Eishockey:Hand und Helm

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Der mit dem roten Helm: Stürmer Maximilian Kastner (Mitte) hat in dieser Saison nach Meinung vieler Experten „einen großen Sprung gemacht“. Folgerichtig trägt er das Insigne des Münchner Topscorers. (Foto: Sven Laegler/imago)

Der EHC München macht sich in Köln das Siegen schwer: Nach einer 3:0-Führung leistet sich der Meister zu viele Strafen. Dass Maximilian Kastner im Penaltyschießen den Sieg rettet, ist kein Zufall.

Von Christian Bernhard, München

So ganz genau wusste Maximilian Kastner nicht, was er davon halten sollte. Auf der einen Seite war da dieses gute Gefühl, bei einer auf dem Papier prominent besetzten Mannschaft wie den Kölner Haien zwei Punkte geholt zu haben. Auf der anderen aber auch jenes, einen Drei-Tore-Vorsprung nicht in drei Punkte umgemünzt zu haben. Kastner entschied sich für ein schelmisches Grinsen, nachdem er am Sonntagabend im Penaltyschießen den Siegtreffer zum 4:3 erzielt hatte.

Die Partie in Köln bot einiges Spektakel, obwohl das zweite Münchner Wiedersehen auf dem Eis mit Steve Pinizzotto ebenso wie der Verletzte ausfiel: drei Münchner Tore innerhalb von nur 70 Sekunden zu Spielbeginn, eine Kölner Aufholjagd und ein Unparteiischer, der mit der Trage vom Eis gebracht werden musste, weil er einen Schläger an den Kopf bekommen hatte. Immerhin: Linienrichter Andreas Kowert geht es laut der Deutschen Eishockey Liga (DEL) "abgesehen von einem kräftigen Brummschädel" wieder gut.

Kopfzerbrechen bereitete den Münchnern vor allem Hannibal Weitzmann. Der 23-Jährige löste nach nur 190 Sekunden Kölns Nummer eins Gustaf Wesslau ab, der da bereits dreimal die Scheibe aus seinem Kasten hatte holen müssen. Weitzmann, der in der Saison 2013/14 unter Trainer Pierre Pagé für den EHC lizenziert war, ohne ein Spiel zu bestreiten, spielte sich in den restlichen 62 Minuten in einen Rausch und konnte nur von Kastner im Penaltyschießen überwunden werden. "Hannibal hat ein brutales Spiel gemacht", konstatierte Kastner.

"Wir haben aufgehört zu spielen. Das müssen wir cleverer lösen."

Für ihn selbst galt das zuletzt mehrmals. Die Angriffsreihe um Kastner, Mark Voakes und Frank Mauer harmoniert seit Wochen prächtig und ist sehr produktiv: Kastner legte in Köln Mauers 3:0 ideal auf, zusammen haben sie nun exakt ein Drittel der Münchner Saisontore erzielt (23 von 69). Topscorer ist Kastner, für den es sich mehr als ausgezahlt hat, dass er im Sommer phasenweise alleine mit einem Trainer auf dem Eis stand, um an seinen Defiziten zu arbeiten. Die Fortschritte sind beeindruckend. Der 25-jährige Garmisch-Partenkirchener tritt mit einem völlig anderen Selbstvertrauen auf und trägt den roten Topscorer-Helm mittlerweile mit einer Selbstverständlichkeit, als sei er mit Haftkleber fixiert. In den vergangenen drei Jahren erzielte Kastner insgesamt 16 Tore in der Hauptrunde - jetzt steht er bereits bei zehn. Eine erneute Einberufung in die Nationalmannschaft, für die er vor zwei Jahren zwei Spiele bestritten hat, dürfte nur eine Frage der Zeit sein. "Kastner hat einen großen Sprung gemacht", sagt Ex-Nationalspieler und TV-Experte Rick Goldmann, der ihm ein "ziemlich starkes Paket" attestiert. Was Kastner mache, habe Hand und Fuß. Für den Münchner Auftritt in Köln galt das nach dem schnellen 3:0 nicht

Der EHC hätte ohne Weitzmanns starke Parade gegen John Mitchell zu Beginn des Mitteldrittels zwar auf 4:0 erhöht, ließ die Kölner aber durch eigene Nachlässigkeiten wieder ins Spiel zurück. "Wir haben aufgehört zu spielen", sagte Kastner. "Das müssen wir cleverer lösen."

Zum Verhängnis wurden dem Meister seine Strafbank-Aufenthalte. Yasin Ehliz hatte bereits am Freitag nach der 2:3-Heimniederlage gegen Bremerhaven betont, der EHC dürfe sich nicht mehr so viele Strafen leisten. Taten folgten diesen Worten nicht, gleich sieben Münchner nahmen in Köln in der Kühlbox Platz. Als Tobias Eder und Keith Aulie gleichzeitig draußen saßen, verkürzten die Haie auf 1:3 (32.) und starteten ihre Aufholjagd. "Wir machen es uns schon die ganze Saison mit Strafzeiten sehr schwer", erklärte Mauer. Am Wochenende kosteten ihre Disziplinlosigkeiten die Münchner einige Punkte, drei ihrer sechs Gegentreffer kassierten sie in Unterzahl.

Besser machen kann der EHC es schon an diesem Mittwoch gegen die Krefeld Pinguine (19.30 Uhr, Olympia-Eisstadion). Gegen die Krefelder hatte der Meister beeindruckende 14 Spiele in Serie gewonnen, ehe er das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison im September zu Hause 1:2 verlor. Drei Punkte täten der Mannschaft von Trainer Don Jackson aktuell besonders gut, denn obwohl sie in ihren vergangenen elf Ligaspielen mindestens einen Punkt geholt hat, beträgt der Rückstand auf die Mannheimer Adler an der Tabellenspitze acht Punkte.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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