Eishockey:Duell der Unüberwindbaren

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Mannheims Schlussmann Dennis Endras treibt Münchens Stürmer reihenweise zur Verzweiflung – hier scheitert Maximilian Kastner. (Foto: imago/Eibner/Feiner)

65 Minuten lang lassen im DEL-Spitzenspiel zwischen München und Mannheim weder Danny aus den Birken noch Dennis Endras eine Scheibe ins Tor. Das Penaltyschießen gewinnen die Adler.

Von Christian Bernhard, München

Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, doch David Wolf und Keith Aulie wussten genau, was gleich passieren würde. Beide schauten einander kurz, aber tief in die Augen - und weg waren die Handschuhe. Dann versuchten Wolf, 1,89 Meter groß und 98 Kilogramm schwer, und Aulie, 1,98 Meter und 103 Kilogramm, die Sache mit den Fäusten zu regeln. Schon seit Wochen war klar, dass das Duell zwischen dem EHC München und den Mannheimer Adlern ein besonders intensives werden würde. Genau so kam es am Sonntagnachmittag auch.

65 Minuten lang beackerten sich die zwei Hauptanwärter auf den diesjährigen Titel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in einer rassigen, intensiven und schnellen Partie. Da beide Torhüter großartig spielten, blieben sie 65 Minuten lang ohne Tor, drei Drittel plus Verlängerung. Im Penaltyschießen traf Luke Adam dann als einziger und sicherte den Mannheimern so den 1:0-Sieg am 26. Spieltag. Dadurch verteidigten die Adler die Tabellenführung, sie haben nun vier Punkte Vorsprung auf den EHC. "Ich hätte für dieses Spiel auch Eintritt bezahlt", sagte Mannheims Trainer Pavel Gross.

Wolf und Aulie waren im Startdrittel aneinander geraten, da Aulie Brent Raedeke mit einem harten Check so aufs Eis befördert hatte, dass der Adler-Angreifer nicht mehr weiterspielen konnte. Raedeke war im Moment des Checks in leichter Schieflage, wodurch er unglücklich in die Bande krachte. Der Stürmer musste in München ins Krankenhaus, eine erste Diagnose gab es bis zum Abend noch nicht. "Ob der Check ganz fair war oder nicht, darüber lässt sich streiten", sagte Mannheims Verteidiger Janik Möser nach dem Startdrittel. "Als Teamkamerad muss man seinen Kollegen unterstützen, das hat David gemacht." Münchens Trainer Don Jackson bezeichnete den Check als "sauber", Gross wollte sich die Bilder noch einmal ansehen.

Das Spiel war von Beginn an auf sehr hohem Niveau. Mit großer Intensität ging es rauf und runter, und im Mittelpunkt standen zwei Spieler, die sich schon lange aus der Nationalmannschaft kennen: Danny aus den Birken und Dennis Endras. Die beiden Torhüter vereitelten reihenweise beste Torchancen, und wenn sie mal nicht zur Stelle waren, rettete sie die Latte oder ein Pfosten, wie bei den Schüssen von John Mitchell (17.) und Yasin Ehliz (23.). Derek Joslin (11.), Trevor Parkes (38.) und Maximilian Kastner (48.) verzweifelten an Endras, aus den Birken glänzte gegen Andrew Desjardins (31.) sowie Chad Kolarik (37. und 59.). Die Torhüter-Show nahm 65 Minuten lang kein Ende - in Endras' Fall sogar darüber hinaus. "Die Goalies waren unglaublich", sagte Gross.

Beide Teams gehen angeschlagen in diese Partie, doch das ist ihnen keineswegs anzumerken

Keiner Mannschaft war anzumerken, dass sie etwas angeschlagen in die Partie gegangenen war. Der EHC hatte nur vier seiner acht Ligaspiele seit der Deutschland-Cup-Pause gewonnen, Mannheim reiste mit vier Niederlagen in Serie nach München an. Am Freitag hatten die Münchner (1:4 in Nürnberg) und die Adler (2:5 gegen Düsseldorf) deutlich verloren. Durch die Niederlagenserie war der Mannheimer Vorsprung auf den EHC in der Tabelle von acht auf drei Punkte geschrumpft. "Man kann nicht jedes Spiel gewinnen, allerdings müssen wir wieder mehr investieren", sagte Mannheims Garrett Festerling vor dem Spitzenspiel. Sein Kapitän Marcus Kink hatte mehrere Gründe für die Niederlagen ausgemacht. "Im Moment gucken wir auf dem Eis alle ein bisschen zu viel zu", sagte er. "Wir müssen mehr laufen, die Zweikämpfe annehmen und diese auch gewinnen. Das hat uns vorher ausgezeichnet, und das fehlt uns gerade ein bisschen."

Am Sonntag fehlte es keinem Team an Zweikampf-Bereitschaft. Der Münchner Respekt, den Nationalspieler Frank Mauer ausformuliert hatte ("Die Adler spielen eine überragende Saison. Sie sind die Mannschaft, die es zu schlagen gilt"), war mehr als berechtigt. Für den EHC war die Partie ein Vorgeschmack darauf, was ihn in Sachen Tempo und Intensität auch am Dienstag erwarten wird. Dann spielt er in Malmö um den Einzug ins Halbfinale der Champions Hockey League (CHL). Jackson rechnet mit dem "exakt selben Spiel wie im Hinspiel". Dieses hatten die Münchner 2:1 gewonnen.

© SZ vom 10.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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