Eishockey:Bestens verankert

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Tänzchen gefällig? Patrick Hager, Schütze des 2:1, und Daryl Boyle (v. li.) gratulieren Mads Christensen, der zum 3:1 getroffen hat. (Foto: City-Press/Gepa)

Der EHC München lässt sich weder von der Debatte über die umstrittene Aktion seines Torhüters David Leggio gegen Bremerhaven noch vom Rückstand in Iserlohn verunsichern: Er dreht die Sonntagspartie zu einem ungefährdeten 5:1.

Von Christian Bernhard, München

Eines gleich vorneweg: Jene Person, über die ganz Eishockey-Deutschland seit Freitagabend spricht, kam am Sonntag nicht zum Einsatz. David Leggio saß in Iserlohn auf der Bank des EHC Red Bull München, nach drei Siegen in Serie war nach dem Torhüter-Rotationsprinzip von EHC-Trainer Don Jackson wieder Danny aus den Birken an der Reihe. Der machte seine Sache beim Münchner 5:1-Sieg gegen die Iserlohn Roosters sehr gut, doch dazu später mehr.

Durch die eigenen Beine und über Iserlohns Torwart: Jon Matsumoto gelingt ein Zaubertor

Hauptsächlich gesprochen wurde am Sonntag immer noch über jene Szene, die mittlerweile bis nach Nordamerika geschwappt ist: Leggios mutwilliges Verschieben seines Tores, als ein Bremerhavener Stürmer beim Münchner 5:2-Sieg am Freitag alleine auf ihn zugelaufen war. Münchens Kapitän Michael Wolf sagte, was da passiert sei, "lag nicht in unserer Hand". Leggio habe die Regeln ausgeschöpft, "ob das gut oder schlecht ist, müssen andere entscheiden". Leggio hatte den fälligen Penalty beim Stand von 1:1 gehalten. Iserlohns Boris Blank, der gegen München sein 900. DEL-Spiel bestritt, bezeichnete die Aktion als "unsportlich" und erklärte, seiner Meinung nach müsse Leggio "ein bisschen bestraft" werden.

Diese Option besteht. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) teilte mit, dass die Ligagesellschaft "derzeit zusätzliche Disziplinarmaßnahmen gegen den Spieler Leggio" prüfe . In der nordamerikanischen AHL, wo Leggio vor drei Jahren ähnlich agierte, gibt es seither zusätzlich zum Penalty eine Spieldauerdisziplinarstrafe für den Goalie. Selbst aus den Birken konnte sich dazu einen ironischen Spruch nicht verkneifen. "Ich habe mich nicht an den Plan gehalten", sagte er lachend. Der habe nämlich eigentlich vorgesehen, "beim Iserlohner Zwei-gegen-null-Angriff das Tor umzuschmeißen."

Sportlich war das Münchner Wochenende ein sehr erfolgreiches. Das 5:1 war der vierte Sieg in Serie, der EHC bleibt mit 61 Punkten Tabellenzweiter, drei Zähler hinter den Eisbären Berlin. Wie schon gegen Bremerhaven hatte Jackson auch in Iserlohn auf die verletzten Dominik Kahun und Steve Pinizzotto verzichten müssen. Zehn Minuten nach Spielbeginn musste Münchens Meistertrainer ansehen, wie die Iserlohner, die ihre vorangegangenen drei Spiele verloren hatten, dank Blaine Down im ersten Überzahlspiel 1:0 in Führung gingen. Münchens Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, dem EHC reichten 115 Sekunden, um die Partie zu drehen. Frank Mauer vollendete mit einer platzierten Direktabnahme ein schönes Zuspiel von Jon Matsumoto zum 1:1 (16.) und Patrick Hager bezwang Mathias Lange im Roosters-Tor mit einem Schuss ins kurze Eck, nachdem sein erster Versuch geblockt worden war (18.). "Wir sind ungemein unnachgiebig", sagte Mauer in der ersten Drittelpause.

Im Mitteldrittel machte erst einmal Iserlohn Druck, das Tor machte aber der EHC: Mads Christensen gewann direkt vor Lange einen Zweikampf und stocherte die Scheibe zum 3:1 über die Linie (30.). Passend zum Wochenende stand der Münchner Torwart auch am Sonntag im Mittelpunkt - diesmal aus rein sportlicher Sicht. Aus den Birken hielt mehrmals stark, seine Parade in Minute 35 gegen Travis Turnbull, der zusammen mit Luigi Caporusso alleine auf den EHC-Goalie zugelaufen war, war sensationell.

Matsumoto ließ sich von der Glanztat inspirieren - und zauberte selbst eine aufs Eis: Der Stürmer zog sich die Scheibe mit dem Schläger selbst durch die Beine und hob sie über Lange zum 4:1 in den Roosters-Kasten (37.). "Die Jungs waren alle begeistert", sagte aus den Birken zu dem technisch herausragenden Tor Matsumotos, der damit nach seinen zwei Treffern gegen Bremerhaven sein Wochenende krönte. Die Partie war damit früh vorentschieden, Topscorer Keith Aucoin setzte im Schlussdrittel noch einen Treffer drauf (45.). "Ich denke, dass wir sehr gut gespielt und unsere Offensiv-Power genutzt haben", bilanzierte aus den Birken. Das EHC-Wochenende endete schließlich so, wie es begonnen hatte: turbulent. Wetterbedingt fiel der Flug von Düsseldorf nach München aus, mit dem die Mannschaft am Sonntag zurückgereist wäre. Stattdessen hieß es: 600 Kilometer Busfahrt.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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