Eishockey:Im Masterplan

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Plus drei, weniger zwei, eins im Sinn, murmel, murmel ... macht 107 Punkte in der Endabrechnung für Trainer Don Jackson und seine Mannschaft nach der DEL-Hauptrunde. Vereinsrekord aus dem Vorjahr eingestellt. (Foto: Tobias Hase/dpa)

"Wir nehmen, wer kommt": Mit exakt derselben Punktzahl wie 2017 geht Titelverteidiger EHC München wieder als Tabellenerster in die DEL-Playoffs. Mittlerweile ist sogar schon egal, wer spielt.

Von Christian Bernhard , München

Yannic Seidenberg redete gar nicht erst lange herum. Ja, es sei nicht ganz einfach, zurück in den Liga-Alltag zu finden, sagte der Olympia-Silbermedaillen-Gewinner am Sonntag, als der EHC Red Bull München gegen die Iserlohn Roosters spielte. Der Münchner Verteidiger war am Samstagabend noch im Sportstudio in Mainz aufgetreten, von dort ging es spät mit einem ZDF-Jet zurück nach München. Sonntagmittag wurden die Olympia-Fahrer des EHC vor heimischem Publikum geehrt - dann spielten fünf von ihnen erstmals wieder (Frank Mauer und Danny aus den Birken durften noch pausieren). Mental sei es schwierig gewesen, sich auf das Spiel vorzubereiten, gab Seidenberg zu.

Der 34-Jährige war spät in der Partie mit einem Schuss von der Blauen Linie, den Jason Jaffray zum 3:3 abfälschte, trotzdem mit dafür verantwortlich, dass die Partie in die Verlängerung ging. Dort setzten sich zwar die Gäste durch, der Fokus der Münchner lag hinterher aber darauf, dass sie zum dritten Mal in Serie nach der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga auf Platz eins liegt. DEL-Rekord. 52 Spiele, 107 Punkte - Vereinsrekord aus dem Vorjahr eingestellt. Die Mannschaft habe "wieder eine unglaubliche Hauptrunde hingelegt", findet Seidenberg.

In nahezu allen relevanten Statistiken rangiert der EHC nach 52 Spielen ganz vorne

Das belegt ein Blick in die Statistik: Der EHC hatte mit Abstand den besten Angriff (183 Tore, im Schnitt 3,5 pro Partie) und die beste Tordifferenz (+55) der Liga. Keith Aucoin, mit 39 Jahren und vier Monaten der älteste Feldspieler der Liga, dominierte die Scorerwertung (64 Punkte). Besonders beeindruckend: Aucoin verbuchte 53 Torvorlagen, im Schnitt mehr als eine pro Spiel. Der erfolgreichste Torschütze der Liga ist ebenfalls ein Münchner: Brooks Macek traf 26 Mal. In den Rubriken Gegentore (128, nur zwei mehr als Nürnberg), Unterzahl-Quote (87,4 Prozent) und Überzahltore (39) waren die Münchner die Nummer zwei der Liga. Kaum eine Kategorie, in welcher der EHC nicht ganz vorne zu finden ist. "Wir waren defensiv und offensiv gut", fasste es Trainer Don Jackson zusammen.

Jackson, DEL-Rekordtrainer mit sieben Titeln (fünf davon mit den Eisbären Berlin) sieht zwei Hauptgründe für den abermaligen Erfolg: die Konstanz und die Führungsqualitäten in der Kabine. "Diese Mannschaft war das konstanteste aller meiner Teams in Deutschland", sagte der 61-Jährige. Dazu komme das "großartige Leadership unserer Veteranen". Jackson nannte keine Namen, Kapitän Michael Wolf, 37, Jaffray, 36, und eben Aucoin durften sich aber angesprochen fühlen. Die Hauptrunde habe gezeigt, dass es in der Mannschaft einfach stimmt, fügte Maximilian Kastner hinzu. Für den Stürmer war die Disziplin ausschlaggebend: "Jeder setzt das System des Trainers um, jeder macht das, was von ihm verlangt wird."

Wie gefestigt die Strukturen sind, zeigte sich vergangene Woche in den zwei Spielen ohne die sieben Olympia-Teilnehmer. In Berlin (2:3) und in Bremerhaven (5:1) fügten sich die zahlreichen jungen Spieler, die sonst beim Kooperationspartner SC Riessersee in der DEL2 oder im Farmteam in Salzburg spielen, nahtlos ein und boten dem Zweiten Berlin, der bis auf den verletzten Verteidiger Blake Parlett in Bestbesetzung antrat, bis zum Schluss Paroli. In Bremerhaven siegten die Münchner zwei Tage später trotz Rückstands souverän gegen ein Team, das sich noch im Kampf um die direkte Viertelfinal-Qualifikation befand.

Der EHC muss nun den Ausgang der ersten Playoff-Runde abwarten, bis er weiß, auf wen er vom 14. März an im Viertelfinale (best of 7) trifft, ob auf Iserlohn, Bremerhaven oder Schwenningen. Die Playoffs seien kein Wunschkonzert, sagte Stürmer Patrick Hager, "wir nehmen, wer kommt."

Nach dem Spiel gegen Iserlohn gab Jackson seinen Spielern erst einmal drei Tage frei, am Donnerstag startet die Vorbereitung. Das Prozedere sei wie in den vergangenen Spielzeiten auch, erklärte Jackson: "Wir haben denselben Plan." Und der sieht dasselbe Ende wie 2017 und 2016 vor, als der EHC jeweils Meister wurde.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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