Eishockey:Es steht schon wieder 3:3

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Die Tölzer Löwen treten zum siebten Duell ihrer Playdown-Serie in Freiburg an. Vom jüngsten 6:0-Sieg sollten sie sich nicht blenden lassen.

Von Max Ferstl, Bad Tölz

Als er die Tölzer Eisfläche verließ, gab Miroslav Hanuljak ein trauriges Bild ab. Man kann einem Eishockey-Torhüter nicht unter die Maske schauen, doch man musste nicht im Gesicht lesen, der Körper erzählte alles. Hanuliak schlurfte mehr in Richtung Bank, als dass er lief, den Kopf hängend, die Schultern tief. Sämtliche Spannung war aus seinem Körper gewichen. Der Torhüter des EHC Freiburg hatte einen miserablen Abend durchlebt. Zwei Pucks hatte er nach vorne abprallen lassen, wo ein Tölzer gemütlich einschob. Einmal griff er ins Leere, einmal reagierte er gar nicht. Trainer Leos Sulak hatte genug gesehen - er wechselte Hanuljak aus.

Der Tscheche war bisher einer der prägenden Akteure der Playdown-Serie in der DEL 2 zwischen den Tölzer Löwen und Freiburg gewesen. Dank ihm waren die Freiburger mit einer 3:2-Führung nach Tölz gereist. Hanuljak hatte 1,76 Gegentore pro Spiel zugelassen und sagenhafte 93 Prozent der Schüsse pariert. Am Sonntag waren es gefühlt eher 39 Prozent der Schüsse, nach nicht einmal der Hälfte der Spielzeit musste Hanuljak beim Stand von 0:4 vom Eis. Er war die Symbolfigur eines eher untypischen Eishockey-Abends in Bad Tölz. Einem, an dem die zuletzt torgefährlichen Freiburger keinerlei Gefahr ausstrahlten; an dem die in Überzahl bisher ungefährlichen Tölzer Löwen in Überzahl trafen.

6:0 gewannen die Tölzer die sechste Partie und glichen die Serie gegen Freiburg auf 3:3 aus. Am Dienstag kommt es in Freiburg (19.30 Uhr) zum entscheidenden Aufeinandertreffen. Der Sieger darf auch in der kommenden Saison in der DEL 2 antreten. Der Verlierer muss sich im finalen Abstiegsduell entweder mit den Lausitzer Füchsen oder den Bayreuth Tigers herumschlagen - auch diese Serie wird im siebten Spiel entschieden. Wer allerdings am Sonntag sah, wie sehr die Löwen ihren Gegner dominierten, stellte sich schon die Frage, ob deren finaler Showdown nicht vermeidbar gewesen wäre.

Die Tölzer waren aggressiver, schneller, konzentrierter und entschlossener als ihre Gegner, was erstaunlich war. Schließlich hätten die Freiburger gute Gründe gehabt, um befreit aufzuspielen. Sie hatten die ersten beiden Partien gegen Tölz verloren, die Serie, die ihnen zu entgleiten schien, dann aber mit drei Siegen zurück auf ihre Seite gerissen. Dennoch wirkten die Gäste in Tölz gehemmt und zögerlich, als wären sie und nicht der Gegner dicht dran an der zweiten Abstiegsrunde. "Wir haben nicht das gespielt, was wir spielen wollten", klagte Sulak auf der Pressekonferenz.

Vom 6:0 dürfe man sich nicht blenden lassen, warnt Rick Boehm

Den Tölzer Löwen war nur zu Beginn der Druck anzumerken. Doch sie befreiten sie sich rasch und mit großer Entschlossenheit. Johannes Sedlmayr, wohl der beste Tölzer in der Abstiegsrunde, drückte in der 11. Minute einen Abpraller über die Linie, Josef Frank erhöhte per robustem Schlagschuss die Führung (15.), Sedlmayr und Chris St. Jaques klärten die letzten Zweifel.

Tückischer Weise ist es in solchen Serien egal, ob man klar 6:0 gewinnt, wie am Sonntag Tölz - oder knapp, wie Freiburg beim 4:3 nach doppelter Verlängerung am vergangenen Dienstag. Bisher neigten die Tölzer dazu, die knappen Spiele zu verlieren. Trainer Rick Boehm hatte das am Freitag nach der 3:7-Niederlage in Spiel fünf angedeutet, die klar aussah, aber tatsächlich knapp war. Bis zur 56. Minute hatte es 3:3 gestanden. "Wir haben zwei Mal ein 3:3 nicht für uns entscheiden können", klagte Boehm auf der Pressekonferenz.

Hinzu kommt, dass die Tölzer in den sogenannten Special Teams - also in Über- und Unterzahl - schwächer abschneiden als ihre Gegner. Bis zum Sonntag hatten die Löwen in eigener Unterzahl mehr Tore erzielt (2) als in Überzahl (1), was nicht für ihr Powerplay spricht. Inzwischen liest sich die Bilanz etwas angenehmer. Manuel Edfelder (5:0, 35.) und St. Jacques (6:0, 45.) trafen, als Tölz mehr Spieler auf dem Eis hatte. Man dürfe die Höhe des Sieges nun "in keinster Weise überbewerten", warnt Boehm. Sie wird am Dienstag egal sein. Genauso egal wie alle sechs Partien vorher. Es steht wieder mal 3:3.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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