Eishockey:Arbeitspferd auf Kufen

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Leitfigur in einer neuerdings wieder sehr gefährlichen Gruppe: Mit zwei Toren und zwei Vorlagen trug Trevor Parkes (vorne) zu den Heimsiegen gegen Iserlohn und Wolfsburg bei. Am Freitag war seine Reihe mit Matt Stajan und Justin Shugg (hinten v.li.) an allen Münchner Treffern beteiligt. (Foto: Mathias Mandl/Imago)

Nach einer glücklosen Phase hat Stürmer Trevor Parkes seinen Torriecher wiedergefunden. Das dürfte dem EHC München nicht nur in Berlin weiterhelfen, sondern vor allem in den Playoffs.

Von Christian Bernhard

Einer der Lieblingssätze von Don Jackson lautet: "Du weißt nie, wann deine Mannschaft scoren wird." Der Trainer des EHC Red Bull München betont immer wieder, er kontrolliere alles, was auf dem Eis zwischen den zwei Toren passiere, aber nicht, ob und wann seine Spieler ins Tor treffen. Dabei spiele auch der Zufall eine Rolle. "Manchmal geht die Scheibe rein, manchmal nicht", sagt Jackson.

Trevor Parkes weiß, was sein Trainer meint. Der Angreifer tat sich zuletzt mit dem Toreschießen schwer. Bis zum vergangenen Wochenende, als der Kanadier bei den Heimsiegen gegen Iserlohn (5:1) und Wolfsburg (3:1) zwei Tore und zwei Vorlagen beisteuerte. "Manchmal hast du Spiele, wo es einfach läuft", sagte der 27-Jährige hinterher. "Unsere Reihe hatte zuletzt Probleme mit dem Toreschießen, andere haben uns mitgezogen." Am vergangenen Wochenende, speziell am Freitag, war es dann wieder seine Reihe, die den Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu den Siegen sechs und sieben in Serie zog.

Beim 5:1 gegen Iserlohn am Freitag hatte die Formation mit Parkes, Matt Stajan und Justin Shugg bei allen Treffern ihre Schläger im Spiel. Das Trio sammelte jeweils drei Scorerpunkte. "Das hat großen Spaß gemacht", sagte der 1,90 Meter große Außenstürmer, der ein Tor erzielte und zwei vorbereitete. Am Sonntag legte der bullige Angreifer, der im Sommer aus Augsburg gekommen war, gleich nach. Gegen den ehemaligen Münchner David Leggio im Wolfsburger Tor traf Parkes bereits in der dritten Minute zum 1:0.

Parkes erzielte seine beiden Treffer an diesem Wochenende in "seinem Territorium", wie Don Jackson den Raum direkt vor dem gegnerischen Tor nennt. Dort fühlt er sich am wohlsten, dort bereitet er den Gegnern die meisten Probleme. Nationalspieler Patrick Hager ist von Parkes' "unglaublichem Torriecher" beeindruckt: Für seine Größe sei der Kanadier "vor dem Tor unglaublich beweglich und sehr intelligent, im richtigen Moment den Gegner wegzuschieben und sich rauszudrehen". Dadurch kann Parkes die Scheibe entweder abfälschen oder Nachschüsse sichern. Solch ein Spielertyp sei "gerade in den Playoffs unglaublich wichtig", betonte Hager.

Jackson gefällt an der Stajan-Parkes-Shugg-Reihe, dass sie sich gut ergänzt. "Staj und Shugger sind gute Passspieler, und Trevor ist der Big Guy, der vor dem Tor lauert und mit seinen starken Händen rund um den Kasten treffen kann." Jackson bezeichnet Parkes als "Arbeitspferd" - Spieler dieses Types sind in der aktuellen Phase der Saison besonders gefragt, wenn es nach dem EHC-Trainer geht: "Regel Nummer eins lautet: Wir müssen die Gegner niederarbeiten."

Verbesserungsbedürftig ist trotz der Siegesserie das Münchner Überzahlspiel. Nur 14 Prozent aller Münchner Gelegenheiten führen zu einem Treffer, das beschert dem Meister den enttäuschenden zwölften Platz in dieser Kategorie. Damit das besser wird, hat sich der EHC in der vergangenen Woche die Dienste von Clement Jodoin, 67, gesichert. Der erfahrene Kanadier verstärkt das Münchner Trainerteam und arbeitet speziell am Powerplay. "Für die Spieler ist das ein frischer Ansatz", erklärte Jackson. Im Moment steht Jodoin bei den Spielen nicht hinter der Bande, er reist allerdings mit der Mannschaft. Und für das nächste Spiel hat Jodoin sicher einiges zu erzählen. Bereits an diesem Dienstag (19.30 Uhr) gastiert der EHC bei den Eisbären Berlin, für die Jodoin bis Mitte Dezember als Cheftrainer verantwortlich war. Wenn jemand die Eigenheiten der Eisbären also kennt, dann er.

Trevor Parkes wird sich gerne an das jüngste Aufeinandertreffen mit Berlin erinnern. Gegen den letztjährigen Gegner im Finale, der am Sonntag seine Serie von sieben Niederlagen mit einem 5:4 in Bremerhaven beendete, rettete Parkes den EHC Ende Dezember mit einem späten Treffer in die Verlängerung und sicherte dann im Penaltyschießen den Sieg. Sein Tor zum 3:3 fiel in Überzahl.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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