Eishockey:Je öfter, desto besser

Lesezeit: 3 min

Selbstbewusster Schlussmann: "Wir beweisen, dass wir auch enge Spiele gewinnen können", sagt David Leggio, der daran großen Anteil hat. (Foto: Hanne Rauchensteiner)

Mit seinem dritten Shutout im erst 14. Einsatz meldet EHC-Torhüter David Leggio gegen Hamburg abermals Anspruch auf die Münchner Nummer eins an

Von Christian Bernhard, München

Das Spiel war vorbei, die Feierlichkeiten unter der Kurve ebenfalls, doch ein festes Element aus dem Jubel-Protokoll fehlte noch: die Tanzeinlage des Torhüters. Lautstark forderte der Fanblock des EHC München David Leggio - und Leggio tanzte. Hin und her wippend baute er sogar ein, zwei Rodeo-Bewegungen in seine Einlage ein, ehe er sich grinsend auf den Weg in die Kabine machte.

Ein tanzender Torhüter bedeutet immer, dass er seine Arbeit zuvor sehr gut gemacht hat. In Leggios Fall war sie perfekt: 35 Schüsse hatte der US-Amerikaner am Dienstagabend abgewehrt - alle, die auf sein Tor kamen - und den EHC damit zum Sieg gegen die Hamburg Freezers geführt.

Das 3:0 war der sechste Heimsieg in Serie für den EHC, der mit 60 Punkten nun am Spitzen-Trio der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dran ist - Tabellenführer Eisbären Berlin ist nur noch fünf Punkte entfernt - und sich von den Verfolgern etwas abgesetzt hat: Wolfsburg als Fünfter liegt fünf Zähler hinter den Münchnern. Seit Mitte Dezember hat die Mannschaft von Don Jackson acht ihrer zehn Spiele gewonnen. "Wir finden uns immer besser als Team", sagte der Trainer.

Weil Eishockey nicht nur ein Spiel ist, das von Momenten und Fehlern geprägt wird, wie Hamburgs Trainer Serge Aubin in der Pressekonferenz erklärte, sondern auch ein zahlenlastiges, reicht ein Blick in die Statistik, um Münchens Aufschwung zu erklären. In den vergangenen zehn Spielen kassierte der EHC 17 Gegentore - im Schnitt also nur 1,7 pro Partie. In den 25 Partien davor waren es doppelt so viele gewesen, im Durchschnitt 3,4 pro Spiel.

Wenig überraschend macht auch Leggio die neue defensive Stabilität als Hauptgrund für den Lauf des EHC aus. "Wir haben die Großchancen der Gegner minimiert", erklärte er, was auch den Stürmern zugute komme. "Durch unsere gute Defensivleistungen nehmen wir auch Druck von unserer Offensive", sagte Leggio. So konnte der EHC selbst das Fehlen von Topscorer Dominik Kahun verkraften, der gegen Hamburg zum zweiten Mal nacheinander krankheitsbedingt fehlte. Das starke Defensivverhalten hat die Leistungen des EHC auf ein hohes Niveau gehoben. "Erfolgreiche Teams zeichnen sich dadurch aus, dass sie gut in der Abwehr stehen", betonte Leggio. Es sei schön und gut, vier oder fünf Tore an einem Abend zu erzielen, "aber du musst auch enge, harte Spiele gewinnen. Wir beweisen derzeit, dass wir das können, und das gibt uns einen großen Schub an Selbstvertrauen."

Dieses verkörpert derzeit keiner besser als Leggio selbst. Lediglich zwei Gegentreffer kassierte er in seinen jüngsten vier Einsätzen, in insgesamt zehn Dritteln war er nicht zu bezwingen. Zweimal hielt er bis zum Spielende die Null. Nur Mannheims Dennis Endras (28 Einsätze) und Wolfsburgs Felix Brückmann (25) haben vier Mal und damit einmal mehr zu null gespielt als Leggio, der dafür aber nur 14 Spiele gebraucht hat. Mittlerweile ist er mit 2,23 Gegentoren pro Spiel die Nummer drei der Liga "David ist erfahren und mental voll im Spiel", sagt Jackson.

Das bewies der 31-jährige Amerikaner gegen Hamburg speziell im Mitteldrittel, als er selbst einen Penalty von Julian Jakobsen abwehrte (40.). Zu diesem Zeitpunkt führte der EHC dank Jerome Samsons Überzahl-Treffer (37.) 1:0. Die doppelte Überzahl überhaupt erst möglich gemacht hatte Hamburgs Nationalspieler David Wolf, der bereits im Startdrittel eine Zehn-Minuten-Strafe wegen Schiedsrichterbeleidigung bekommen hatte, mit einem dummen Foul in einfacher Unterzahl. "Das darf uns nicht passieren", sagte Hamburgs Thomas Oppenheimer zu den zwei Strafzeiten. Steve Pinizzotto erhöhte mit seinem vierten Treffer innerhalb von drei Tagen auf 2:0 (50.). Den Schlusspunkt setzte Keith Aucoin, der zu den ersten beiden Toren die Vorarbeit geleistet hatte, mit einem Schuss ins leere Netz (60.).

Der Zweikampf mit Nationalkeeper Danny aus den Birken scheint Leggio gut zu tun. "Du musst gewinnen, um zu spielen", betonte er, das erhöhe den Druck auf beide Torhüter. Die vielen Einsätze in kurzen Abständen - gegen Hamburg spielte der EHC zum elften Mal in den vergangenen 26 Tagen, am Freitag geht es gegen Krefeld weiter - machen Leggio jedenfalls nichts aus. "Ich mag es, viele Spiele zu haben", sagte er. "Und wenn ich viel spiele, spiele ich besser."

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: