Eishockey:Alle gegen den Rekordmann

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Gegen Mannheim und Krefeld sichert sich der EHC München zum ersten Mal seit eineinhalb Monaten wieder sechs Punkte an einem Wochenende. Einer stiehlt dem DEL-Klub aber fast die Show: Daniel Pietta, der bei den Pinguinen einen Zehnjahresvertrag erhält

Von Christian Bernhard, München

Es dauerte nur wenige Minuten, da hallten am Sonntagnachmittag die ersten "Daniel Pietta"-Gesänge durch die Münchner Olympia-Eishalle. Pietta ist Nationalspieler und hat seit Freitag einen besonderen Status in der deutschen Eishockeywelt. Der 28-Jährige unterschrieb bei den Krefeld Pinguinen, seinem Heimatklub, bei dem er alle Jugendteams durchlaufen hat, einen Zehnjahresvertrag. Solch einen langen Kontrakt hat es in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) noch nie gegeben.

Die Gesänge in Minute fünf, als Pietta eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Münchens Topscorer Garrett Roe hatte, für den beide auf die Strafbank mussten, kamen also aus der Krefelder Kurve, seinem Team der nächsten zehn Jahre. Nicht aus der des EHC, der ihn allzu gerne nach München geholt hätte. Er wolle gar nicht bestreiten, "dass es wirklich sehr gute Angebote von einigen DEL-Klubs gab", sagte Pietta nach seiner spektakulären Vertragsverlängerung. "Ich bin jetzt 28 Jahre alt und hätte bestimmt in den nächsten drei Jahren bei einem anderen Team sehr gutes Geld verdienen können." Eines dieser sehr guten Angebote war aus München eingetrudelt, doch Pietta entschied sich für seine Heimat und nahm dafür nach eigenen Angaben finanzielle "Abstriche" in Kauf.

Am Sonntag schlug der EHC Piettas Pinguine mit 3:1 (1:1, 1:0, 1:0), feierte so den sechsten Heimsieg in Serie und krönte sein starkes Wochenende, das mit einem 5:4-Sieg im Spitzenspiel bei Tabellenführer Mannheim begonnen hatte. Ohne zahlreiche Stammspieler - auch Mads Christensen (Oberkörperverletzung) und Toni Ritter (Beinverletzung) fielen kurzfristig aus - tat sich der EHC gegen den Tabellenelften zu Beginn äußerst schwer. Das frühe 0:1 von Herberts Vasiljevs (5.) verunsicherte die Münchner zusätzlich, die sich bei Niklas Treutle bedanken konnten, dass es eine Minute später nicht schon 0:2 stand: Der EHC-Torhüter rettete gegen den ehemaligen Münchner Martin Schymainski gleich doppelt. Die erste gefährliche Offensivaktion gelang dem Team von Trainer Don Jackson erst in der zehnten Minute, Kapitän Michael Wolf scheiterte an Krefelds Torhüter Tomas Duba. Der war eine Minute später machtlos, als Matt Smaby in Überzahl zum 1:1 ausglich. Der EHC-Verteidiger war von Jackson im Powerplay vor das gegnerische Tor beordert worden, wo seine 196 Zentimeter Körpergröße den Torhütern die Sicht nehmen und die Verteidiger beschäftigen sollten. Diesmal war er nach einer Direktabnahme von Daryl Boyle im Nachschuss erfolgreich. Der EHC wurde danach aktiver, Alexander Barta (12.) und Wolf (20.) scheiterten aber an Duba.

Disput auf dem Eis: Krefelds Daniel Pietta und Münchens Garret Roe beharkten sich immer wieder. (Foto: Brem/Gepa/imago)

Zu Beginn des Mitteldrittels belohnten sich die Münchner für ihr Bemühen. Barta hatte freie Schussbahn und setzte die Scheibe ins linke Kreuzeck (21.). Barta und seine Reihenkollegen Yannic Seidenberg und David Meckler waren schon am Freitag in Mannheim spielentscheidend gewesen, sie erzielten vier der fünf EHC-Tore und sammelten acht Scorerpunkte. Das Spiel gegen Krefeld ging nach Bartas 2:1 hin und her, Krefeld versteckte sich nicht. Andreas Driendl hatte die beste Chance zum Ausgleich, doch der Angreifer schoss Treutle an (30.). Die viel größere Möglichkeit bot sich allerdings Barta, der auf Höhe der Torlinie zum Abschluss kam, dabei aber von Duba gestoppt wurde (34.). Der Schlusspunkt gelang Richie Regehr mit einem Treffer ins leere Tor (60.).

Durch die beiden Siege feierte der EHC sein erstes Sechs-Punkte-Wochenende seit sechs Wochen. Beim Tabellenführer Mannheim hatten die Münchner einen 1:3-Rückstand gedreht, was Jackson dazu brachte, in Guardiola-Manier von einem "top top Mannschaftssieg" zu sprechen. Gegen Krefeld reichte eine durchschnittliche Leistung - trotz der Anwesenheit von Rekordmann Pietta.

© SZ vom 19.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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