Eishockey:Hoppala, ganz schön groß!

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Die Spieler des EHC München sind zu Beginn des Derbys gegen Augsburg leicht verunsichert von der Kulisse in der Olympiahalle. Mit etwas Glück fangen sie sich und setzen sich mit 6:3 gegen die Panther durch

Von Christian Bernhard, München

Die Frage nach dem Mann des Spiels war für die Fans bereits beantwortet, da hatte die Partie am zweiten Weihnachtsfeiertag noch gar nicht begonnen. Kein Name wurde bei der Spielervorstellung so laut gerufen wie seiner, keiner sonst bei jedem Scheibenkontakt mit seinem Vornamen gefeiert. Und klarerweise übernahm er nach Spielende auch unter der Kurve die Vorsinger-Rolle. Uli Maurer und die Münchner Olympiahalle sind einfach untrennbar miteinander verbunden. Schon vor vier Jahren, als der EHC München erstmals in diese große Halle umgezogen war, trug der Angreifer das Münchner Trikot und erzielte beim 5:0-Derbyerfolg gegen Augsburg ein bemerkenswertes Tor in Unterzahl, das ihm beim EHC-Anhang eine Art Heldenstatus eingebracht hat. In den vergangenen Wochen musste Maurer von damals erzählen, immer und immer wieder.

Für den 30-Jährigen schloss sich am Samstagnachmittag also ein Kreis, als er erneut über ein Spiel in der Olympiahalle sprach - diesmal über ein aktuelles. 6:3 hatte sein EHC soeben gewonnen, wieder gegen Augsburg, wieder in der riesigen Halle. Maurer, der als einziger Münchner Spieler beide Partien im EHC-Trikot bestritten hat - Verteidiger Daryl Boyle spielte vor vier Jahren noch für Augsburg - traf diesmal zwar nicht, kam aber aufgrund der "speziellen Atmosphäre" und des "besonderen Flairs" erneut ins Schwärmen, als er in den Katakomben den Nachmittag Revue passieren ließ. Dieser hatte spektakulär begonnen: Bevor die Mannschaften aufs Eis kamen, wurde ein Feuerwerk gezündet, begleitet von Flammenwerfern kam zu "Hells Bells" von AC/DC eine riesige Glocke vom Hallendach. Die 9700 Zuschauer in der nicht ausverkauften Halle wurden von allen Seiten beschallt, EHC-Trainer Don Jackson fand die Atmosphäre "fantastisch". Wie an einer Schnur aufgefädelte Pinguine marschierten die Spieler den langen Weg von der Kabine aufs Eis, der EHC in seinen extra für die zwei Olympiahalle-Spiele angefertigten Trikots.

Am Anfang, erzählte Maurer, habe man gemerkt: "Hoppala, hier ist etwas Großes entstanden." Das war dem EHC in den ersten Spielminuten anzumerken. Augsburg bestimmte die Partie und erarbeitete sich früh sehr gute Chancen. Die besten vergaben Mike Iggulden (2.) und Mike Mancari (6.), der die Scheibe an den Pfosten setzte. Es sollte der erste von insgesamt drei Augsburger Pfosten- und Lattentreffern sein. "Wenn in den ersten Minuten das Glück nicht auf unserer Seite gewesen wäre, hätte das Spiel anders ausgehen können", sagte Maurer. So aber stand es nach etwas mehr als zwölf Minuten 2:0 für den EHC, da Michael Wolf (10.) und Yannic Seidenberg (13.) das taten, was die Gäste versäumt hatten: die Scheibe ins Tor zu bringen. Diesen Vorsprung ließ sich der EHC nicht mehr nehmen, obwohl Augsburg nie aufgab. Das Ergebnis stellte Jackson zufrieden, die defensive Leistung seiner Mannschaft allerdings nicht. Er bemängelte "zu viele Scheibenverluste" und betonte, der EHC könne in Scheibenbesitz "smarter" spielen. "Es war ein offenes Spiel", sagte Wolf, "wir mussten ständig aufpassen, weil sie immer gefährlich waren."

Der EHC-Kapitän traf wie Keith Aucoin doppelt. Wolfs zweiter Treffer, als er sich vor dem leeren Augsburger Tor fast noch selbst ausspielte, ehe er die Scheibe doch noch irgendwie zum 6:3-Endstand über die Linie drückte, war ein ganz besonderer. Es war sein 262. in der DEL, wodurch er an Düsseldorfs Daniel Kreutzer vorbeizog und nun alleiniger Rekordhalter in der ewigen Torjägerliste ist. Seinem Naturell entsprechend schrieb er dem Rekord keine große Bedeutung zu; statt darüber viele Worte zu verlieren, wies er darauf hin, dass auch Nürnbergs Patrick Reimer bei diesem Tore-Wettrennen ein Wörtchen mitrede. "Das ist ein Kampf, der noch ein bisschen länger gehen könnte", erklärte der 34-Jährige. Wolf kann bereits an diesem Montag nachlegen, dann gastieren die Eisbären Berlin zum zweiten und letzten Spiel in der Olympiahalle. Die Hauptstädter kommen nach sieben Siegen in acht Dezemberspielen als Tabellenführer nach München - wo es vor zwei Wochen die einzige Niederlage in dieser Phase gab. Damit sich das wiederholt, müsse der EHC aber besser aus der Kabine kommen als gegen Augsburg, warnte Wolf: "Wir dürfen ihnen nicht so viel Raum lassen." Und Jackson mahnte, seine Mannschaft müsse defensiv besser spielen. Der Trainer ist aber zuversichtlich, da das 2:1 gegen Berlin ein "exzellentes" Spiel gewesen sei. Großen Anteil daran hatte Michael Wolf, er erzielte beide Münchner Tore.

© SZ vom 28.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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