Eishockey:Rhythmus-Wechsel

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Zwei, die sich gefunden haben: Trainer Jackson und Kapitän Wolf bei einer Kurzkonferenz in Düsseldorf. (Foto: Imago)

13 Spiele seit Mitte Dezember, neun Siege: Ausgerechnet jetzt muss der EHC München eine Woche bis zum nächsten Duell warten. Der Gegner am Sonntag heißt Straubing - und hat bislang beide Derbys gewonnen

Von Christian Bernhard, München

Der Montag ist für die Profispieler der Deutschen Eishockey Liga (DEL) das, was er früher für die Friseure war: ein freier Tag, während alle anderen in die neue Arbeitswoche starten. In den vergangenen Wochen konnten die Spieler des EHC München davon aber nur träumen. Viermal in Serie mussten sie auch am ersten Tag der Woche aufs Eis, da tags darauf oder am Montag selbst ein Spiel anstand: Statt Freitag-Sonntag hieß es für sie Freitag-Sonntag-Dienstag mit gelegentlichen Auftritten montags, mittwochs oder samstags.

Der vergangene Montag bedeutete für die EHC-Spieler die Rückkehr in ihre normale Welt. Erstmals konnten sie wieder die Beine hochlegen, um Kraft zu tanken, was angesichts von 13 Spielen seit dem 11. Dezember bitter nötig war. Nimmt man die erste (1:5 in Iserlohn) und die letzte Etappe (1:4 in Düsseldorf am Sonntag) dieser Rallye zum Maßstab, könnte man meinen, dass die Strecke ein einziger Unfallschwerpunkt für die Münchner war. Tatsächlich aber glitten sie über die Distanz wie über frischen Asphalt. Denn zwischen diesen beiden Niederlagen gewann die Mannschaft von Trainer Don Jackson neun Mal und festigte damit ihren Platz im vorderen Tabellendrittel. "Der Rhythmus mit den vielen Spielen in letzter Zeit hat uns sehr gut getan", sagt Stürmer Uli Maurer. Das zeigt sich in der Tabelle: Der EHC ist mit 63 Zählern Vierter, sechs Punkte hinter Tabellenführer Eisbären Berlin und fünf Zähler vor den Nürnberg Ice Tigers auf Rang fünf. Der Vorsprung auf den Elften, die Kölner Haie, die nach derzeitigem Stand nicht an den Playoffs teilnehmen dürften, beträgt 13 Punkte. Die Mannschaft habe während dieser vielen Spiele "die Konstanz gefunden, die wir lange gesucht haben", erklärt EHC-Kapitän Michael Wolf. Innerhalb des Teams stimme es immer besser, fügt Verteidiger Florian Kettemer an.

Der EHC hat nun eine lange Trainingswoche vor sich. Am Freitag sind die Münchner spielfrei, erst am Sonntag greifen sie im Derby gegen die Straubing Tigers wieder ins Geschehen ein. "Wir müssen uns jetzt schnellstmöglich auf den anderen Rhythmus einstellen", betont Maurer, der hofft, "dass wir die Spannung in der Woche hochhalten".

Don Jackson wird nach dem vergangenen Wochenende mit Sicherheit die Defensivarbeit thematisieren. Die Abwehr hatte sich über die Feiertage stabilisiert, besonders die Konteranfälligkeit der ersten Saisonhälfte wurde deutlich reduziert. In Düsseldorf und gegen Krefeld wirkte der EHC allerdings nicht mehr ganz so konzentriert wie in den Partien davor. Gegen Krefeld hatte Richie Regehr vor dem 2:2 kräftig gepatzt (Jackson: "Das hat albern ausgesehen"), was durch den 6:2-Sieg aber folgenlos geblieben war. In Düsseldorf leistete sich in Toni Söderholm der zweite Abwehr-Routinier einen Schnitzer, der zum 2:0 für die DEG führte. Auch beim 0:1 sah die Münchner Defensive nicht gut aus. "Wir haben uns ein Loch gegraben, aus dem wir nicht mehr herausgekommen sind", sagte Stürmer Jason Jaffray. Jackson sprach von ein "paar Defensivfehlern", durch die es sich seine Mannschaft speziell im ersten Drittel selbst schwer gemacht habe. Was das betrifft, "müssen wir in Zukunft besser sein".

Wie man das machen kann, zeigten die Düsseldorfer, die über die zweitbeste Abwehr der Liga verfügen. Die Rheinländer gestanden dem EHC, der zum vierten Mal nacheinander auf seinen Topscorer Dominik Kahun (Magen-Darm-Virus) verzichten musste, zwar 38 Torschüsse zu, agierten vor dem wieder einmal starken Goalie Mathias Niederberger aber konsequent zupackend. Düsseldorf habe es sehr gut verstanden, "den Slot aufzuräumen und uns keine zweiten Chancen zu geben", erklärte EHC-Stürmer Tobias Wörle, der Niederberger als einziger bezwingen konnte. Zahlreiche Münchner Strafzeiten ermöglichten Düsseldorf zwei Überzahltore und trugen ein Übriges zur elften Auswärtsniederlage bei.

Anschauungsmaterial ist also genug vorhanden, um die Woche mit Lerninhalten sinnvoll zu gestalten. Und auch was die Motivation betrifft, dürfte der Eishockeylehrer Jackson diese Woche leichtes Spiel haben: Derbys gegen die Straubing Tigers sind meistens speziell - besonders, wenn man wie der EHC die ersten zwei Saisonduelle gegen den Tabellenzwölften verloren hat.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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