Eishockey:Pause für die Reizfigur

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Der EHC München hat in Straubing die erste Chance verpasst, zügig ins Playoff-Halbfinale einzuziehen. Nicht immer hat er dabei seine Emotionen im Griff. An diesem Donnerstag geht es weiter, allerdings ohne Steve Pinizzotto

Von Christian Bernhard, München

Steve Pinizzotto hat sich am Dienstagabend wieder einmal rührend um die Spieler der Straubing Tigers gekümmert. Der Angreifer des EHC München ist ihnen in Sachen Karriereplanung zu Hilfe geeilt ("Höre auf, Eishockey zu spielen. Du bist furchtbar!") und hat sich auch nach dem Befinden der Ehepartner erkundigt. Man weiß das, da Pinizzotto, der nach seiner Profizeit eine erfolgreiche Karriere als Trashtalk-Dozent einschlagen könnte, vom übertragenden Fernsehsender mit einem Mikrofon am Körper ausgestattet worden war; passenderweise so wie Straubings Raubein Sean O'Connor.

Gebracht haben Pinizzottos Provokationen und Sprüche diesmal aber nichts, Straubing gewann Spiel vier der Viertelfinalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 2:1 und verkürzte damit in der Best-of-seven-Serie auf 1:3. Mads Christensens später Anschlusstreffer (58.) kam zu spät, Straubings stark spielender Torhüter Matt Climie hatte die Münchner wie schon in der Hauptrunde mehrmals zur Verzweiflung gebracht. Das lag auch daran, dass Pinizzotto, der zusammen mit Keith Aucoin immer noch Münchens bester Playoff-Scorer ist, wenig zum Spielen kam, da er viel auf der Strafbank saß. Eine Aktion kostete ihn zudem Spiel fünf am Donnerstag: Für einen Check gegen den Kopf von Straubings Verteidiger Austin Madaisky kassierte er die zweite große Strafe in dieser Serie und ist damit gesperrt.

Künftig lieber leise? Na ja, mal abwarten: Steve Pinizzotto, der Heißsporn des EHC München. (Foto: Imago/GEPA)

"Wir haben uns nicht so provozieren lassen", erklärte Tigers-Verteidiger Sebastian Osterloh nach der Partie. "Wir waren hart im Zweikampf, aber nach dem Pfiff ( des Schiedsrichters, Anm. d. Red.) sind wir vom Gegner weggefahren." Das galt speziell für Straubings Sean O'Connor, der sich seit Spiel eins der hitzigen Derby-Viertelfinalserie eine nicht immer nur verbale Auseinandersetzung mit Pinizzotto liefert. Die beiden hatten sich auch am Dienstagabend wieder einiges zu erzählen. Anders als Pinizzotto kassierte der ehemalige Münchner O'Connor aber keine Zehnminutenstrafe und ist damit am Donnerstag in München dabei, während Pinizotto zuschauen muss. Den Münchnern fehlt damit jener Spieler, an dem sich die Straubinger bisher abgearbeitet haben, der auch die sprichwörtliche Drecksarbeit übernommen hat.

Pinizzottos Spielweise ist eine ständige Gratwanderung. Wenn alles glatt läuft, ist es so wie in Spiel drei, als Münchens Verteidiger Konrad Abeltshauser nach dem 4:0-Erfolg gut gelaunt berichtete: "Der Pinner ( Pinizzottos Spitzname) macht alles für uns": Pässe, Tore, "und wenn von den anderen einer frech wird, kriegt er eine drauf." Selbst die Musikauswahl in der Kabine falle in Pinizzottos Aufgabengebiet, erzählte Abeltshauser schmunzelnd, der Kanadier ist demnach "sehr vielseitig einsetzbar". Frank Mauer wies damals auf eine zusätzliche Qualität Pinizzottos hin. "Alleine dadurch, dass er sehr polarisiert, zieht er einiges an Aufmerksamkeit auf sich", sagte der Angreifer, der in der vergangenen Saison mit Mannheim Meister geworden war. Dadurch könne "der ein oder andere Spieler" der Münchner in Ruhe agieren.

EHC-Trainer Don Jackson erklärte, er möge es, wenn seine Mannschaft emotional auftrete. "Ich wünsche mir aber auch, dass unser Team gefasst auftritt", fügte er an. Es sei wichtig, entlang dieser Linie zu laufen und sie nicht zu übertreten. Pinizzotto überschreitet diese Linie immer wieder mal und bringt seine Mannschaft so in Schwierigkeiten. "Unser Problem war, dass wir uns nicht im Griff hatten, was die Emotionen angeht. Wir berauben uns unserer Stärken, wenn wir auf der Strafbank sitzen", erklärte Mauer am Dienstag. Pinizzotto war in Spiel vier ohne Torabschluss und Scorerpunkt geblieben und insgesamt 14 Minuten auf der Strafbank gesessen.

Anders als in den ersten drei Playoff-Duellen mit den Niederbayern nutzten das dieses Mal die Straubinger aus. "Der Gegner hat sich provozieren lassen, so müssen wir auch am Donnerstag in München agieren", betonte Osterloh. Dort steht der EHC im fünften Spiel der Serie in der Münchner Olympia-Eishalle (19.30 Uhr) vor einer neuen Situation: In Pinizzotto fehlt ihm der Spieler, der sich bisher um alle möglichen Angelegenheiten gekümmert hat.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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