Schweizer, die nach dem Auftaktsieg gegen den EHC auch ihre zwei Partien gegen Znojmo souverän gewonnen haben, kamen am Montagabend in München an, wo sie erst einmal in einem alteingesessenen Wirtshaus im Zentrum typisch bayrisch speisten. Mit dabei war auch der Schweizer Nationaltorhüter Benjamin Conz, der dem EHC in unschöner Erinnerung ist, weil er den EHC-Stürmern mit seinen Paraden den Nerv gezogen hatte. Jackson hat das nicht vergessen: "Wir müssen versuchen, ihrem Torhüter möglichst früh im Spiel das Selbstvertrauen zu nehmen", sagte er. Bei allem Respekt vor dessen Qualitäten hat Jackson aber "ein gutes Gefühl", weil seine Mannschaft in der Schweiz trotz der Niederlage gut gespielt habe.

Neben Conz, der in der Königsklasse eine überragende Fangquote von mehr als 97 Prozent vorweisen kann, sollte der EHC auch den 20-jährigen Verteidiger Yannick Rathgeb, dem in der Schweiz eine große Zukunft prognostiziert wird, und Roman Cervenka im Blick haben. Der tschechische Ex-Weltmeister ist der namhafteste Zugang der West-Schweizer und hat bereits drei CHL-Treffer für sein neues Team erzielt. Von Mitte September an wird er außerdem für sein Heimatland beim renommierten "World Cup of Hockey" in Kanada an den Start gehen - Münchner Spieler sind dort nicht vertreten. Sollte der EHC die Schweizer mit mindestens drei Toren Unterschied bezwingen, ist sogar noch Platz eins in der Gruppe F möglich. Jackson hätte gegen solch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk nichts einzuwenden.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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