Eishockey:Der Unverschiebbare

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Ganz in blau: Hier bringt Trevor Parkes noch im Augsburger Trikot Unruhe vors Münchner Tor – nun reiht er sich ins EHC-Ensemble ein. (Foto: Markus Fischer/imago)

Der EHC München holt einen der begehrtesten DEL-Angreifer: Trevor Parkes, in Augsburg maßgeblich für das gefährliche Überzahlspiel verantwortlich.

Von Christian Bernhard, München

Natürlich gab es ein paar Erfrischungen, die Stimmung war dem Anlass angemessen. Auf eines aber warteten die Fans vergeblich bei der Meisterfeier des EHC Red Bull München am vergangenen Samstag: auf neue Spielernamen. Dominik Kahun (Chicago Blackhawks) und Keith Aucoin (Karriereende) wurden von Manager Christian Winkler verabschiedet, beide verlassen den dreimaligen Champion der Deutschen Eishockey Liga (DEL), mehr aber wurde nicht verraten. Jetzt haben die Münchner Anhänger doch einen ersten Namen zum Träumen bekommen.

Der EHC vermeldete am Mittwoch, dass er den 26-jährigen Stürmer Trevor Parkes von den Augsburger Panthern verpflichtet hat. Er "könnte nicht glücklicher sein", erklärte der Kanadier. Die Münchner haben "über die vergangenen Spielzeiten hinweg konstant ihre Klasse bewiesen. Ich kann es kaum erwarten, Teil davon zu sein und hoffe, meinen Beitrag zu weiteren Erfolgen zu leisten", betonte er. Parkes beansprucht nach Derek Joslin und Jason Jaffray, die dem EHC erhalten bleiben, erst die dritte Ausländerlizenz der Münchner.

Damit hat sich der EHC einen der begehrtesten Spieler der Liga geangelt. "Wir haben alles versucht, Trevor Parkes in Augsburg zu halten", sagte Panther-Coach Mike Stewart, "leider ist es uns nicht gelungen." Trotz eines laut Panther-Seite "stark verbesserten Angebots" entschied sich Parkes für den EHC. Im vergangenen Jahr hatten es die Schwaben noch geschafft, den Stürmer trotz des Werbens finanzkräftiger Konkurrenz zu halten. Jetzt bekam der finanzstärkste Klub der Liga den Zuschlag.

Beeindruckende 47 Tore hat Parkes in seinen zwei Augsburger Jahren geschossen, dazu kamen 39 Vorlagen. Er war eine wichtige Figur im Augsburger Überzahlspiel, das nicht erst in der abgelaufenen Saison eines der gefährlichsten der ganzen Liga war: Parkes' sieben Überzahltore in der zurückliegenden Hauptrunde wurden ligaweit nur von vier Spielern überboten. Im Zuge der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Pyeongchang durfte er so wie Münchens Endspiel-MVP Jon Matsumoto, der den EHC Richtung Iserlohn verlassen wird, bei der kanadischen Nationalmannschaft reinschnuppern. Für einen Platz im Olympiakader Kanadas reichte es allerdings nicht.

Maximilian Daubner erhält einen Vertrag für die neue Saison. Er trat bisher meist für Riessersee an

In der DEL hat Parkes sich dennoch einen Namen gemacht. Er ist ein klassischer Power Forward mit Torjägerqualitäten, die in der DEL rar gesät sind. Mit seinen Gardemaßen - 1,90 Meter, 98 Kilogramm - ist er nur schwer von der Scheibe zu trennen und noch schwerer von da zu verdrängen, wo er sich sehr gerne aufhält: direkt vor dem gegnerischen Kasten. "Er fährt seine Checks zu Ende. Dann fährt er vor das gegnerische Tor, und er liebt es dort zu sein", erklärte Stewart der Augsburger Allgemeinen. "Wenn er vor dem Tor steht, ist er kaum wegzuschieben", sagte der Augsburger Trainer und brachte damit eine der größten Stärken des Kanadiers auf den Punkt. Dem Torhüter die Sicht nehmen, die Scheibe abfälschen oder auf den Abpraller lauern: Parkes hat rund um den gegnerischen Torraum mehrere Optionen, seiner Mannschaft zu helfen.

Zudem gab der EHC bekannt, dass Maximilian Daubner zur neuen Saison mit einem Profivertrag ausgestattet wird. Der 20-jährige Angreifer kam in der abgelaufenen DEL-Hauptrunde siebenmal für die Münchner zum Einsatz und schnupperte mit dem EHC Königsklasse-Luft: In der Champions Hockey League (CHL) gelang ihm das Kunststück, den Münchnern beim schwedischen Brynäs IF mit einem Treffer in der allerletzten Spielsekunde den Gruppensieg zu bescheren. Überwiegend spielte Daubner aber beim Kooperationspartner SC Riessersee in der DEL2, wo er auf fünf Tore und elf Vorlagen kam. Dort erreichte er mit der vom ehemaligen EHC-Profi Toni Söderholm trainierten Mannschaft das Finale, musste sich aber den Bietigheim Steelers geschlagen geben.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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