Eishockey:Der Meister kontert

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Jerome Flaake und Jon Matsumoto (v.r.) suchen nach einem Weg durch das Wolfsburger Abwehrknäuel. (Foto: Press/Imago)

Mit einem 5:1 bei Finalgegner Wolfsburg macht der EHC München die 1:3-Auftaktniederlage bei den Kölner Haien wett und verhindert dank besserer Chancenverwertung einen Fehlstart in die neue DEL-Saison

Von Christian Bernhard, Wolfsburg/München

Wolfsburg ist und bleibt ein gutes Eishockey-Pflaster für München. Viereinhalb Monate, nachdem der EHC Red Bull München dort seinen ersten Meistertitel perfekt gemacht hat, gewann die Mannschaft von Trainer Don Jackson am Sonntagnachmittag das zweite Saisonspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen den Vorjahresfinalisten 5:1 (2:0, 1:1, 2:0) und verhinderte somit einen Fehlstart. Am Freitag hatte der Meister zum Auftakt eine 1:3-Pleite bei den Kölner Haien hinnehmen müssen. "Wir haben heute unsere Offensivstärke genutzt", sagte Torhüter Danny aus den Birken, der am Sonntag statt David Leggio das Tor des Meisters hütete. Dieses Wechsel-Spielchen wird man wohl öfters sehen. Don Jackson hatte unter der Woche angekündigt, vorerst erneut auf Rotation zwischen den zwei potenziellen Nummer-eins-Torhütern zu setzen. Verzichten musste der 60-Jährige erneut auf die verletzten Steve Pinizzotto, Jason Jaffray, Richie Regehr, Joachim Ramoser und John Rogl.

Wie schon in Köln begannen die Münchner auch in Wolfsburg dominant - mit dem Unterschied, dass sie diesmal ihre Chancen nutzten. Und es waren die Zugänge, die früh klare Verhältnisse schufen. Erst traf der 40-jährige Verteidiger Deron Quint, DEL-Rückkehrer aus der KHL, aus spitzem Winkel, nachdem die Scheibe von der Bande vor das Wolfsburger Tor gesprungen war (3.). Zwei Minuten später hatte Brooks Macek (vormals Iserlohn) vor dem Wolfsburger Tor alle Zeit der Welt und bezwang Sebastian Vogl mit einem platzierten Rückhandschuss. EHC-Kapitän Michael Wolf (3.) und Florian Kettemer (5.) hatten weitere Chancen für die furios startenden Münchner. Die Grizzlys fanden erst Mitte des Startdrittels ins Spiel, Jimmy Sharrows Schuss fand aber nicht an aus den Birken vorbei (10.). Der Meister hatte die Partie in den ersten 20 Minuten im Griff.

"Die Münchner laufen sehr gut", sagte einer, der es genau wissen muss: Jeremy Dehner. Der Verteidiger, der speziell in der Finalserie ein entscheidender Faktor für den EHC gewesen war, hatte sich im Sommer den Wolfsburgern angeschlossen und traf nun erstmals als Gegner auf das Jackson-Team. "Wir müssen zu unserem System finden", forderte er nach dem Startdrittel. Das gelang den Niedersachsen im Mitteldrittel auch, sie übernahmen früh die Spielkontrolle. Gerrit Fauser brachte die Scheibe nach einem Konter in Unterzahl nicht im Münchner Kasten unter (22.), doch vier Minuten später zappelte sie doch im EHC-Netz: Nach einem Schuss von der blauen Linie prallte der Puck erst an den Helm von Kettemer, dann ins Tor. Zugeschrieben wurde der Treffer dem ehemaligen Münchner Lubor Dibelka, der schon im ersten Saisonspiel getroffen hatte. Wolfsburg machte nun Druck, die Münchner verloren die Kontrolle. Immer wieder stand aus den Birken im Mittelpunkt, doch das Tor machte der Meister: Nach einem Konter drückte Konrad Abeltshauser die Scheibe über die Linie, Dominik Kahun hatte sehenswert quergelegt (38.). "Wir haben ihnen zu viel Zeit und Raum gegeben", fand Wolf, angesprochen auf das Mitteldrittel. Maximilian Kastner erhöhte in der Schlussphase noch auf 5:1 (56., 60.).

In Köln hatten den Haien 123 Sekunden, "in denen wir geschlafen haben" (Jackson), gereicht, um im Mitteldrittel auf 3:0 zu stellen. Münchens Spieler und Trainer bewerteten das unglückliche Auftaktspiel unterschiedlich. Jackson fand, keiner seiner Spieler habe ein tolles Spiel gemacht, der 60-Jährige hätte sich von "einigen Spielern" mehr erwartet. Wolf sprach von einem "eigentlich sehr guten Auswärtsspiel", seiner Meinung nach musste sich der EHC lediglich ankreiden lassen, seine Chancen nicht genutzt zu haben. Wolfs Ansage: "Wir dürfen jetzt nicht alles schwarzreden." Auch Frank Mauer, der zu Beginn des Schlussdrittels den einzigen Treffer für den Meister erzielt hatte, zeigte sich "größtenteils zufrieden""; der Stürmer fand, es habe nur an "ein paar Details" gemangelt. In Wolfsburg passte alles.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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