Eishockey:Nach Blitzstart ausgetrudelt

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Voller Kampfgeist: Hier wirft sich Kölns Alexander Oblinger in den Schuss von Maximilian Daubner, dem Schützen des Münchner 2:0. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der EHC München verlangsamt nach einer raschen 3:0-Führung in Köln das Tempo und muss sich den Sieg deshalb übers Penaltyschießen holen.

Von Christian Bernhard, München

Es gibt kaum ein Team in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), bei dem Anspruch und Wirklichkeit in den letzten Jahren so weit auseinander lagen wie bei den Kölner Haien. Die Rheinländer werden vor jeder Saison als einer der Mitkonkurrenten auf den Titel genannt, die letzte Meisterschaft liegt allerdings mehr als 16 Jahre zurück. In den vergangenen vier Spielzeiten war ein Playoff-Halbfinaleinzug das höchste der Gefühle. Der Gegner damals: der EHC Red Bull München.

Die Mannschaft von Trainer Don Jackson tat den Kölnern auch am Sonntag weh - speziell in der Anfangsphase des 21. DEL-Spieltages. Nach nur 190 Spielsekunden stand es 3:0 für den Meister, der sich am Ende auswärts mit 4:3 (3:0, 0:2, 0:1) nach Penaltyschießen durchsetzte. Die ersten drei Treffer von Trevor Parkes, der am Wochenende sein Comeback nach mehr als sechswöchiger Verletzungspause feierte, Maximilian Daubner und Frank Mauer fielen innerhalb von 70 Sekunden. Nachdem sich die Haie zurückgekämpft hatten, besorgte Maximilian Kastner im Penaltyschießen die Entscheidung. Durch den siebten Sieg in Serie in Köln rehabilitierte sich der Meister zumindest zum Teil für die 2:3-Heimniederlage nach Verlängerung gegen Bremerhaven vom Freitag. Die Münchner sind weiter Tabellenzweiter, der Rückstand auf die Mannheimer Adler beträgt acht Punkte.

Münchens Blitzstart bewirkte, dass der Arbeitstag von Haie-Torhüter Gustaf Wesslau bereits nach gut drei Minuten beendet war. Der Schwede machte für Hannibal Weitzmann Platz und schnaufte auf der Bank erst einmal demonstrativ durch. Sein Teamkollege Fabio Pfohl machte Wesslau keinen Vorwurf. "Das waren einfach nur drei hergeschenkte Tore, das hatte nichts mit Eishockey zu tun", betonte der Nationalspieler. "Da muss man sich einfach mehr den Arsch aufreißen."

Die Münchner hatten zu Beginn des Mitteldrittels in Überzahl die große Chance auf das 4:0, doch Weitzmann parierte nach einer schönen und schnellen Passstafette des Meisters stark gegen John Mitchell (23.). Als Mitte der Partie Tobias Eder und Keith Aulie gemeinsam auf der Strafbank saßen, schlugen die Haie zu: Morgen Ellis traf die Scheibe zwar nicht richtig, genau deshalb schlug sie aber in Minute 32 zum 1:3 im Tor ein. Für Münchens Nationaltorhüter Danny aus den Birken war es das erste Gegentor nach mehr als 182 Auswärts-Minuten in der Liga. Nur 36 Sekunden später zappelte die Scheibe dann schon wieder in seinem Netz, Alexander Sulzer hatte auf 2:3 verkürzt. Mit einem Schlag war die Partie wieder offen - und Köln drängte auf den Ausgleich. "Wir haben die Scheibe zu langsam gespielt und uns unnötig unter Druck gebracht", sagte EHC-Nationalspieler Yannic Seidenberg vor dem Schlussdrittel. "Wir müssen wieder geradliniger nach vorne spielen." Doch die Haie waren nun voll im Spiel und glichen in Person von Alexander Oblinger in Überzahl zum 3:3 (43.) aus. Die Münchner scheiterten dagegen mehrmals am starken Weitzmann.

Am Freitag hatte sich Jackson über die Schiedsrichter geärgert. Grund dafür war die Szene in Minute 44 gewesen, als EHC-Verteidiger Keith Aulie die Scheibe über die Linie drückte. Der Torjubel verging ihm und den Münchnern auf der Stelle, da die Schiedsrichter Sekundenbruchteile zuvor abgepfiffen hatten, obwohl Bremerhavens Torhüter Jaroslav Hübl den Puck nach einem Schuss von Andreas Eder zu keiner Zeit unter Kontrolle hatte. Der Treffer wäre das 3:1 für den Meister gewesen, stattdessen glich der Ex-Münchner Jan Urbas kurze Zeit später zum 2:2 aus, ehe Nicolas B. Jensen in der Verlängerung das 3:2 für die Gäste erzielte. Jackson stellte danach klar, dass er "überhaupt nicht" über Schiedsrichter spreche, sondern über das, was er gesehen habe. Und das war: "Ihr Torhüter hatte die Scheibe nicht, sie lag da. Wir haben das dritte Tor geschossen, aber es hat nicht gezählt." Zwei Tage später gab es zwar einen Sieg, der verspielte Drei-Tore-Vorsprung konnte Jackson aber auch nicht gefallen.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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