Eishockey:Kaum noch Fehler im System

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Der EHC München feiert im 22. Heimspiel dieser Saison den 17. Sieg. Das 5:2 gegen die Düsseldorfer EG ist ein Trostpflaster für das ärgerliche 2:3 in Nürnberg

Von Christian Bernhard, München

Christian Winkler hat vor den Heimspielen des EHC Red Bull München in letzter Zeit alle Hände voll zu tun gehabt. Erst vor acht Tagen hatte er Jason Jaffray zu dessen 1000. Spiel als Profi ein Jubiläumstrikot überreicht, da stand er an diesem Sonntag schon wieder auf der Eisfläche des Münchner Olympia-Eisstadions. Diesmal galt seine Anwesenheit Yannic Seidenberg, der aus den Händen des Managers ein Trikot mit der Ziffer 800 entgegennahm; so viele Spiele hat der 33-Jährige mittlerweile in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestritten. Seidenberg lächelte artig in die Kameras - und feierte das Jubiläum dann auf seine Art und Weise. Der Nationalspieler erzielte das 1:0 gegen die Düsseldorfer EG und leitete damit den 5:2-Sieg des Meisters ein. "Der Druck war groß", sagte EHC-Trainer Don Jackson lächelnd in Richtung Seidenberg, "er musste ein Tor schießen, schließlich hatte Jaffray in seinem Jubiläumsspiel auch getroffen." Mission erfüllt.

Das Startdrittel stand lange Zeit vor der Frage: Alles Niederberger, oder was? Der Düsseldorfer Torhüter Mathias Niederberger vereitelte Chance um Chance der Münchner. EHC-Torwart David Leggio schien Niederbergers Ein-Mann-Show anzustacheln, ebenfalls sein Können zu präsentieren, also tat er das mit einer starken Parade gegen Chris Minard (13.). Im dritten Überzahlspiel des Tages schlug der Meister dann zu: Seidenberg schlenzte die Scheibe von der Blauen Linie auf den Düsseldorfer Kasten, Jaffray versperrte Niederberger die Sicht und sprang im richtigen Moment hoch - und es stand 1:0 (19.).

Die Führung war verdient, und der EHC versuchte alles, sie so schnell wie möglich auszubauen. Frank Mauer traf die Querlatte (22.), Konrad Abeltshauser scheiterte nach einer schönen Aktion an Niederberger (25.). Da der Gäste-Goalie aber auch nur ein Mensch ist, war er wenige Sekunden später machtlos, als ihn Jaffray aus kurzer Distanz zum 2:0 überwand (25.). Jon Matsumoto hatte die Scheibe ideal vor den DEG-Kasten gepasst. Niederberger bewahrte seine Mannschaft in der Folge vor dem dritten Gegentreffer - und plötzlich schlugen die Rheinländer zu: Brandon Yip verkürzte auf 1:2 (35.) - und schon war es wieder spannend. Eine weitere Disziplinlosigkeit machte den Gästen aber einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor Ende des Mitteldrittels kassierte Yip eine Spieldauerdisziplinarstrafe - und der EHC bedankte sich zu Beginn des Schlussabschnitts mit zwei Überzahltreffern: Erst war Matsumoto mit einem platzierten Schuss erfolgreich (43.), nur 47 Sekunden später traf Daryl Boyle zum 4:1 (44.). In beiden Fällen hatten die Münchner Angreifer für viel Betrieb vor Niederberger gesorgt.

Drayson Bowman (52.) brachte die Rheinländer mit seinem Konter-Tor zwar noch einmal auf 2:4 heran, doch der Tabellenführer ließ sich die drei Punkte nicht mehr nehmen. Den spektakulären Schlusspunkte setzte Münchens Topscorer Keith Aucoin, der aus knapp 60 Metern zum 5:2 ins leere Düsseldorfer Tor traf (60.).

Durch den 17. Sieg im 22. Heimspiel der Saison festigte der EHC nicht nur seine Tabellenführung, sondern fand auch die richtige Antwort auf die Niederlage vom Freitag. Im Spitzenspiel bei den Nürnberg Ice Tigers hatte den Münchner ein 2:0-Vorsprung nicht gereicht, 3:2 gewannen die Franken noch nach Penaltyschießen und entschieden somit auch das vierte Hauptrunden-Duell gegen den Meister für sich. "Verdammt ärgerlich", fand das Frank Mauer, der den EHC im Schlussdrittel in Unterzahl mit 2:0 in Führung gebracht hatte. Am Sonntag gab es auf Münchner Seite aber wieder lächelnde Gesichter. Sieben Spieltage vor Ende der Hauptrunde steht der EHC immer noch da, wo er auch Anfang März zu Beginn der Playoffs stehen möchte: auf Platz eins. Den Münchner Spielern ist bewusst, dass es dann erst so richtig losgeht. Jetzt komme die Zeit, "wo im System alles stimmen muss", sagte einer, der es wissen muss: Yannic Seidenberg, der Mann mit der Nummer 800.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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