Eishockey:Jacksons Liebling

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Trio mit zwei Fäusten: Jason Jaffray bei der Eiszeit mit seinen Kindern Jaxon und Kennedy. Der sechsjährige Jaxon spielt beim EHC-Nachwuchs. (Foto: Imago/Gepa Pictures)

EHC-Stürmer Jason Jaffray überzeugt seinen Trainer nicht nur durch seine Vielseitigkeit - er erledigt auch die Drecksarbeit

Von Christian Bernhard, München

Jason Jaffray hat am Sonntagnachmittag gar nicht erst probiert, seine gute Laune zu verbergen. Grinsend stand der Stürmer des EHC Red Bull München auf dem Eis der Mannheimer Arena und scherzte im Interview mit dem TV-Kommentator, der ihm fälschlicherweise das Siegtor zuschreiben wollte. Jaffray klärte lachend auf, dass er in jener Situation gar nicht auf dem Eis gewesen sei, "doch wenn ihr mir das Tor unbedingt zuschreiben wollt, nehme ich es gerne".

Jaffrays gute Laune hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte der Liga-Primus das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Mannheimer Adlern trotz eines 0:2-Rückstandes mit 4:3 gewonnen, zum anderen hatte er entscheidenden Anteil daran: Der 35-jährige Kanadier hatte Michael Wolfs 1:2 mustergültig vorbereitet und dann selbst das 2:2 erzielt. Der Sieg beim Tabellenzweiten, durch den der EHC-Vorsprung auf die Verfolger auf nun neun Zähler angewachsen ist, sei "großartig" gewesen, sagte er am Montag, "speziell nach dem Nürnberg-Spiel, das uns noch lange gestunken hat".

Jaffray ist aktuell Münchens zweitbester DEL-Scorer, seine sieben Tore und zwölf Assists werden teamintern nur von Keith Aucoin (23 Scorerpunkte) überboten. Doch Jaffray ist viel mehr als ein Punktelieferant - er ist zusammen mit Kapitän Michael Wolf der kompletteste Angreifer im Kader, einer, der auch defensiv enorm wichtig für die Mannschaft ist. Deshalb ist er einer der Lieblingsschüler von Don Jackson. Der EHC-Trainer schätzt Spieler, die ihr Ego hinter den Mannschaftserfolg stellen, Spieler, die sich für das Team aufopfern, die sich also nicht zu schade sind, auch unangenehme, wenig glitzernde Aufgaben zu übernehmen. Spieler wie Jaffray. "Es gibt viele wichtige Aspekte im Spiel, nicht nur das Toreschießen", betont Jaffray; Dinge wie Bullys gewinnen oder Schüsse blocken. "Ich glaube, dass ich in jedem Spiel meinen Beitrag leiste."

Das tut er. Der Kanadier kommt im Schnitt auf beachtliche 20 Minuten Eiszeit pro Spiel, übernimmt sowohl in Über- als auch in Unterzahl eine wichtige Funktion. Jackson spricht nach Spielen des EHC selten über Einzelspieler, wenn er nicht explizit nach ihnen gefragt wird. Wenn er es doch tut, landet er fast immer bei Jaffray - ob er gescort hat oder nicht. Jackson lobt ihn dann für seine Aufopferungsbereitschaft oder für Defensivaktionen, die dem Publikum oft entgehen.

Auch am Sonntag band Jackson den erfahrenen Profi in seine Ausführungen zum Spiel ein. Seine Mannschaft habe einige tolle Aktionen kreiert, sagte er, "speziell Jason Jaffray vor dem ersten Tor". Jaffray hatte die Scheibe kurz vor Ende des Mitteldrittels scharf und präzise von der Seite zum Tor gebracht, sodass Wolf nur noch den Schläger hinhalten musste und Mannheims starker Torhüter Dennis Endras chancenlos war. Es ist kein Zufall, dass Wolf und Jaffray, die wie schon in der vergangenen Meister-Saison in einer Angriffsreihe auflaufen - derzeit zusammen mit Jon Matsumoto - sehr gut harmonieren. Beide bringen neben Erfahrung reichlich Eishockey-Intelligenz mit.

Für Jackson sind Spieler wie Jaffray und Wolf "der Schlüssel zum Erfolg": "Sie sind nicht nur auf dem Eis vorbildlich, sondern auch in der Kabine. Jeder kann zu ihnen aufsehen. Ich weiß, wie wichtig solche Spieler sind. Ich war in Teams involviert, die solche Spieler hatten, und habe gesehen, was sie bewirken, und ich war in Teams, bei denen solche Spieler fehlten und daher der Erfolg ausblieb."

Jaffray, der ein sehr gutes Gespür dafür hat, wie er seiner Mannschaft je nach Spielsituation helfen kann, ist zufrieden damit, wie sich der EHC im Moment präsentiert. "Wir bewegen uns in die richtige Richtung", sagt er, "jeder kennt seine Rolle und füllt diese aus." Anders als in der EHC-Kabine, wo seine Anführer-Rolle unumstritten ist, muss er zu Hause allerdings darum kämpfen. Im Lieblingsspieler-Ranking seines sechsjährigen Sohnes Jaxon, der in der U8-Mannschaft des EHC spielt und dort bereits viermal pro Woche auf dem Eis steht, sei er nur die Nummer zwei, erzählt er schmunzelnd. Ganz oben steht dort Dominik Kahun. Ein Teamplayer wie Jason Jaffray verkraftet aber auch das.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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