Eishockey:Oszillieren im Olympiapark

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16 aus 52: Nach knapp einem Drittel der DEL-Saison hat der EHC München so viele Aufs und Abs hinter sich wie eine Achterbahn auf dem Oktoberfest. Eine Zahlenspielerei in der Länderspielpause

Von Christian Bernhard

16 Spiele, 25 Punkte, Platz sieben: Drei Kennziffern begleiten den EHC München in die Länderspielpause der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Trainer Don Jackson gab der Mannschaft die komplette Woche frei. Das Derby in Straubing (13. November) ist dann das erste der letzten 36 Spiele. Zeit für ein zahlenbasiertes Zwischenfazit.

2+1 Jerome Samsons erste Monate im EHC-Trikot waren . . . nun ja, keiner weiß es so genau. Der kanadische Angreifer, der aus der Schweiz nach München kam, um Tore zu erzielen, verpasste die ersten Wochen aufgrund von Verletzungen und griff erst im Oktober ins Geschehen ein. Selbst dann musste man aber ganz genau hinschauen, um ihn zu sehen - so unauffällig agierte der 28-Jährige. Erst am vergangenen Wochenende platzte der Knoten. In Hamburg beim 4:5 erzielte Samson seine ersten beiden Treffer, am Sonntag entschied er die Partie gegen Wolfsburg im Penaltyschießen. Gut möglich, dass der EHC nach der Pause einen neuen Spieler im Kader hat, ohne so genau zu wissen, wo der alte sich bis dato versteckt hielt.

2 aus 19 "Gut, dass es die Grizzlys Wolfsburg gibt." Wer hätte nach dem Playoff-Debakel der vergangenen Saison (0:4) gedacht, dass dieser Satz eines Tages Eingang in den EHC-Wortschatz finden würde. Die Niedersachsen sind das einzige Team, gegen das der EHC diese Saison im Penaltyschießen gewann - und das gleich zwei Mal. Da die Münchner aber schon sechs Mal in die Penaltylotterie mussten - so oft wie keine andere DEL-Mannschaft - bedeutet das auch, dass sie die anderen vier verloren. Kein Wunder, bei nur zwei Treffern in 19 Versuchen. Don Jacksons Einschätzung nach dem 4:3 gegen Wolfsburg am Sonntag ("Das Besondere an diesem Spiel war, dass wir einen Weg gefunden haben, ein Penaltyschießen zu gewinnen") war deshalb frei von jeglicher Ironie.

Jason Jaffray stellte einen DEL-Startrekord auf. (Foto: Buthmann/Imago)

5 Kapitän Michael Wolf zeigte in der Champions Hockey League (CHL), dass er auch auf internationalem Eis weiß, wo das Tor steht. Seine fünf Tore wurden bisher nur von Prags Jan Buchtele (sechs) überboten. Der EHC zeigte sich bei seinem ersten Auftritt in der Eishockey-Königsklasse in der Gruppenphase, wo er alle vier Spiele gewann, von seiner besten Seite. Das Aus in der Runde der letzten 32 gegen das finnische Spitzenteam Lukko Rauma zeigte aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist bis zur europäischen Spitze.

6 So viele Stammspieler fehlten dem EHC in den letzten Wochen verletzt. Der Großteil davon könnte aber schon bald wieder an Bord sein: Jackson rechnet nach der Pause fest mit Uli Maurer, auch Torhüter Danny aus den Birken könnte Mitte November zurück sein. Matt Smabys Rückkehr ist laut Jackson "nicht mehr in weiter Ferne", Frank Mauer fehle mindestens noch drei Wochen. Sorgen bereitet Jackson Yannic Seidenberg. Dessen Beinverletzung sei "ein Rätsel", sagt der 59-Jährige.

Nationalspieler Dominik Kahun, 20, führt die teaminterne Scorerwertung an. (Foto: Johannes Simon)

21 Die Trikotnummer von Dominik Kahun, dem auffälligsten Münchner. Der 20-Jährige führt mit 17 Zählern (fünf Tore) nicht nur die teaminterne Scorerwertung an, er riss die Mannschaft zusammen mit seinem Angriffspartner Mads Christensen auch immer wieder mit. "Dominik und Mads haben als Paar sehr gut gespielt, sie sind sehr gefährlich", sagt Jackson. Lohn ist die Nominierung für den Deutschland Cup in Augsburg.

8 Mal hintereinander hat Zugang Jason Jaffray, 34, zum Einstand getroffen: Startrekord in der DEL. Mit insgesamt zehn Toren führt der Kanadier die interne Schützenliste an.

52 Vorhang auf für das Spektakel: 52 Tore hat der EHC bislang geschossen. Überboten wird dieser Wert nur von Tabellenführer Mannheim (53), allerdings hat der Meister auch ein Spiel mehr bestritten. Allerdings hat der EHC auch schon 52 Gegentore bekommen - von allen Teams aus den Top Acht die meisten. Langeweile kam bei Spielen mit Münchner Beteiligung bisher nur selten auf.

60 So viele Minuten dauert bekanntlich ein Eishockeyspiel. Dem EHC scheint das aber nicht zu reichen: Sieben Partien - fast jede zweite - gingen in die Verlängerung. Wenn Jackson darauf verweist, Eishockey sei ein "60-Minuten-Spiel", meint er aber die vielen Konzentrationsschwankungen seiner Mannschaft. Im Oktober lag der EHC regelmäßig zurück, mehrmals 0:3, um erst danach ins Spiel zu finden. In Hamburg führte er 3:0, gegen Wolfsburg 3:1 - beide Male reichte es nicht zu drei Punkten.

EHC-Trainer Don Jackson war trotz einiger Erfolge oft nicht zufrieden mit seiner Mannschaft. (Foto: Johannes Simon)

50 Mio. Nicht ganz der Münchner Saisonetat, sondern die Zahl an Zuschauern, die seit Gründung der DEL im Jahr 1994 in die Stadien gekommen sind. Am Wochenende wurde der 50 000 000. Besucher begrüßt. Der EHC leistet in dieser Hinsicht einen überschaubaren Beitrag. 3558 Zuschauer haben Kapitän Wolf und seine Crew in den ersten acht Heimspielen im Schnitt gesehen, nur Wolfsburg (2390) lockt weniger Menschen an. Vom DEL-Durchschnitt (6076) ist der EHC weit entfernt - die zwei Heimspiele in der Olympiahalle gegen Augsburg (26. Dezember) und Berlin (28. Dezember) sollen zeigen, was möglich wäre. Damit der EHC bald in einer eigenen neuen Halle spielen kann. 2019 vielleicht. Nur so als Zahl.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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