Eishockey:Die Rückkehr des Sängers

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Endlich kann sich Matt Smaby (rechts) wieder mit Yannic Seidenberg unterhalten. Der ist nach langer Verletzungszeit zurückgekehrt. (Foto: Imago)

Perfekter Einstand: Mit Yannic Seidenberg gelingt dem EHC München ein Sieg gegen die Eisbären Berlin. Der genesene Flügelstürmer soll dem Eishockey-Erstligisten helfen, Boden gutmachen, dafür gibt es in dieser Woche gleich drei Gelegenheiten

Von Christian Bernhard, München

Als sich das Spiel dem Ende zuneigte, brannten bei Florian Busch die Sicherungen durch. Vor dem eigenen Tor schnappte sich der 30-jährige Eishockeyprofi der Berliner Eisbären gleich zwei Gegenspieler und lieferte sich eine Keilerei mit ihnen. Als das Gerangel, das für Busch und Jerome Samson im Liegen endete, aufgelöst war, hatte Samson eine blutende Wunde oberhalb des Auges und Jason Jaffray, Buschs zweiter Kontrahent, keinen Helm mehr auf dem Kopf. Die Schiedsrichter brauchten etwas Zeit, um die Situation einzuordnen. Dass das Trio auf die Strafbank musste, war allerdings unstrittig.

Busch, der aus Miesbach kommt, konnte die Auseinandersetzung als persönlichen Erfolg verbuchen, sein Team indes ging am Sonntag in der Münchner Olympia-Eishalle leer aus. 2:1 gewann der EHC München um Samson und Jaffray das 26. Saisonspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), dabei waren die Berliner mit dem Selbstvertrauen von fünf Siegen in Serie angereist. An einem DEL-Sonntag ist das kein Argument, um beim EHC München Zählbares zu holen: Denn für die Mannschaft von Ex-Eisbären-Trainer Don Jackson war das 2:1 der siebten Sieg in Folge - an einem Sonntag wohlgemerkt. Eine stolze Serie, die in der Tabelle allerdings unbemerkt bleibt. Dort rangiert der EHC nur auf Platz acht, weil zu einem DEL-Wochenende auch der Freitag gehört. Und da lief es zuletzt genau umgekehrt: sieben Freitage, sieben Niederlagen. Jackson war folglich "sehr erleichtert", dass sich seine Mannschaft wieder einmal für den Freitag rehabilitiert hatte: "Sie kommt immer wieder zurück, das muss ich ihr zugutehalten."

Einer genoss den Sieg ganz besonders: Yannic Seidenberg. Der 31-Jährige feierte am Sonntag seinen ersten DEL-Sieg der Saison, was vor allem daran lag, dass es sein erstes Ligaspiel der Saison war. Ganz zu Beginn der Spielzeit war er in der Champions Hockey League (CHL) aufgelaufen, dann hatte ihn eine Beinverletzung unerwartet lange aus dem Verkehr gezogen. "Ich bin einfach glücklich, wieder zurück zu sein und habe es genossen, wieder auf dem Eis zu stehen", sagte er, nachdem er von den Fans dazu aufgefordert worden war, die Siegesfeier vor der Kurve gesanglich einzustimmen. Auf seinem Arm hatte er dabei seinen kleinen Sohn, der erstmals mit aufs Eis durfte.

Auch Jackson ist glücklich, dass er endlich wieder auf Seidenberg bauen kann. "Yannic kann mit verschiedenen Spielern zusammen spielen und macht jede Reihe besser", fand der EHC-Trainer. Uli Maurer, der mit Seidenberg und Joachim Ramoser die vierte Angriffsformation bildete, hob Seidenbergs "riesige Erfahrung" und dessen Fähigkeit, auf dem Eis Ruhe auszustrahlen, hervor. Die vergangenen Monate waren für Seidenberg nicht einfach, immer wieder verzögerte sich seine Rückkehr. Er habe nicht damit gerechnet, dass es so lange dauert, erzählte er nun, der angepeilte Zeitplan sei eigentlich "viel kürzer" gewesen. Die Folge war eine wachsende Enttäuschung für den Nationalspieler, "es war nicht einfach, mit der Situation umzugehen". Und aufgrund der langen Pause braucht der 31-Jährige auch noch Zeit, um seinen Rhythmus zu finden: "Für mich war es einfach wichtig, sicher zu spielen und die Zweikämpfe zu gewinnen", sagte er nach dem Comeback, "der Rest kommt schon von alleine wieder". Dank Seidenbergs Rückkehr konnte der EHC erstmals seit längerer Zeit wieder mit vier vollen Angriffsformationen spielen - ein wichtiger Faktor im laufintensiven System von Trainer Jackson. "Jede unserer vier Linien hat ein solides Spiel gemacht", fand Verteidiger Toni Söderholm. Der Zeitpunkt, wieder mit zwölf Angreifern auflaufen zu können, hätte aus EHC-Sicht kaum besser sein können: Alleine bis Jahresende stehen noch sieben Spiele an. "Deswegen habe ich gedacht, jetzt zurückzukommen ist nicht schlecht", sagte Seidenberg lächelnd.

Trainer Jackson gibt sich vor dieser intensiven Phase kämpferisch, erstmals in dieser Saison warten drei Ligaspiele in einer Woche auf seine Spieler: "Jetzt können wir Boden gutmachen." Am Dienstag geht es zu Meister und Tabellenführer Mannheim (19.30 Uhr), am Freitag gastiert Vize-Meister Ingolstadt in München (19.30 Uhr) und am Sonntag folgt das Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten Iserlohn (16.30 Uhr). Die Mannheimer gaben am Sonntag gegen Wolfsburg einen 4:1-Vorsprung aus der Hand und verloren noch 4:5 nach Penaltyschießen - es war ihre vierte Niederlage in Serie. "Sie werden uns mit Sicherheit nicht unterschätzen", glaubt Kapitän Michael Wolf und spielt damit auf die ersten beiden Saisonduelle an, die der EHC jeweils in München für sich entschieden hat. Womöglich hilft den Münchnern ja auch ein Blick auf den Kalender: Der Dienstag ist schließlich nicht negativ besetzt.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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